Stadt Amstetten kauft die Forstheide
AMSTETTEN. Holzerntemaschinen verwüsteten Wanderwege und Joggerstrecken. Mit der Zerstörung ist Schluss, weil die Stadt Gutsherren Hatschek den Wald um 3,9 Millionen Euro ablöst.
Mit einem Handstreich brachten gestern Grüne und SP im Rathaus einen nicht alltäglichen Grundstückskauf über die Bühne. Nach einer nächtlichen Verhandlungsrunde waren die Verträge gerade erst in Reinschrift getippt, als die beiden Koalitionsparteien einen Dringlichkeitsantrag im Gemeinderat einbrachten, Gutsherrn Matthias Hatschek dessen 210 Hektar großen Besitz in der Forstheide zur Gänze abzukaufen.
Hatschek hatte den Föhrenhain, der das Naherholungsgebiet der Bezirksstädter ist, 2005 über die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) von der Spanischen Hofreitschule erworben. Der Konflikt mit Naturschützern und Freizeitsportlern ließ nicht lange auf sich warten. Hatschek bewirtschaftete den Wald als normalen Forstbetrieb, wobei auch schwere Holzharvester zum Einsatz kamen, die die Wanderwege und Joggerstrecken umpflügten. Letztlich gelang es der Stadt, den Forstwirt mit einer jährlichen Abschlagszahlung von 21.912 Euro zu einer sanfteren Wirtschaftsweise zu bewegen.
Schlussendlich hat Vizebürgermeister Michael Wiesner (SP) Gespräche über den Sommer zum Abschluss gebracht, dass Hatschek verkauft. "Das war ein Angebot, zu dem sich die Stadt als Bedingung ein für allemal und gleich zu äußern hatte", sagte Wiesner. Die vereinbarten 3,9 Millionen Euro für die 210 Hektar Gesamtfläche werden Mitte März nächsten Jahres fällig gestellt. Das gibt Wiesner als Finanzreferenten die Möglichkeit, den Kaufpreis mit 2 Millionen Euro Darlehensaufnahme und 1,9 Millionen Euro aus Rücklagen im nächstjährigen Haushalt zu budgetieren. "Der Kauf der Forstheide als Naturjuwel und Erholungsgebiet für die Amstettner ist eine einmalige Gelegenheit, die nicht wiedergekehrt wäre", freuten sich er und Grüne-Stadtrat Dominic Hörlezeder gemeinsam. Keinen Freudensturm löste der Deal bei der VP aus. Vizebürgermeister Dieter Funke grollte der SP und den Grünen, von ihnen mit einem Dringlichkeitsantrag überrumpelt worden zu sein: "In 15 Jahren, in denen ich Gemeinderat bin, kam so etwas nicht vor". Die VP lehnte den Kauf ab, wurde aber überstimmt.
Forstheide: Der lange Weg
- 1997 - 12.12.: 22.000 Protestunterschriften zeigten Wirkung: Land NÖ. kauft das Areal auf, auf dem die Firma SMA Müllöfen bauen wollte.
- 2005 - 18.10.: Spanische Hofreitschule verkauft ihren Waldbesitz zum Ausrufungspreis von 7,5 Mio. Euro für 1700 ha, darunter auch die Forstheide. Matthias Hatschek erhält Zuschlag.
- 2011 - 28.2.: Beim Trauermarsch lässt die Bürgerinitiave schwarze Luftballons steigen. Hatschek nutzt den Wald, Wanderwege werden zerstört.
- 2016 - 24.3.: Gutsherr Matthias Hatschekbetreibt eine „sanfte Holzbringung“ gegen Abschlagszahlungen. Nun verkauft er der Stadt 37 Hektar der Forstheide um 1,1 Millionen - einem Quadratmeterpreis von 2,89 Euro.
- 2019 - 30.10.: Der Gemeinderat beschließt den Kauf der restlichen 210 Hektar von Hatschek um 3,9 Mio. Euro - 1,85 Euro pro Quadratmeter.
Dürfte ein gutes Geschäft für den Verkäufer sein.... einfach mal nachrechnen....und das hat die Hofreitschule nicht im Kreuz gehabt🤔