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Wenn Wandern zur Tortur wird, aber nach 25 Stunden intensiv beseelt

Von Valentina Dirmaier, 22. September 2016, 00:04 Uhr
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Bildergalerie 24 Stunden für Nepal
Bild: Roland Koch

ROßLEITHEN. Für den guten Zweck jagten Gerlinde Kaltenbrunner und 150 Begleiter den inneren Schweinehund 67 Kilometer weit durch die Pyhrn-Priel-Region. Eine Grenzerfahrung.

"Hättest du Lust auf etwas richtig Spannendes und Unvergessliches?" – "Klar doch!". Das war er, der Auftakt zum Abenteuer 24 Stunden wandern. 67 Kilometer. 2700 Höhenmeter. Fünf Wochen und einige Zweifel später stehen wir am Samstagmorgen um 5.55 Uhr in Wanderklamotten und mit gefüllten Rucksäcken vor Michaela, Elisabeth und Sylvia. Die drei Organisatorinnen empfangen die etwa 122 Teilnehmer mit einem warmen Händedruck, verteilten Goodiebags und schicken uns um 7.35 Uhr in den Regen.

Wo sind sie nur geblieben, die anfängliche Motivation und der Enthusiasmus? 24 Stunden gehen und mit dem Startgeld in Höhe von 11.000 Euro ein Hilfsprojekt in Nepal zu unterstützen? Das Wetter ist schuld. Nicht einmal der Anblick des malerischen Gleinkersees kann das Stimmungsbild aufhellen.

Das Leiden beginnt früh

Dann die ersten Höhenmeter. Die rutschigen Steine. Das Regenwasser. In diesem Fall ist das Leid, wenn es geteilt wird, wirklich halb so schwer zu ertragen. Und die Freude nach dem steilsten Stück der gesamten Tour enorm, als endlich die Dümlerhütte auf 1495 Metern vor uns ist. Ein Empfangskomitee mit Ziehharmonika und Gitarre, Nudel- und Gulaschsuppe, Heißgetränke sowie Hüttenwirt Wolfgang Peböck lassen die Strapazen vergessen.

"Echt cool, dass wir dabei sind." Kindergartenfreundin und Bergpartnerin Magdalena strahlt. Genauso wie Gerlinde Kaltenbrunner. Für die Extrembergsteigerin, die den Anstoß zu diesem einzigartigen Hilfsprojekt gab, muss eine solche Tour wie ein Spaziergang sein. Im Gegensatz zu einem anderen Teilnehmer, der am frühen Nachmittag vor der zweiten Labstation auf der Steyrsbergerreith in Vorderstoder aufgibt. Tour beendet. Schade, er hat die vorzüglichen Speck-, Grammel- und Käsebrote versäumt, die Familie Platzer für die bewegungsfreudige Gruppe zubereitet hat.

Nächster Halt: die Höss. Eine Gegend, die uns Flachlandkindern nur vom Carven auf zwei Brettern bekannt ist. Statt Skiwasser gibt’s alkoholfreies Bier. Isotonisch und kraftspendend, erklärt Horst Hiessböck, bevor er einen kräftigen Zug nimmt. Der ehemalige Heilmasseur muss es wissen. Bevor wir die Hannes-Trinkl-Abfahrt zu Fuß runterwedeln, versorgt der Linzer erste Blessuren und Verrenkungen.

Weniger schnell und weniger laut brechen wir später auf in die Nacht, vorbei geht es am Schiederweiher, vorbei an der Krummen Steyr. Mit jeder Stunde wird der Kampf gegen die Müdigkeit härter, jeder Anstieg mühevoller. Die Frage nach dem Warum-tun-wir-uns-das-an prügelt immer intensiver auf einen ein. Der Hammer, wie ihn die Erfahrenen nennen, trifft einige schon vor Mitternacht mit voller Wucht. Das "Ich-will-nicht-mehr-Gefühl" wird stärker. Und als wären die trägen Beine nicht schon genug geplagt, schickt uns der Himmel nasse Grüße von oben. Zum x-ten Mal. So glücklich waren wir noch nie über einen Schöpfer klare Suppe, den Familie Lindbichler in einer Scheune ausgibt, werden wir später sagen. Sogar ein Powernap auf der Bierbank wirkt Wunder.

Auf! Auf! Die letzte Motivation zusammenkratzen, die Beine in der Hand, es geht talwärts. Die Blessuren häufen sich nach 20 Stunden Fußmarsch erheblich. "Schatzi, meine Fußsohlen brennen wie Feuer", klagt ein Herbert Konrad aus Vöcklamarkt. Seine Anna, nicht minder träge, versucht ihn mit Gedanken an ein erholendes Bad im Anschluss an die 24-Stunden-Wanderung bei Laune zu halten.

In den frühen Morgenstunden heißt es: Zum letzten Mal auf. Noch eineinhalb Stunden. Knapp sieben Kilometer. In Gedanken der malerische Gleinkersee vor Augen. Beinahe lethargisch tragen uns die Gedanken zum Ziel. Endlich. Um 8.20 Uhr erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Schleppen uns zum Frühstückstisch. Umarmen uns, lassen uns von einer der besten Bergsteigerinnen der Welt herzen. Ja, wir haben es in knapp 25 Stunden, 67,1 Kilometer und 2500 Höhenmetern geschafft. Leidenschaft, die Leiden schafft, flüstert mir Magdalena zu, bevor wir uns in die Arme fallen.

 

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