Oberumberg hat wenigstens die Milchbank wieder
EURATSFELD. Christine Haiden dokumentierte den Wandel in ihrem Heimatdorf vom ersten Traktor bis zu den letzten Milchkühen.
Gratisschulbücher und Gratisschulbus der Regierung Bruno Kreisky ermöglichten auch den "Häuslerkindern" in Oberumberg, einem Dorf weitab vom Schuss, Bildung. Gegessen haben die Kinder des Hilfsarbeiters Johann und der Nebenerwerbsbäuerin Christine Haiden viel Gemüse, das im Garten wuchs. Heute steht im Stall, den die Haidens in den sechziger Jahren gebaut haben, kein Vieh mehr, und der Grund ist verpachtet. Nur noch zwei Milchbauern gibt es in Oberumberg, die an die Molkerei liefern.
Christine Haiden ist eine bekannte Journalistin geworden und besucht ihre Eltern wie es ihre Verpflichtungen und ihr dichter Terminplan zulassen. Die Chefredakteurin der angesehenen Zeitschrift "Welt der Frau" setzt die Schutzbrille auf und wirft die Motorsense an, um die Brennnesseln abzumähen, die vor dem Haus des Nachbarn wuchern. Der alte Mann schafft die Arbeit nicht mehr.
Die Verbundenheit zum Dorf ihrer Herkunft hat jetzt Haiden gemeinsam mit dem einstigen Nachbarbuben, dem Steyrer Fotografen Franz Weingartner ("Weinfranz"), in einem Kunstprojekt beim gegenwärtigen Nö. Viertelsfestival eingebracht. Die Dorfgemeinschaft hat sich sehr gewandelt, aber sie besteht weiterhin, sagt Haiden: "Die Gemeinschaft im Dorf ist immer noch wichtiger als die Verwandtschaft." Zusammenhalt und Zusammenstehen, was das Leben auch bringt, gebe es noch immer.
Die Wurzeln nicht verleugnen: Projektautoren Christine Haiden und Franz Weingartner.
Weingartner hat alle Angehörigen der Familien, egal ob sie geblieben oder verzogen sind, fotografiert. "Keiner hat sich ausgenommen", sagt Weingartner. Die Porträts jener, die wie Christine Haiden fortgingen, wurden auf Tafeln blass gedruckt – sie sind nicht mehr da, gehören aber doch noch dazu.
Haiden hat rund 70 Interviews mit Dagebliebenen und Fortgezogenen geführt, die Alltagserzählungen auf DVDs gebrannt und in einem Buch festgehalten. Der Leser erfährt darin, dass die Familie Sündhofer nicht nur den ersten Traktor des Dorfes besessen hat, sondern auch den ersten Priester hervorgebracht hat und eine Ordensfrau, die die katholische Mission bis nach Sumatra verschlug.
Familientafel der Haidens. Die Eltern sind am Haus geblieben
In den späten siebziger Jahren zählte Oberumberg 70 Bewohner und eine Kinderschar, die den Unterumbergern in der Nachbargemeinde Ferschnitz am hellichten Tag das Sonnwendfeuer anzündeten, was zu Verstimmungen geführt hatte. Heute hat Oberumberg nur noch 45 Seelen.
Haiden und Weingartner haben auf einem Rostplatz die alte Milchbank gefunden, auf die die Kannen zur Abholung für die Molkerei gehievt wurden. Das alte Eisen wurde restauriert und mit Wickelfolie für Heuballen wie ein Partyzelt überzogen. Die Dorfjugend aus Ober- und Unterumberg und anderen Weilern steuert die Location mit ihren Mopeds als Treffpunkt an. "Das Gemeinschaftsleben geht weiter", sagt Haiden zufrieden.
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Müllibankerl -
mein Gott, wie lange haben ich diesen Begriff nicht mehr gehört.
Das war doch auch ein Ort der Begegnung
schön wenn die Nachwelt mal lesen kann was für beschauliche Zeiten es gab ehe Politik/Agrarindustrie/dubiose Verträge unsere Infrastruktur ruinierten.
Gnadenlose Selbstdarstellung.