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"Sterben die Arten, schwindet unsere Lebensgrundlage"

Von Luise Walchshofer und Alfons Krieglsteiner, 08. Mai 2019, 00:04 Uhr
"Sterben die Arten, schwindet unsere Lebensgrundlage"
Der Verlust von Lebensraum setzt Schmetterlingen wie dem Osterluzeifalter zu. Bild: OÖN

LINZ. Biodiversität: Experten über die Situation der heimischen Tier- und Pflanzenwelt

Geschätzte acht Millionen Tier- und Pflanzenarten gibt es weltweit. Rund eine Million davon ist vom Aussterben bedroht. Das geht aus einer Studie hervor, die der Weltrat für Biodiversität der Vereinten Nationen am Montag veröffentlichte (die OÖN berichteten). Die Menschheit untergrabe ihre eigene Lebensgrundlage, warnte der Ratsvorsitzende Robert Watson.

Doch wie ist es um die heimische Flora und Fauna bestellt? Laut Umweltministerium gibt es in Österreich rund 67.000 Tier- und Pflanzenarten. Gemäß den Roten Listen seien 27 Prozent der Säugetiere und Vögel sowie 60 Prozent der Kriechtiere und Lurche gefährdet. Bei den Farn- und Blütenpflanzen treffe dies auf ein Drittel zu.

Als konkrete Beispiele für in Oberösterreich bedrohte Arten nennt Gerald Neubacher, Leiter der Abteilung Naturschutz des Landes, das Braunkehlchen und den Böhmischen Enzian. Dieser Pflanze, die nur in der Böhmischen Masse gedeiht, mache beispielsweise der Klimawandel zu schaffen.

"Das Braunkehlchen gehört zu den bodenbrütenden Vögeln", sagt Neubacher. "Diese Arten brauchen große, extensiv genutzte Wiesen, die immer weniger werden." Grund dafür sei der Verlust von Naturräumen durch Bodenversiegelung und Intensivierung der Landwirtschaft; Faktoren, die vielen Lebewesen zusetzen. "Es gibt nicht einen Grund für den Rückgang der Arten", betont Neubacher. "Es spielen viele Ursachen zusammen."

OÖN-TV-Talk zum Thema:

Tagfalter verschwinden

Besonders gefährdet sind laut UN-Bericht die Insekten: Ihre Zahl hat sich alleine in Europa in den vergangenen drei Jahrzehnten um 80 Prozent verringert. "In Österreich ist beispielsweise die Hälfte der Tagfalter-Arten verschwunden", sagt der Insekten-Experte Fritz Gusenleitner, der frühere Leiter des Biologiezentrums der Landesmuseen. Den Tieren würden etwa Pestizideinsatz und Lichtverschmutzung zu schaffen machen.

Schutzprogramm für Käfer

Das Insektensterben habe weitreichende Folgen: Sie gehen nicht nur als Bestäuber verloren, "Insekten dienen auch vielen Vögeln zur Nahrung", sagt Gusenleitner. Ihr Rückgang sei ein Grund, warum in der EU seit 1970 rund 420 Millionen Vögel verschwunden seien.

Ein Programm, das sich derzeit für den Schutz bestimmter Insektenarten einsetzt, ist das Käferprojekt des Landes. "Dabei haben wir 41 der seltensten Käferarten Oberösterreichs ausgewählt, erforschen ihre Lebensraumansprüche und versuchen, die Gebiete, in denen sie leben, zu erhalten", erklärt Neubacher. Bereits geglückt sei ein derartiges Schutzprogramm etwa bei der Flussperlmuschel.

Beim Erhalt der Biodiversität sei jedoch jeder gefordert, sagt Gusenleitner. Er appelliert beispielsweise an Gartenbesitzer, ihr Reich vielfältig zu gestalten, etwa eine Blumenwiese statt eines Rasens anzulegen, damit Insekten Nahrung finden, und auf Pestizide zu verzichten. "Zwölf Prozent dieser Mittel werden hierzulande im privaten Bereich eingesetzt. Dabei besteht

kein wirtschaftlicher Zwang dazu", sagt er. Landwirte dagegen würden oft aus finanziellem Druck zu Pestiziden greifen.

Beim Einkaufen solle man auf biologische Produkte achten. "Es ist eine moralische Entscheidung, so zu handeln, dass nachfolgende Generationen eine lebenswerte Umgebung vorfinden", sagt Gusenleitner. "Artenvielfalt ist kein nettes Extra, sondern unsere Lebensgrundlage, die wir derzeit zerstören. Darauf muss man immer wieder hinweisen."

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Autorin
Luise Walchshofer
Redakteurin Land und Leute
Luise Walchshofer
Autor
Alfons Krieglsteiner
Redakteur Land und Leute
Alfons Krieglsteiner

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Milka (2.615 Kommentare)
am 08.05.2019 06:23

Natürlich gibt es für das Artensterben nicht nur einen Grund, es spielen viele Faktoren zusammen, doch Hauptverursacher ist die intensiv genutzte Landwirtschaft. Als Ausweg die Gartenbesitzer zu animieren, ihre paar m2 natürlich zu belassen, wo rundherum ha - weise Pestizide verteilt wird, ist ungefähr so zielführend, als würde man ein amputiertes Bein mit einem Pflaster versorgen.

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Zivi20101 (50 Kommentare)
am 08.05.2019 06:46

In Oö lag der %-Satz des Dauersiedlungsraums 2018 bei 54,6%. Dh über die Hälfte der Landesfläche wird als Garten, Verkehrsfläche, Industrie- und Gewerbegebiet oder als Friedhof benutzt. Da ist es durchaus legitim von jedem einen Beitrag zum Artenschutz zu verlangen. Im eigenen Garten Rollrasen und Steingabionen zu haben und möglicherweise sogar noch maßiv zu spritzen und dann mit dem Finger auf die Landwirtschaft zu zeigen hilft niemand! Natürlich ist die Landwirtschaft ein wichtiger Player im Artenschutz, Private sollten es aber genauso sein. Gerade, da es in Oö nur bei Grünlandwidmung ein Naturschutzgesetz gibt. Sobald ein Grundstück anders gewidmet ist, ist beinahe alles möglich traurig

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 08.05.2019 09:36

Sie haben vollkommen Recht mein lieber Zivi, die Landwirtschaft alleine wird es nicht richten können.
Es haben in den letzten 20 Jahren immer Bauern auf Biologische Landwirtschaft umgestellt, zu Glück gibts auch genug bewusste Konsumenten die Biologische Lebensmittel einkaufen.

Trotzdem geht das Artensterben massiv weiter, weil wir auf etwas ganz wichtiges vergessen, die Lichtverschmutzung in der Nacht, jede zusätzliche Straßenlaterne ist ein Millionen Grab für Insekten.
Nehmen sie sich im Sommer einmal Zeit und setzten sie sich unter eine Straßenlaterne, sie werden entsetzt sein.

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Milka (2.615 Kommentare)
am 08.05.2019 19:36

Wer mit Rollrasen, Steingabionen und Spritzmittel seinen Garten "pflegt", zeigt auch nicht mit dem Finger auf die Landwirtschaft, weil ihm weder Artenschutz, noch die Umwelt interessieren. Aber es gibt genug Gartenbesitzer, die viel Aufwand und Zeit investieren, um möglichst Nahe im biologischen Kreislauf zu leben und müssen dann täglich mitansehen, wie die Bauern sich auf den Feldern mit der Giftspritze abwechseln.

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