Zweifache Mutter tödlich abgestürzt: Scharnstein trauert um Bianca

SCHARNSTEIN. Bianca G. wurde mitten aus dem Lebensglück gerissen. Erst Ende Juni dieses Jahres hatte sie ihren langjährigen Freund geheiratet, die gemeinsamen Kinder, sechs und neun Jahre alt, sind seit September beide zufriedene Schüler.

Von Pettenbach war G. nach Scharnstein ins Almtal (Bezirk Gmunden) gezogen und dort schnell für ihre Künste als Konditorin bekannt geworden. Die letzte große Torte gab es am vergangenen Samstag. Im Gemeindeleben waren Bianca und ihr Mann nicht nur integriert, sie gestalteten es auch aktiv mit.

Seit Donnerstagabend ist in Scharnstein aber alles anders. Trauer und Fassungslosigkeit bestimmen die Gefühlswelt. Denn Bianca G. lebt nicht mehr. Die 34-Jährige war bei einer Wanderung mehr als 50 Meter abgestürzt.

Ein Schrei, dann Stille

Für die junge Mutter und ihren Mann war es eine gewöhnliche Nachmittagsrunde.

Schon oft waren sie vom Parkplatz Hamberg in Richtung Hochsalm aufgebrochen.

Auch die Abzweigung zum unmarkierten Anstieg in Richtung Maisenkögerl (945 Meter Seehöhe) hatten sie dabei mehrfach genommen und auch mit der felsigen, ausgesetzten Passage vor dem Gipfel keine Probleme gehabt. Weil aber am Donnerstag auch der Hund der jungen Familie mitwanderte, blieb der 36-jährige Mann von Bianca vor dieser Passage mit dem Vierbeiner zurück. Bei einem gemauerten Altar, wenige Meter vom Gipfelkreuz entfernt, wartete er in Rufweite darauf, bis seine Frau zurückkehrte. Ob Bianca G. das Gipfelkreuz erreichte, weiß niemand. Ihr Mann hörte nur noch einen Schrei. Dann wurde es still. Die 34-Jährige dürfte bei Auf- oder Abstieg an der ausgesetzten Passage ausgerutscht sein. Sie stürzte im freien Fall rund 50 Meter über eine senkrechte Felswand an der Nordseite und blieb an deren Fuß liegen. Eine Wanderin, die über die Bräumauer aufgestiegen war und den Schrei ebenfalls gehört hatte, eilte zur Hilfe.

"Viele Kollegen kannten sie"

Zeitgleich traf auch Biancas Ehemann an der Unfallstelle ein, beide begannen sofort mit der Reanimation. Um 16.55 Uhr erreichte auch die Bergrettung Grünau im Almtal ein Notruf.

15 Bergretter, begleitet von zwei Bergrettungsärzten stiegen zur Unglücksstelle auf. "So etwas ist immer schwierig und beklemmend. Diesmal war es für viele von uns aber noch schwieriger, weil sie die Frau und ihren Mann kannten", sagt Raphael Trautwein, Ausbildner der Bergrettung und selbst am Einsatz beteiligt.

Auch die Ärzte versuchten noch einmal alles, um Bianca zurück ins Leben zu holen. Leider vergeblich, ihre Verletzungen waren zu schwer. Ihr Mann und die Ersthelferin wurden vom Kriseninterventionsteam betreut. Bianca G. hinterlässt ihre zwei Kinder, einen trauernden Ehemann und eine geschockte Gemeinde.