Skisport zum Dahinschmelzen: Zukunft oder Ausnahmeerscheinung?
SALZKAMMERGUT. Günther Aigner hat einen besonderen Beruf: Er ist Optimist – und ziemlich erfolgreich damit. Die Vorträge des Tiroler Skitourismusforschers sind gut gebucht, Seilbahnbetreiber beauftragen ihn mit Studien, Touristiker nehmen den Schwung aus seinen Inhalten mit. Weil Aigner mehr weiß als schwarz für das Skifahren in Österreich sieht.
Es ist nicht lange her, da war Aigner auch auf der Sonnalm auf dem Kasberg geladen. Sein Vortrag passte zum Skigebiet, das mit neuen Köpfen und Ideen gerade die Bergfahrt aus den roten Zahlen geschafft hatte: Skitourismus hat Zukunft – ein optimistischer Blick bis zum Jahr 2050.
Skifahren: ein Luxus-Sport?
Und obwohl Aigner zu seinem Vortrag Anfang März mit der Seilbahn über grüne Wiesen schwebte, hatte er vorrangig gute Nachrichten zu verkünden: Im Jahr 2050 würden noch immer 80 Prozent der heutigen Skigebiete schneesicher sein. Denn im schlimmsten Fall würden sich die Bergwinter bis dorthin im Vergleich zum Mittel der Periode 1991 bis 2020 um 1,4 Grad Celsius erwärmen. Das entspreche einem Anstieg der Schneegrenze um etwa 200 Meter vom heutigen Status quo. Die Zahlen entsprangen nicht Aigners Optimismus, sie stammen aus den offiziellen österreichischen Klimaszenarien ÖKS 15.
Niedriger gelegene Gebiete würden damit in Zukunft ein "ganz klares Ganzjahreskonzept brauchen", um wirtschaftlich zu überleben. Deutlich einschneidender als die steigenden Temperaturen sah Aigner die steigenden Preise. "Skifahren wird in Europa künftig zum Premiumsport", sagte er. Fahren werde, wer es sich leisten könne. Und in Amerika, wo die teuerste Tageskarte 299 Euro koste (Beaver Creek), seien das immerhin noch 25 Millionen Menschen. Auch für die technische Beschneiung legte Aigner ein gutes Wort ein: Sie habe keinen nachteiligen Einfluss auf Fauna und Flora der Skiflächen. Und: Taylor Swift, US-amerikanischer Super-Popstar, hatte im ersten Halbjahr 2022 durch zahlreiche Flugreisen alleine einen CO2-Fußabdruck von rund 8300 Tonnen. Alle österreichischen Seilbahnen zusammen hingegen kämen jährlich auf rund 9000 Tonnen.
Alles also halb so schlimm?
"Zufrieden, aber nicht jubelnd"
Nicht ganz. Denn der heurige Winter war für die Skigebiete im Salzkammergut eine wirklich zähe Sache. "Wir sind in allen Gebieten bei den Zahlen ungefähr auf Vorjahresniveau. Das heißt, wir sind zufrieden, aber Jubelstimmung bricht jetzt nicht aus", sagt Rupert Schiefer, Geschäftsführer der Seilbahnholding Oberösterreich (Feuerkogel, Krippenstein, Dachstein-West). Stark begonnen, stark nachgelassen: So könnte man die Saison 2023/2024 zusammenfassen. "Bis Februar war es sensationell, keine Spur von Skimüdigkeit. Dann wurden wir von Regen und Wind hart durchgebeutelt", sagt Schiefer. Auf die Wetterkapriolen werde man sich einstellen müssen. "Das ist das Zukunftsszenario. Wir werden mit den Öffnungszeiten flexibler sein müssen und uns auf Kernzonen konzentrieren. Der letzte Schritt kann dann erst die Öffnung des gesamten Skigebiets sein. Auch die Beschneiung müssen wir effektiver und intensiver nutzen", sagt er.
Friedrich Drack, einer der neuen Geschäftsführer auf dem Kasberg, kann sich persönlich an "keinen Winter in den vergangenen 30 Jahren erinnern, bei dem es von Jänner bis März keine größeren Schneemengen gab". Dementsprechend hart war die erste Saison, in der es im Almtal wieder bergauf gehen sollte. Und das tat es trotzdem: "Wir schaffen ein positives Betriebsergebnis und bleiben in den schwarzen Zahlen. Die Steigerung zum Vorjahr liegt bei etwa 30 Prozent", sagt Drack. Er wolle vor allem seinen Betriebsleiter Anton Rainer hervorheben. "Stellvertretend für alle, die heuer mit uns gekämpft haben, um zu zeigen, dass es sich lohnt, dieses Skigebiet zu erhalten", sagt Drack. Vor der Zukunft habe er keine Angst. Noch weniger Gedanken würde er sich allerdings mit einer "topmodernen Beschneiungsanlage machen". Denn damit werden die Skiwinter der Zukunft stehen und fallen.
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