Ein Gefangenenlager brachte elektrisches Licht in die Stadt
FREISTADT. Es war eine "Stadt in der Stadt", die sich kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieg im Südwesten von Freistadt entwickelte. Von September 1914 bis zum Friedensschluss vier Jahre später lebten hier bis zu 20.000 Kriegsgefangene aus der Ukraine. Wie sich dieses "Ukrainerlager" auf das Leben in der Stadt auswirkte, beleuchtet einer Sonderausstellung, die der Historiker Fritz Fellner und die Kustodin Bettina Stütz im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt gestaltet haben.
Lagerkino und ein Kraftwerk
In zehn Stationen können die Besucher den Alltag und das Leben der Kriegsgefangenen und das Lager selbst mit seinen Einrichtungen entdecken. Davon gab es nämlich eine ganze Menge. Das Ukrainerlager trug in einigen Bereichen sehr positiv zur Erneuerung der Infrastruktur bei. So löste die Elektrizität aus dem Kraftwerk des Gefangenenlagers die veraltete Azetylenbeleuchtung der Straßen und Geschäftslokale in Freistadt ab. Außerdem befanden sich im Lagerkomplex Einrichtungen, die in der Stadt noch unbekannt waren: Desinfektionsanlagen gegen Ungeziefer, eine moderne Kanalisation und sogar ein Lagerkino. Die Vorführungen von Stummfilmen stießen auch bei der Stadtbevölkerung auf Neugier und Interesse. Auch eine Bäckerei und eine Druckerei, die eine eigene Lagerzeitung produzierte, waren vorhanden.
Doch es gab auch weniger erfreuliche Begleiterscheinungen, die hauptsächlich mit der großen Zahl der hier untergebrachten Menschen zu tun hatten. Weil der im Lager vorhandene Brunnen die Versorgung der Gefangenen sowie der Wachmannschaft nicht decken konnte, musste zur Trinkwasserversorgung bald auch das städtische Wassernetz herangezogen werden. Auch die Lebensmittelknappheit im Lager führte mitunter zu Spannungen zwischen Stadt und Lagerverwaltung.
Geplant, errichtet und betrieben wurde das Freistädter Ukrainerlager von der "K. u. k. Oberleitung der Kriegsgefangenenlagerbauten". Im 1915 erreichten Endausbau umfasste das Lager vier Einheiten: In den Lagern I bis III wurden die Kriegsgefangenen untergebracht. Das Lager IV wurde hingegen für die Versorgung sowie als Unterkunft der Bewachungsmannschaft genutzt.
Mit der Sonderausstellung haben die Verantwortlichen des Schlossmuseums einen guten Riecher bewiesen, wie der gute Besuch der Vernissage sowie in der ersten Ausstellungswoche zeigten. Die Ausstellung kann noch bis 20. Juni besichtigt werden.
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