Viele kamen in den kleinen Ort Kerberg
KEFERMARKT. Mit einer hervorragend gestalteten und gut besuchten Lesung in der Pfarrkirche setzten Kefermarkter einen Schlusspunkt hinter das Stifter-Gedenkjahr.
„Nur einer jener Landwege, wie sie zum Austausche der Erzeugnisse der Bevölkerung dienen, und von dem guten Sand- und Steinstoffe des Landes sehr gut gebaut sind“ führe durch Kerberg (Kefermarkt), stellte Adalbert Stifter im „Nachsommer“ fest. Die Zeit sei stillgestanden, könnten leider auch die zahlreichen Besucher festgestellt haben, als sie sich auf derzeit ebensolchen „Sand- und Steinstoffen“ am Sonntag über den Kirchenplatz in die Pfarrkirche begaben. Dort machte anlässlich des 150. Todestages des Literats von Weltformat eine Arbeitsgemeinschaft aus Bibliothek, Dorfentwicklungsverein, Pfarre, Theatergruppe, Tourismusverein bei einer Lesung den Flügelaltar, der Kefermarkt in besonderer Weise mit Stifter verbindet, in einem multimedialen Arrangement einmal ganz anders erlebbar.
Die Germanistin Christina Lengauer erstellte dafür ein gelungenes Konzept, das Felix Linskeseder in einem Drehbuch interessant aufbereitete. Sonja Steinmetz, Sepp Krupka, Felix Linskeseder und Kurt Prandstetter führten sprachlich bestens disponiert chronologisch durch die Textstellen mit Kefermarkt-Bezug aus dem Großwerk des Dichters. Wobei der entscheidende Vortrag vor dem Musealverein, die Textstellen über die Reise nach Kernberg, der Tiefpunkt für das Kunstwerk, die Renovierung und Vollendung interessante Kernpunkte waren und Wissenswertes vermittelten. Visuell unterstützt wurden die Vortragenden durch herrliche Bilder von Wolfgang Harant und Josef Lengauer. Eine seltene Kunstbetrachtung ermöglichte der Einsatz eines Verfolgerscheinwerfers, womit zeitgleich Elemente des Altars und des Kircheninneren, auf die sich die Worte bezogen, fixiert wurden. Hannes Mitschan, der „Eustach“ dieses Abends, bediente das Gerät zielgenau, sodass die Besucher die Details wohl noch nie derart nah betrachtet haben können. Vertiefende Wirkung von Wort und Bild bereitete Kefermarkts Organistin Margit Primetzhofer auf der Richter-Orgel mit Dvorak, Bach, Gounod.
Ein abschließendes, besonderes Erlebnis war die Gesamtbeleuchtung des Altars, begleitet von meditativen Orgelklängen. Dabei konnten wohl alle spüren, was Stifter ausdrückte: „Vor der Ruhe, dem Ernste der Würde und der Kindlichkeit dieses Werkes kam eine Ehrfurcht, ja fast ein Schauer in mein Herz, und die Einfachheit der Anlage bei dem großen Reichthume des Einzelnen beruhigte das Auge und das Gemüth.“