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Bernhard Heindl: „Die Angst vor dem Hochwasser zermürbt“

Von Carina Dieringer, 03. August 2012, 00:04 Uhr
Bild 1 von 65
Bildergalerie Hochwasser 2002
Hochwasser 2002  Bild: Feuerwehr Puchenau

SAXEN. Die gewaltigen Ausmaße des Jahrhunderthochwassers 2002 bewegten ganz Österreich. Schicken Sie uns Ihre Bilder von der Katastrophe!

Es war eine der größten Flutkatastrophen, die Österreich jemals heimgesucht hat. Speziell in Eizendorf war die Lage erschütternd – 63 Häuser waren betroffen. Darunter auch jenes der sechsköpfigen Familie Heindl aus Eizendorf.

Mühlviertler Nachrichten: Herr Heindl, warum haben Sie Ihr Haus direkt im Hochwassergebiet gebaut?
Bernhard Heindl: Wir erbten von einem Verwandten ein altes Haus mit einem sehr großen Grundstück. Obwohl uns die Hochwassergefahr in diesem Gebiet bewusst war, gingen wir das Risiko ein und beschlossen, die Bruchbude zu renovieren und hier zu hausen. Wir steckten viel Eigenleistung hinein. Es dauerte sechs Jahre, bis das Haus endlich fertig war. Meine Frau und ich rechneten jederzeit damit, dass Überflutungen kommen, darum nutzten wir das Erdgeschoß als Keller und Garage und der erste und zweite Stock dienten als Wohngeschoß. Wir orientierten uns am Hochwasser von 1954, denn alle haben immer gesagt „so hoch wie es damals war, wird’s sowieso nie wieder“.

Wie haben Sie das Hochwasser vor zehn Jahren empfunden?
Es begann Anfang August mit einem harmlosen Regen. Als es nicht mehr aufhörte, beschlossen wir, unsere Habseligkeiten ins Dachgeschoß zu räumen. Zum Glück waren wir übervorsichtig, sonst wäre der Schaden beträchtlich höher ausgefallen. Am Abend wurden alle Bewohner unseres Dorfes mit Feuerwehrzillen und Hubschrauber evakuiert. Meine Frau und ich übernachteten mit unseren Kindern bei meinen Schwiegereltern. Dass wir die folgenden zwei Monate bei ihnen verbringen würden, stellte sich erst am nächsten Morgen heraus. Wir fuhren mit einer Feuerwehrzille zu unserem Haus. Das Erdgeschoß unseres Gebäudes war komplett überflutet, im ersten Stock stand das Wasser rund zehn Zentimeter hoch. Der Balkon war wie ein Steg, wir nutzen ihn als Bootsanlegestelle.

Wie haben Sie die folgenden Tage erlebt?
Nach ein paar Tagen ging das Wasser wieder zurück und die Aufräumarbeiten begannen. Für unsere Kinder war das ein richtiges Abenteuer. Während dem Hochwasser empfand ich das Wasser der Donau gar nicht so schlimm. Es kommt ganz langsam, steigt in der Stunde etwa 15 Zentimeter. Man rennt nicht ums Leben, sondern man kann sich zumindest ein wenig auf die Fluten vorbereiten. Am Schlimmsten wird es, wenn das Wasser weg ist und die ganzen Schäden zum Vorschein kommen. Die Aufräumarbeiten hätten wir alleine nicht geschafft, aber die Unterstützung vom Roten Kreuz, den Feuerwehren, dem Bundesheer und den zahlreichen freiwilligen Helfern war gewaltig.

Wie ging’s dann weiter?
Nachdem der erste Schock verdaut war, starteten wir eine Unterschriftenaktion. Der Großteil der Eizendorfer wollte als Dorfgemeinschaft gemeinsam aussiedeln. Beinahe 100 Prozent unterschrieben. Wir wollten das Hochwasser als Chance sehen und gründeten eine Initiative, in die wir irrsinnig viel Energie steckten. Wir waren gut organisiert und gingen zuversichtlich an die Sache heran. Es herrschte eine richtige Aufbruchsstimmung. Uns allen war es wichtig, in Saxen zu bleiben und darum einigten wir uns, auf den Kelbachhügel zu ziehen. Wir hatten sogar schon eine Grundstücksaufteilung. Das Land machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung, da der Hügel nicht leicht zu bebauen war.

War somit das Projekt, als Gemeinschaft auszusiedeln vom Tisch?
Ja, mehr oder weniger schon. Wir waren mit unseren Kräften am Ende und wollten endlich mit dem Hausbauen beginnen. Aber es sind jetzt immer noch viele Eizendorfer benachbart. Die Gemeinschaft von uns allen blieb erhalten, zum Beispiel findet jedes Jahr im Sommer im Feuerwehrhaus Eizendorf ein Dorffest statt, bei dem wir gemeinsam feiern und uns an die Zeiten vor dem Jahrhunderthochwasser erinnern. Neben dem Feuerwehrzeughaus wurde eine Gedenkstätte anlässlich der Überflutungen errichtet. Jeder Stein symbolisiert ein Haus der Ortschaften Eizendorf, Froschau und Saxendorf.

Haben Sie es jemals bereut, auszusiedeln?
Nein, meine Frau und ich haben es keinen Augenblick bedauert. Wir haben meiner Meinung nach das Beste aus der Situation gemacht und führen jetzt ein sorgenfreieres Leben. Fast noch schlimmer als ein Hochwasser ist nämlich die Angst davor. Sobald es viel regnete, tauchte sofort die Frage auf, ob wir unser Haus ausräumen mussten. Man dachte immer daran, und das zermürbt einen auf Dauer. Ich bin froh, dass wir dieses Kapitel jetzt hinter uns haben.

 

Hochwasser

Neun Tage lang hielt das Hochwasser 2002 die Region in Atem. Die Erinnerung daran ist noch sehr lebendig. Die Feuerwehr Schwertberg hat nun einen Springbrunnen im Aistfluss installiert, der am Dienstag in Betrieb genommen wird. Der beleuchtete Springbrunnen sollte erinnern, welche Leistungen seitens der Feuerwehr erbracht wurden und werden. Auch in Eizendorf wurde eine Gedenkstätte eingerichtet.

Schicken Sie uns Fotos!

Am Samstag gibt es in den OÖNachrichten einen ausführlichen Rückblick auf die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002, inklusive einen Überblick darüber, was seitdem getan wurde. Sie haben Bilder von der Katastrophe? Dann schicken Sie uns diese an online@nachrichten.at. Die Fotos werden in einer Galerie veröffentlicht.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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stanley_beamish (1.198 Kommentare)
am 03.08.2012 16:53

hat man leider nix dazugelernt, die Pläne für den Damm
liegen brav in der Schublade, bis zum nächsten Hochwasser halt,
dann gibts wieder 1000 Ausreden.....

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 03.08.2012 12:59

irgendwie unwirklich...

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