Was sich in der Brucknerhaus-Zeitkapsel verborgen hat
LINZ. Nach der Öffnung wurde die Kapsel neu befüllt und wieder in den Pfeiler des Brucknerhauses eingemauert.
Dieser Moment wurde mit Spannung erwartet: Heute Vormittag, exakt 55 Jahre nach der feierlichen Grundsteinlegung zum Bau des Linzer Brucknerhauses, wurde die damals eingemauerte Zeitkapsel geöffnet. Vertreter der Stadtregierung, Freunde des Brucknerhauses, Journalisten und zahlreiche andere Linzer haben sich dafür im Foyer des Brucknerhauses eingefunden.
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Zuvor mussten Bürgermeister Klaus Luger und der kaufmännische Geschäftsführer der LIVA, René Esterbauer zu Hammer und Stemmeisen greifen. Luger begnügte sich allerdings freiwillig und "aus Sicherheitsgründen" mit der Assistentenrolle.
Nach ein paar Schlägen war die Kapsel befreit und ließ sich problemlos öffnen. Der Inhalt war aber eher nüchtern. Anders als bei der Zeitkapsel aus dem Mariendom, die 2019 nach mehr als 100 Jahren geöffnet wurde und dutzende Objekte - von Heiligenreliquien bis zu alten Zeitungen - beinhaltete, war in der Brucknerhaus-Zeitkapsel lediglich eine Schriftrolle.
Sie erzählte in trockenem Ton die Genese des Bauprojekts und nennt die wesentlichen beteiligten Personen. Für Luger passt der Inhalt gut in die Zeit. "Diese Erinnerungsstücke sind Teil des fortwährenden Erbes des Brucknerhauses und sollen uns Einblicke in die Zeit der Errichtung unseres Konzerthauses gewähren", sagt Luger.
Das "notwendige" Brucknerhaus
Die Kapsel wurde am 16. Mai 1969 im Beisein von Bundespräsident Franz Jonas, Landeshauptmann Heinrich Gleißner und Bürgermeister Theodor Grill eingemauert. Damals hießen 99 Mädchen der Linzer Musikschule den Bundespräsidenten mit Gesang willkommen, in den Sonnenschein mischte sich, wie heute auch, böiger Wind. Die Festredner erinnerten damals an die lange Vorgeschichte, die ersten Pläne für ein Konzerthaus reichten bis in die Zeit der Monarchie zurück.
Laut einem OÖN-Bericht vom 17. Mai 1969 waren sich trotz großer Meinungsunterschiede im Vorfeld alle Festredner einig, dass das Brucknerhaus eine "Notwendigkeit für die expandierende oberösterreichische Landeshauptstadt" sei. Luger erinnert heute an die einstigen Diskussionen, ob man das Neue Rathaus oder das Brucknerhaus bauen solle. Letztlich wurde beides umgesetzt. "Das war auch ein Statement, dass wir eine Stadt des Sowohl-als-auch und nicht des Entweder-oder sind", sagt Luger.
Friedensbotschaft an die Zukunft
Nach einer längeren Fotosession wanderte die Zeitkapsel wieder zurück in die Säule, mit dem Originaldokument und der Botschaft einer jungen Besucherin. Die elfjährige Marie D. aus Attnang-Puchheim hatte an einem Gewinnspiel teilgenommen und auf die Frage, was unbedingt in die „neue“ Brucknerhaus-Zeitkapsel hineinkommen soll, mit "Frieden-Liebe-Glück...weil man das für`s Leben braucht" geantwortet. Ihre Karte wurde ausgewählt und direkt in die Zeitkapsel gelegt, "auch als Zeichen für die next generation an Konzertbesuchern, die sich hoffentlich in den nächsten 50 Jahren weiter am Programm des Brucknerhaues Linz erfreuen werden", wie Esterbauer sagt.
Zusätzlich wurde in einem schwarzen Samtsäckchen ein „geheimer“ Gegenstand beigelegt. Was genau in dem Säckchen steckt, wird aber nicht verraten, dieses Geheimnis wird frühestens bei der 100-Jahr-Feier des Brucknerhauses Linz gelüftet. Luger zufolge kennen insgesamt nur fünf Personen den Inhalt.
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Das steht auf der Schriftrolle
"Während der Amtszeit der Herren Bundespräsident Franz Jonas, Landeshauptmann Heinrich Gleißner und Bürgermeister Theodor Grill, legte der Bundespräsident am sechzehnten Mai 1969 den Grundstein zum Brucknerhaus.
Aus einem im Jahre 1961 ausgeschriebenen Wettbewerb war Architekt Heikki Sirén, Helsinki, im Jahre 1962 als Träger des 1. Preises hervorgegangen. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Ernst Koref hat der Gemeinderat am 21. Mai 1962 dieses Projekt grundsätzlich genehmigt und am 16. Juli 1962 die Vergabe der Projektierung des Brucknerhauses an den Architekten beschlossen. Nach Ausarbeitung des Entwurfes wurde das Planungsbüro Brucknerhaus mit Gemeinderats-Beschluss vom 24. Jänner 1966 mit der Durchführung der Planungen für das Einreichverfahren, Erstellung der Ausführungs- und Detailpläne als Unterlage für die Ausschreibungen und für die Bauausführung beauftragt.
An den Vorbereitungsarbeiten wirkten die Dienststellen der städtischen Finanzverwaltung, der Bauverwaltung, der Präsidialverwaltung und der Kulturverwaltung mit.
Nach Sicherstellung der Finanzierung durch anteilmäßige Kostenübernahme durch die Republik Österreich und das Bundesland Oberösterreich beschloss der Linzer Gemeinderat in seiner Sitzung vom 20. Jänner 1969: Die Errichtung des Brucknerhauses in Linz nach dem Projekt von Architekt Sirén mit Gesamtkosten von S 150.000.000,- wird grundsätzlich beschlossen. Bürgermeister Theodor Grill gab am 21. Jänner 1969 das Zeichen zum Baubeginn. Die bauliche Ausführung wurde der Firma Maydl übertragen. Bauvergabe und Oberaufsicht liegen bei der städtischen Bauverwaltung."
Was sagt die Marie D. heute dazu? Das hätte noch gut in den Artikel gepasst..
was soll sie schon großartig sagen? sie ist immer noch 11....
Eine - absolut wichtige wie das Musiktheater u.a. - Kultureinrichtung für (Ober)österreich und Linz.