Kinderbetreuung: Corona verschärft Personalmangel
LINZ. Die Corona-Krise hat den Alltag in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen auf den Kopf gestellt - und den Mangel an qualifiziertem Personal veschärft.
Es war ein Jahr der Veränderungen, das Kinder, Eltern und Pädagoginnen gleichermaßen vor Herausforderungen gestellt hat: Mit der Corona-Krise hat sich der Alltag in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen zum Teil stark verändert. Manches Gewohntes fiel weg (Stichwort Exkursionen, Begleitung der Eltern bis in die Einrichtung hinein), anderes kam neu hinzu. So wurden die Lernkonzepte coronatauglich angepasst und der gezielte Einsatz von digitalen Hilfsmitteln, u. a. mit der Anwendung von Tablets, vorangetrieben. Zudem galt und gilt es im Schatten der andauernden Pandemie auch weiterhin sich gemeinsam mit den Kindern mit der Krise und deren Auswirkungen auseinanderzusetzen. Helfen können hierbei etwa Corona-Kinderbücher, wie Christine Heiduck, Abteilungsleiterin Krabbelstuben und Kindergärten Nord der Stadt Linz aus der Praxis nur zu gut weiß.
Geöffnet hatten und haben die Kindergärten, Krabbelstuben und Horte der Stadt Linz seit Ausbruch der Corona-Krise dauerhaft, wenn zunächst auch mit nur neun Standorten in reduzierter Form. Mit Mai des Vorjahrs wurden wieder alle Einrichtungen geöffnet, mit dem Ziel, all jenen, die eine Betreuung brauchen, diese auch in ihrem gewohnten Umfeld bieten zu können, wie Bildungsstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) sagt. Wie Josef Kobler, Direktor der Kinder- und Jugendservices dankt Schobesberger den Mitarbeitern dafür, dass sie „immer vor Ort und immer im Einsatz“ waren.
Trotz Erkrankungen und Quarantäneaufhalten von Mitarbeitern habe keine der städtischen Einrichtungen schließen müssen, dadurch sei aber ein schon länger bekanntes Problem im elementarpädagogischen Bereich, noch deutlicher sichtbar geworden, so Schobesberger. „Wir brauchen dringend mehr Fachkräfte, auch um durch kleinere Gruppen Entlastung im pädagogischen Alltag erreichen zu können.“ In der Pflicht hier gegenzusteuern sieht die Bildungsstadträtin allen voran den Bund: Einerseits mit einer höheren, einheitlichen Bezahlung, andererseits mit einem Ausbau der berufsbegleitenden Ausbildungen.
"Soziale Peer-Group wichtig"
Kobler hob bei der heutigen Pressekonferenz zudem hervor, dass es wichtig sei, dass die Kinder nicht nur „ihren Fernseher, sondern auch ihre soziale Peer-Group“ um sich haben. Die oft kurzfristig umzusetzenden Maßnahmen seien eine Herausforderung gewesen, die mit der hohen Selbstdisziplin der Kollegen gemeistert haben werden können. Positiv sei auch, dass alle angemeldeten Pädagogen nun bereits (zumindest die erste) Corona-Schutzimpfung erhalten haben.
Mit dem Fortschreiten der Krise ist die Zahl der zu betreuenden Kinder in Linz stetig gestiegen und hat sich nun schon seit einiger Zeit eingependelt. Waren im März 2020 die Krabbelstuben (1,4 Prozent), Kindergärten (1,2 Prozent) und Horte (0,6 Prozent) fast leer gefegt, zeigt sich nun ein Jahr später ein ganz ein anders Bild. So gab es im heurigen März in den Krabbelstuben eine Auslastung von 82 Prozent, in den Kindergärten 80 Prozent und den Horten 77 Prozent.
Vorrausschauende Bedarfsplanung
Die für Sozialagenden zuständige Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SP) spricht davon, dass die Linzer Familien in der jetzigen Krisenzeit von der jahrelangen, vorausschauenden Bedarfsplanung der Stadt profitieren würden. Neben den städtischen seien hier auch die privaten Träger eine wichtige Stütze in der Kinderbetreuung. Hörzing ist zudem überzeugt davon, dass das soziale Linzer Tarifmodell für die Nachmittagsgebühren künftig noch wichtiger werden wird, um jene zu unterstützen, deren Einkommenssituation sich aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit verschlechtert hat.
Beim Personalmangel wäre auch mal zu überlegen, welche Arbeitsbedingungen man den "Freizeitpädagog*inn*en" da antut: Von Gruppengrößen über Verantwortung, fehlendem Support bei Problemfällen, eigenwilligem Führungsstil...
Auch von der Bezahlung kann frau (und mann) nicht wirklich leben. Da zB. Horte bis auf schulfreie Tage naturgemäß nur nachmittags Personalbedarf haben, ist die Teilzeitquote eine weitere Armutsfalle!