"Rücksichtslos": Wettlokal neben Suchtberater regt auf
LINZ. Lokal für Sportwetten ist im Antrag nun ein Gastronomiebetrieb.
Ein Wettlokal unmittelbar neben einer psychologischen Praxis von EXIT-sozial: In der Linzer Wildbergstraße 10a wird dieses Szenario immer wahrscheinlicher.
"Das ist sehr unsensibel und fast rücksichtslos", sagt Gottfried Roithinger von EXIT-sozial im OÖN-Gespräch. Man sei in großer Sorge um die suchtgefährdeten Menschen, die in dem Psychosozialen Zentrum für Linz und Urfahr behandelt werden. Ihnen praktisch vor die Nase ein Wettlokal zu setzen, sei eine "ganz wesentliche und ganz unnötige zusätzliche Belastung für unsere Klientinnen und Patienten", so Geschäftsführerin Regina Nening-Dougan.
Protest auch von Bewohnern
Wie berichtet, sind neben den Verantwortlichen von EXIT-sozial auch Bewohner des Hauses gegen die Pläne aufgetreten. Unterschriften wurden gesammelt, der Magistrat aufgefordert, die Bewilligung nicht zu erteilen.
Ein erster Antrag für das gewerberechtliche Verfahren wurde zurückgezogen. Nun will der Betreiber durch einen geschickten juristischen Schachzug seinen Plan verwirklichen.
Im Antrag steht nämlich nun kein Wettunternehmen mehr, sondern ein Gastgewerbebetrieb. Es würde so getan, als handle es sich um ein kleines Lokal mit einem Kaffeeautomaten, in dem auf einer Fläche von 300 Quadratmetern auch 15 Bildschirme (für Sportwetten) aufgestellt sein werden. "Damit wird das Gewerberecht, das Wettlokale in der Nähe von Krankenanstalten oder psychosozialen Einrichtungen wie jener von EXIT-sozial als gefährdend betrachtet und verbietet, umschifft", sagt Roithinger. Für die Gegner werde es dadurch jedenfalls noch schwieriger, die Pläne zu verhindern. Man werde aber alle Möglichkeiten nutzen.
Bei der "OÖ Wohnbau", dem Vermieter und Hausbesitzer, wurden alle Bedenken deponiert.
Fehlen einer Schutzzone
Für Christian Cakl, kaufmännischer Geschäftsführer von EXIT-sozial, ist es völlig unverständlich, wie ein Spiellokal vor den Toren eines psychosozialen Zentrums überhaupt möglich sein kann. Das funktioniere nur in Oberösterreich. In anderen Bundesländern gebe es vor Schulen und Krankenanstalten Hundert-Meter-Schutzzonen, in der ein Wettlokal grundsätzlich nicht möglich ist.
Auch politisch wird das Vermieten der seit eineinhalb Jahren leer stehenden 300 Quadratmeter großen Fläche an ein Lokal für Sportwetten kritisch gesehen. Als "an Insensibilität nicht zu übertreffen", hatte SP-Gemeinderat Stefan Giegler die Pläne bezeichnet. Die Stadt habe keine Handhabe.
Daten und Fakten
Im Psychosozialen Zentrum von EXIT-sozial in der Linzer Wildbergstraße finden Menschen mit psychischen und sozialen Problemen umfassende Hilfe, Beratung und Therapie. Neben den Fachärzten und dem Krankenhauspersonal der Sozialpsychiatrischen Ambulanz sind hier vier Krisenzimmer zu finden, die in akuten seelischen Krisen Betreuung rund um die Uhr ermöglichen. In den elf Beratungsräumen finden durchgehend therapeutische Gespräche und Therapiegruppen statt. 3500 Menschen finden hier jährlich professionelle Hilfe für die Psyche. 8000 Besuche werden pro Jahr gezählt.
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Da bleibt Exit Sozial nur die Möglichkeit, einen Wegzug anzudrohen.
Und da hätte der Raiffeisen-nahe Vermieter dann wesentlich mehr m² Leerstand als durch die ehemalige Videothek.
Raiffeisen-nahe? Die OÖ Wohnbau GEHÖRT Raiffeisen. Und der ÖVP. Richtig gelesen: die OÖVP ist direkter Miteigentümer. Das ist umso pikanter, da sich der Linzer VP-Klubobmann Hajart besonders über dieses Wettlokal echauffiert hat.