"Zum Empire State Building, åba gach!"
SANKT GEORGEN/O. Hans Kumpfmüller aus St. Georgen ist Innviertler Sprachkünstler mit Leib und Seele und wird weltweit verstanden
"Då håt d’Juli gwohnt. Dö war a Institution im Ort", sagt Hans Kumpfmüller und sein Blick geht mit glasigen Augen ins Leere. Dort, wo einst das Haus stand, das ihm noch in guter Erinnerung ist, und in dem d’Juli gewohnt hat mit ihrer Kuh und den Hühnern, dort ist heute nur noch Wiese. Dennoch hat Hans Kumpfmüller diesen Platz als Ort für ein Interview ausgewählt. Weil dieser Platz im Innviertel für ihn etwas Besonderes ist – wie das Innviertel an sich für Kumpfmüller eine besondere Bedeutung hat.
Der "Tischerlbua aus Sankt Iagn", wie Hans Kumpfmüller mitunter genannt wird, hat sich im Innviertel als Autor einen Namen gemacht. Er schreibt "in Hoch- und Tiefsprache", und das sehr pointiert und knapp: "Unsa Språch is z’schen, als dass man bled daherredt", sagt er. Daher schreibt und redet er im Innviertler Dialekt. "Da Dialekt woa mei erste Fremdspråch", sagt der Hans. Und auch der Dialekt könne sich verändern. "Oiss, was lebd, vaändad sö", erklärt er und bezeichnet die Sprache als sein erstes und liebstes Spielzeug.
Hans Kumpfmüller schreibt phonetisch, so wie man spricht. Eigentlich denkt er laut, daher nennt er seine wöchentliche Volkszeitungs-Kolumne "laud denggd". Dass er damit dem Trend bei jungen Menschen entspreche, die ihre Botschaften via SMS auch gern phonetisch schreiben, erstaunt ihn: "Dass i, da ålte Kunt, amål so schreib wia de Youngsters, dös hätt i mia a ned denggd."
Das Gespräch an diesem Platz am Ortseingang von St. Georgen dreht sich hauptsächlich um Sprache. Aber auch um das Innviertel. Dass der Innviertler ein Sturschädel sei, werde ja immer wieder betont – aber ist auch der Hans Kumpfmüller einer? "Mia war schon wås åbgånga, wann dö Fråg nöd kemma war", sagt er und erklärt, dass der Innviertler "direkt, falsch, verlogen und hinterfotzig" sei. Warum denn das? Der Innviertler wolle nicht auffallen und wolle so sein wie alle. Und so sei natürlich auch er einer aus diesem Schlag.
Und dann blickt der Hans Richtung Bach, der nach Röfl fließt, wo sein Elternhaus steht, und wird ein bissl philosophisch: "Beim Båch entlång, då wår mei Schulweg. Da Båch, der håt mi prägt, åba i håb’n a g’schicha. Vom Båch hab i vui gleand. Er war ned nur Idylle, dös Fließende hat mi beeindruggd. Åba auf dö großn Frågn, dö da Båch immer aufgworfn håt, håb i bis heid koa Åntwort kriagd ..."
15 Bücher hat Hans Kumpfmüller herausgegeben, Mundarttexte und Bildbände – über Menschen abseits, in Rumänien, Transkarpatien und Südtirol. Denn Hans Kumpfmüller ist nicht nur begnadeter Sprachakrobat und Wortjongleur, sondern auch ein hervorragender Fotograf mit einem besonderen Blick. "goldhaubn & lagerhauskappl" lautete der Titel seines Erstlingswerkes. "Dass dös wås wordn is, då warn d’Leit genauso überrascht wia i", sagt der Hans.
Und seinen Innviertler Dialekt versteht man weltweit: "Oamal wår i in New York, und i håb zum Taxifåhrer g’sågt, weil ma der a weng z’långsåm g’fåhrn is: ‘Zum Empire State Building, åba gach!’ Und i håb ma eibuidd, dass er a weng schnella gfåhrn is." Vielleicht ist auch deshalb "gach" sein Lieblingswort im Innviertlerischen.
Schauen Sie sich auch das Porträt vom BTV-Innviertel über Kumpfmüller an.
Dem Kumpfmülla-Hanse seine Biacha sand absolut lesensweat.
Soitn in kaana Blibliodeg feln.
... ob owa de Händy-süchtinga junga Leid so ah Büachi üwahaupt nuh lesn kinnand
is scho wieda ah ondere Soach, ne'
die tippsln auf der umschlogseitn rum weils glaubn, des is a tatschskrien.
Jo, is meegli
Unds Baddarifoach finds ah ned ...