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Einmal Landarzt - immer Landarzt

Von Reinhard Burgstaller, 27. April 2019, 17:04 Uhr
Einmal Landarzt – immer Landarzt
Ettmayer mit seiner Gattin Rosalinde in ihrem Heimatort Waldkirchen/Wesen Bild: Burgstaller

WALDKIRCHEN. Fazit von Allgemeinmediziner Karl Peter Ettmayer aus Waldkirchen zu seinem Pensionsantritt: "Landarzt ist man nicht eine gewisse Zeit, sondern rund um die Uhr"

Zufrieden zieht Karl Peter Ettmayer Bilanz über sein Wirken als "Doktor von Waldkirchen". Während des gesamten Interviews hat der nach eigenen Angaben "fast 64-Jährige" ein Lächeln im Gesicht. Nach dem Grund der guten Laune befragt, überlegt Ettmayer nicht lange: "Weil ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen kann." Geht es nach den Meldungen der vergangenen Wochen und Monate, schwimmt der gebürtige Mühlviertler mit seiner zufriedenen Berufsbilanz völlig gegen den Trend. Das Theater um den bevorstehenden "Landärztemangel" versteht der pensionierte Mediziner "überhaupt nicht".

Auf die Frage, was er anders machen würde, stünde er noch einmal vor der Berufswahl, antwortet Ettmayer prompt: "Nichts!" Mit einem Nicken stimmt ihm Gattin Rosalinde zu, die der gemeinsamen Praxis wegen von Hauptschullehrerin auf Ordinationshilfe umgesattelt hatte. Insider wissen, dass die ehemalige Faustball-Nationalspielerin ihrem Gatten auch beruflich stets eine große Stütze gewesen ist. Die beiden gebürtigen Mühlviertler haben nie bereut, ihre beruflichen Zelte mit 1. April 1988 in Waldkirchen am Wesen aufgeschlagen zu haben. "Waldkirchen ist uns beiden zur geliebten Heimat geworden", stimmt das Paar, Eltern dreier Kinder und Oma und Opa von vier Enkerln, auch in der Standortwahl hundertprozentig überein.

Ein erfüllender Job

Warum die Zahl der Landärzte künftig dramatisch sinken sollte, versteht Karl Peter Ettmayer überhaupt nicht. Er will es gar nicht verstehen. "Weil das ein erfüllender Job ist. Nicht leicht, aber trotzdem ein Traum." Landarzt sei man freilich nicht zu gewissen Zeiten, sondern rund um die Uhr. "Das könnte ein Grund sein, warum viele davor zurückschrecken und lieber Arzt in einem Krankenhaus werden", sagt der 63-Jährige. "Die aber so denken, haben auf dem Land ohnehin nichts verloren." Wenngleich Ettmayer glaubt, dass viele ihre ablehnende Haltung diesem Beruf gegenüber "schnell ablegen würden, wenn sie erst einmal ein paar Monate Dienst am Lande machen würden". Auf die Frage nach dem Warum, sagt Ettmayer: "Das kann man schlecht beschreiben." Weil es so viele kleine Mosaiksteinchen wären, die das Leben eines Landarztes ausmachten. Ein paar davon nennt er spontan: "Die Nähe zu den Leuten. Sehen, wie man ihnen helfen kann. Ihre Dankbarkeit. Sie von der Wiege bis zur – ja, auch wenn das in diesem Zusammenhang unpassend klingt – Bahre zu begleiten."

Auch die Antwort Ettmayers auf die Frage, was ihm in seinem Berufsleben am besten gefallen hat, ist spontan: "Alles!" Was er lieber nicht erlebt hätte? "Die schweren Unfälle und der verfluchte Krebs. Wenn man auch als Arzt erkennen muss, dass es für einen Patienten, den man meistens ja auch gut kennt, keine Hilfe mehr gibt. Da fühlst du als Landarzt schon mit." Man müsse aber auch so dramatische Augenblicke bewältigen lernen, "sonst darfst du nie Landarzt werden". Weil halt auch das Sterben zum Leben gehöre, ob das Ärzten passe oder nicht.

Noch ein Anlauf zum Thema "Landärztemangel". Ist vielleicht das Einkommen schuld, dass immer mehr Ärzte lieber in der Stadt bleiben als auf das Land zu gehen? "Vielleicht", antwortet Ettmayer ausnahmsweise eher unkonkret. Um aber sofort hinzuzufügen: "Ich glaube das aber eher nicht. Wir Ärzte haben keinen Grund über unser Einkommen zu jammern." Das gelte vor allem für jene Ärzte, die mit einer Hausapotheke aufwarten könnten. Es sei eher die Bürokratie, die Hausärzten zu schaffen mache. Diese nehme, allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz, ständig zu. "Ich denke da nur an die Dokumentationen, den Datenschutz, die vielen Verordnungen, und, und, und. Ja, und an die Einmischung solcher, die keine Ahnung haben." Eine Antwort darauf, wie er das meine, bleibt der Mediziner schuldig. Schmunzelnd, wie am Anfang unseres Gespräches.

Zeit für Familie und Reisen

Guten Mutes sind er und seine Gattin Rosalinde auch deshalb, weil sie nun verstärkt ihrem großen Hobby Reisen nachgehen könnten. "Im Mai geht’s nach Schottland", sagen die Vielgereisten übereinstimmend. Als interessanteste Tour nennen sie, ebenfalls ganz einer Meinung, ihren Besuch des "siebten Kontinents, der Antarktis". Dass sich die Ettmayers künftig verstärkt ihrer Familie und dem Reisen widmen können, verdanken sie mit Ärztin Martina Kerschhagl einer weiteren Mühlviertlerin. Sie hat mit 1. April die Ordination von Karl Peter und Rosalinde Ettmayer in Waldkirchen 44 übernommen.

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2  Kommentare
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Pruckner (99 Kommentare)
am 28.04.2019 06:58

Wäre es vielleicht ein guter Weg, wenn so von ihrem Beruf beseelte Menschen Kontakt zu Auszubildenden fänden und damit bei einigen Interesse dafür wecken könnten? Einer meiner ehemaligen Schulkollegen, ebenfalls seit kurzem in Pension, Allgemeinmediziner, hat mir in genau in dieser Weise von seinem Traumberuf berichtet Ebenso davon, dass er gerne für seine Patienten (immer!) erreichbar war. Ich denke, es sind ganz besondere Menschen, die diesen Zugang finden, sie sind ein großes Glück für die Betreuten.

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filibustern (629 Kommentare)
am 27.04.2019 18:20

Zumindest die Damen und Herren Gemeindeärzte/innen die ich kennengelernt habe, sind aus einem außergewöhnlichen Holz geschnitten. Man kann echt froh sein, wenn man so jemanden in der Nähe hat.

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