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"Die Motivation, mich täglich zu quälen, ist auch mit 50 noch groß"

Von Mario Friedl, 04. Februar 2020, 00:12 Uhr
Ablinger: "Die Motivation, mich täglich zu quälen, ist auch mit 50 noch groß"
Walter Ablinger zählt zu den besten Handbikern der Welt, für 2020 hat der 50-Jährige große sportliche Ziele. Bild: Wier

RAINBACH. Weltklasse-Handbiker Walter Ablinger hofft auf eine Medaille bei den Paralympics in Tokio.

1999 stürzte der damals 30-jährige Zimmerer Walter Ablinger auf einer Baustelle aus dreieinhalb Metern Höhe vom Dach. Seitdem ist der Rainbacher querschnittsgelähmt. Heute ist Ablinger einer der erfolgreichsten Handbiker weltweit. Im Interview mit den OÖNachrichten spricht der 50-Jährige über seine Zeit nach dem Unfall und über seine Ziele bei den im Sommer stattfindenden Paralympics in Tokio.

OÖNachrichten: Dieses Jahr stehen für Sie die Paralympics in Tokio auf dem Programm. Welche Ziele haben Sie für dort?

Walter Ablinger: Mein Ziel ist natürlich eine Medaille. Die Strecke in Japan ist hügelig, die Straßen sind sehr breit, und es gibt schnelle Abfahrten. Das liegt mir, da ich bei mir zuhause im Bezirk Schärding genau solche Trainingsbedingungen habe. Es wird aber verdammt schwierig, dessen bin ich mir auch bewusst. Rund 20 Athleten werden dort um eine Medaille mitfahren.

Ein Blick zurück: Wie war für Sie die erste Zeit nach dem Unfall?

Die Ärzte teilten mir mit, dass ich mein Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen sein werde – da war ich natürlich am Boden zerstört. Wir hatten gerade ein Haus gebaut, und meine Frau Marietta war im dritten Monat schwanger. Die anstehende Geburt unserer Tochter war meine Motivation, nicht aufzugeben. Mein ganzes soziales Umfeld hat mir extrem viel Kraft gegeben und mich immer unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich, und das weiß ich auch zu schätzen.

Wie haben Sie sich in weiterer Folge zum Profisportler entwickelt?

Seit dem Unfall bin ich vom Bauchnabel abwärts gelähmt. Ich begann zwei Wochen nach der Erstversorgung mit der Rehabilitation. Ein Teil der Reha ist es auch, dass man sämtliche Sportarten ausprobieren kann, um in Bewegung zu bleiben. Ich bin beim Handbiken geblieben und habe damit über Jahre meine Grundausdauer aufgebaut. Am Beginn stand die Freude an der Bewegung im Vordergrund. Als ich allerdings 2008 im Fernsehen die Paralympischen Spiele gesehen habe, hat mich der Ehrgeiz gepackt – 2012 in London war ich dann selbst am Start.

Im Laufe Ihrer Karriere konnten Sie schon sehr viele Erfolge feiern. Welche waren das?

14 Staatsmeistertitel, fünf WM-Medaillen, drei Weltcupgesamtsiege, einmal Gold und zwei Mal Silber bei den Paralympics. So schön die Medaillen aber auch sind, ich würde sie sofort gegen ein Leben ohne körperliche Einschränkungen eintauschen.

Im letzten Jahr haben Sie Ihren 50. Geburtstag gefeiert. Wie lange, glauben Sie, ist Leistungssport auf diesem Niveau noch möglich?

Mir ist bewusst, dass es mit dem Alter nicht leichter wird. Meine Erfahrung und meine Motivation stimmen mich aber positiv, dass ich noch einige Jahre international mithalten kann.

Hat sich Ihr Training im Laufe der Jahre verändert? Müssen Sie heute, im Vergleich zu früher, noch mehr trainieren, um dieselbe Leistung zu bringen?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe den Trainingsumfang massiv erhöht und fahre im Jahr rund 20.000 Kilometer. Dann kommt noch Krafttraining und Physiotherapie hinzu. Als Leistungssportler ist man Grenzgänger und gesund ist das eigentlich nicht mehr, umso wichtiger ist die Regeneration zwischen den Einheiten. Aber ich habe ein tolles Team mit sehr viel Know-how, das sich perfekt um mich kümmert.

Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach der Behindertensport in Österreich?

Es ist ein weiter Weg, bei dem man am Anfang der Karriere selbst viel Geld und Eigeninitiative investieren muss. Unterstützung kommt vom Österreichischen Behindertensportverband, vom Rollstuhlsportclub in Linz und vom Sportland Oberösterreich. Schafft man es in den Nationalkader, bekommt man auch Förderungen für die Großereignisse. Einige wenige Athleten mit Behinderung werden auch in den Leistungssportkader des Bundesheeres aufgenommen. Im Fernsehen ist das vierzehntägige ORF-Magazin "Ohne Grenzen" ein sehr gutes, in Europa einzigartiges Format. In Summe sind Behindertensportler aber leider nicht so in der Öffentlichkeit sichtbar wie so manch anderer hoch dotierter Spitzensportler. Wir sind halt doch nur eine Randgruppe einer Randsportart, obwohl wir sicherlich nicht weniger Aufwand betreiben.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Haben Sie Ihr Karriereende bereits geplant, und was kommt danach?

Nach Tokio denke ich nur noch von Jahr zu Jahr. 2021 findet die Weltmeisterschaft in Kanada statt, dann läuft mein Vertrag als Heeressportler aus. Mal schauen, wie es dann weitergeht, die Motivation, mich täglich zu quälen, ist nach wie vor groß. In meinem Sport gibt es auch noch 60-Jährige, die tolle Leistungen erbringen. Ich möchte in den nächsten Jahren noch viele Punkte bei internationalen Wettkämpfen sammeln, denn mehr Punkte bringen mehr Startplätze für Österreich bei den Paralympics 2024 in Paris.

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