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Kritik an ärztlicher Versorgung: Kein Arzt im Mattigtal zu Pfingsten im Dienst

Von Valentina Dirmaier, 11. Juni 2015, 00:04 Uhr
Kritik an ärztlicher Versorgung: Kein Arzt im Mattigtal zu Pfingsten im Dienst
(Symbolbild) Bild: VOLKER WEIHBOLD

AUERBACH. Engpass: Eine Auerbacherin, deren Mutter im Sterben lag, suchte verzweifelt nach einem Hausarzt – Nach der Pensionierung eines Arztes, ist ein Posten im Dienstrad unbesetzt.

Als ein krankes, praxisfremdes und menschenunwürdiges System bezeichnet Katharina Ehrschwendtner die ärztliche Versorgung im Bezirk Braunau. Warum der Auerbacherin diese scharfen Formulierungen über die Lippen kommen? "Meine Mutter, die im Sterben lag, hatte am Pfingstmontag plötzlich starke Schmerzen. Es war ihr Wunsch, nicht ins Krankenhaus gebracht zu werden, also habe ich versucht, einen Hausarzt zu finden, der ihre Schmerzen lindert", erzählt Ehrschwendtner im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Nach mehreren ergebnislosen Anrufen bei nicht diensthabenden Gemeindeärzten versuchte es die Gemeindebedienstete bei der Rettungsleitzentrale unter der Nummer 141. Dort wurde der Frau erklärt, dass aufgrund einer unbesetzten Kassenstelle kein Arzt zur Verfügung steht und deswegen nur die Rettung zu Hilfe eilen könne. Diesen Vorschlag lehnt die Frau ab, da ihre Mutter nicht ins Krankenhaus gebracht werden will, sondern stattdessen zu Hause ihre Schmerzen gestillt werden müssen.

Diese Versorgungsprobleme sind auch Bezirks-Ärztesprecher Kurt Roitner bekannt. "Zum Sprengel Mattigtal zählen etwa 13 oder 14 Ärzte. Seit Dr. Hochreiter (Anm.: war bis September 2014 Hausarzt in Mattighofen, die "Warte" berichtete ausführlich) in Pension ist, haben die Kollegen seine Patienten übernommen, sind aber nicht bereit, den Nachtdienst von ihm zu übernehmen." Folglich wird in den Nächten, in denen der mittlerweile pensionierte Arzt turnusmäßig tätig war, kein Dienst verrichtet. Für die betroffene Familie aus Auerbach eine Farce. Nach einigen Stunden konnte Katharina Ehrschwendtner einen Arzt im Bekanntenkreis auftreiben, der ihr ein Rezept für das benötigte Schmerzmittel ausstellte. Zwei Tage später verstarb die Mutter im Kreis der Familie.

"Ich finde es furchtbar, dass jemand, der daheim sterben will, so qualvoll sterben muss", sagt die Betroffene. Fälle wie diese seien im Bezirk keine Seltenheit, wie Kurt Reiter von der Rettungsleitzentrale Innviertel auf Anfrage bestätigt. "Es kommt hin und wieder vor, dass ein Dienst unbesetzt ist. Dann haben wir nur die Möglichkeit, die Anrufenden ins Krankenhaus zu verweisen und wenn jemand nicht transportfähig ist, schicken wir einen Rettungswagen. Leider geht nicht mehr." Für einen tatsächlichen Notfall würde der Notfallarzt eingesetzt werden. Ob der hausärztliche Notdienst (HÄND) – ein anderes Dienstmodell, das in einigen Bezirken Oberösterreichs wie zum Beispiel Schärding bereits gang und gäbe ist – eine Verbesserung bringen kann, will in Braunau keiner so recht beantworten. Zu groß seien die Bedenken momentan, ist von einigen Seiten zu hören.

"Ja, es gibt die Bestrebung, den Dienst umzukrempeln. Die Meinungen dazu sind unterschiedlich", sagt Ärztesprecher Roitner, der besonders die Politik sowie die Gebietskrankenkasse in die Mangel nimmt. Der Landesverband der Mediziner spricht sich hingegen klar für das HÄND-Modell aus. "Alle Beteiligten und auch ursprüngliche Kritiker sind trotz der Umstellung sehr begeistert. Zwar haben die Hausärzte seltener Nachtdienst, jedoch sind sie währenddessen auf den Rot-Kreuz-Stellen stationiert", sagt Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte. Er hofft, dass der Pensionswelle und den damit verbundenen Ausfällen entgegengewirkt und, dass auch der Beruf des Landarztes attraktiviert werden kann.

Pensions-Welle bei Ärzten

Für Roitner hingegen wäre eine Lösungsmöglichkeit auch jene, dass Spitalsärzte aus Braunau oder Mediziner aus Salzburg den Bereitschaftsdienst von Dr. Hochreiter übernehmen. "In den nächsten drei Jahren werden 56 Hausärzte im Bezirk 65 Jahre alt. Derzeit haben viele von ihnen nicht einmal eine Vertretung. Und in Mattighofen zeigt sich, dass niemand die Stelle übernehmen will. Es liegt an der Landesregierung und am Landeshauptmann, die Situation zu verbessern", appelliert der Arzt.

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