"Ich versuche in beiden Bereichen zu verzaubern"
MAUERKIRCHEN. Gert Smetanig aus Mauerkirchen ist nicht nur Pfarrer in zwei Gemeinden und Dechant, sondern auch Zauberer.
Mit sieben Jahren hat Gert Smetanig seinen ersten Zauberkasten in den Händen gehalten. "Es war ein Weihnachtsgeschenk von meinen Eltern", sagt der gebürtige Kärntner. Sofort war er von den Tricks fasziniert, sieben Jahre später stand Gert Smetanig zum ersten Mal als Zauberer auf der Bühne. Nächstes Jahr wird er 30 Jahre Bühnenerfahrung auf dem Buckel haben. Dass er hauptberuflich Zauberer wird, war aber noch nie sein Plan. "Ich wollte etwas mit Leuten machen, und zwar im kirchlichen Bereich. Ich wollte, dass die Leute sehen, dass die katholische Kirche nicht nur verstaubt ist", sagt er.
Als junger Mann trat er dem Orden der Salesianer bei. "Der heilige Johannes Bosco, der Ordensgründer, war übrigens auch Zauberer", sagt Smetanig. Er ist auch der Schutzpatron der Magier. Dass nicht alle etwas mit dem ungewöhnlichen Hobby des mittlerweile aus dem Orden ausgeschiedenen Pfarrers anfangen können, weiß Smetanig. "Es gibt einige, die sich damit schwertun. Auch vor acht Jahren, als ich ins Innviertel gekommen bin, gab’s davon viele, die Probleme mit meinem Alter hatten und auch mit dem Hobby", sagt der 44-Jährige. Mittlerweile aber haben sich die Kirchenbesucher an ihren "Magic Priest" gewöhnt. Er tritt meistens bei Pfarrfesten auf, im Fasching oder bei seinen eigenen Shows, die er jährlich veranstaltet.
Ein katholischer Pfarrer? Ja!
Wenn er sich aber bei Zauberseminaren bei Kollegen vorstellt, sind diese oft verwundert. Nicht jedoch, weil ein Pfarrer zaubert, sondern weil ein katholischer Pfarrer zaubert. "Sie schätzen mich immer als evangelisch ein", sagt Smetanig. Auch in Amerika gebe es viele Zauberpfarrer.
Parallelen zwischen dem Zaubern und dem Priestersein sieht der Kärntner schon. "Ich versuche in beiden Bereichen die Leute zu verzaubern. Mit den Tricks können sie zum Beispiel wieder mit den Augen eines Kindes sehen. Und als Priester will ich sie mit der Botschaft Jesu faszinieren", sagt der Pfarrer von Mauerkirchen und Burgkirchen. Mittlerweile ist Gert Smetanig auch Dechant des Dekanates Braunau, das gerade mitten in einem Dekanatsprozess steckt. "Ich bin in meinem Dekanat ab September der einzige österreichische Pfarrer. Ansonsten sind nur polnische Kollegen hier, und denen bin ich dafür sehr dankbar", sagt er. Dennoch müsse die Bevölkerung auf die drohenden Konsequenzen des Priestermangels vorbereitet werden, denn einen Zaubertrick dagegen hat er nicht. Der "Magic Priest" versucht aber, mit der Zauberei zu den Menschen durchzudringen.
Kein Problem mit "Sturschädln"
Auch mit den Innviertler "Sturschädln" kommt er zurecht. "Die Kärntner und die Innviertler sind da beide gleich", sagt er und lacht.
Jede Menge Tricks hat der "Magic Priest" auf Lager, sei es mit Karten oder anderen Requisiten. Seit neuestem kann Gert Smetanig auch Gedanken lesen. "Zum Beispiel trinkt ein Zuschauer etwas und durch die Macht der Gedanken schmecke ich mit, was genau er getrunken hat", sagt der Zauberpfarrer. Das Gedankenlesen käme ihm auch beim Abnehmen der Beichte ganz gelegen, scherzt er.
Und noch etwas haben das Beichten und die Zauberei gemeinsam: Die Tricks werden, so wie das Gebeichtete, niemals verraten. "Das ist und bleibt ein Geheimnis", sagt Gert Smetanig.
Zaubertricks gibt es ab Montag auf BTV zu sehen.
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