Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Zu Fuß auf der Suche nach ...

Von Martina Schratzberger, 07. April 2018, 18:04 Uhr
Zu Fuß auf der Suche nach ...
Bei seiner außergewöhnlichen Reise fasste Karner den Entschluss auszuwandern. Bild: privat

BRUNNENTHAL/LISSABON. Von Linz nach Lissabon: Der Innviertler Jürgen Karner brach aus seinem Alltag aus und ging auf sein größtes Abenteuer – Angekommen ist er in seinem neuen Leben

In einer neunmonatigen Wanderschaft ging er von Linz nach Lissabon. Der aus Brunnenthal stammende Jürgen Karner (36) erzählt von seiner großen Reise.

 

Volkszeitung: Sie haben sich zu Fuß in Richtung Lissabon gemacht, neun Monate später haben Sie Ihr Ziel erreicht, per Flugzeug hätten Sie nur ein paar Stunden gebraucht – wie kam es dazu, dass Sie diese Reise zu Fuß auf sich nahmen?

Karner: Es war der Startschuss für mein neues Leben. Ich wollte neu anfangen. Raus aus der Komfortzone, raus aus der 70-stündigen Arbeitswoche, weg vom Leistungsdruck, vom Erfolgsdruck, weg von der Oberflächlichkeit.

Das klingt nach einem totalen Bruch...

War es auch. Ich habe all meine Kleidungsstücke, Möbel, Geschirr, Erinnerungen verkauft, habe mein gemietetes Haus in Linz aufgegeben, meinen Job als Manager in einem großen Lebensmittelkonzern gekündigt und mich auf mein Abenteuer vorbereitet. Anfangs haben die meisten geschmunzelt, weil sie alle nicht so recht geglaubt haben, dass ich es wirklich durchziehe. Und ich konnte es auch verstehen. Es war verrückt, aber es nahm mit der Zeit Form an.

Wohin führte Ihr Weg?

Die Route verlief erst nach Salzburg, wo ich dann nach Bayern bis runter zum Bodensee gewandert bin. Von dort ging es in die Schweiz, die ich von Norden bis zum Süden durchquerte. Bei Genf bin ich nach Frankreich auch dort immer entlang den Alpen relativ gerade nach unten, wo ich die Provence erreichte. Dort habe ich die zehn schönsten Orte besucht, bis ich endlich ans Meer kam. Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man das Meer zu Fuß erreicht.

Wie ging es weiter?

Ich bin immer der Küste entlang gegangen, bis ich auch Spanien mit meinen Füßen erreicht hatte. Dort habe ich zweimal die Küste verlassen, um Granada und später Sevilla zu sehen, aber ansonsten ging es immer entlang des Meeres weiter nach Portugal, wo ich dann den Atlantik erreicht habe. Dann eroberte ich die Westküste, bis ich mein Ziel, Lissabon, erreichte.

Welche Erfahrungen konnten Sie sammeln?

Naja, zuerst einmal wirklich schmerzvolle. Ich hatte am zweiten Tag an beiden Füßen zwölf Blasen. Auch das Gehen in der gewohnten Umgebung war komisch. Was man gewöhnlich in 20 Minuten mit dem Auto fährt, war für mich eine Tagesreise. Erst nach und nach wurde es richtig beeindruckend, ich hatte mich körperlich und mental auf das Gehen eingestellt und konnte die kleinen Eindrücke und auch Begegnungen mit anderen Menschen genießen. Wenn man dann den Weg so auf sich wirken lässt, ist es wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung.

Gab es Momente, in denen Sie alles hinschmeißen wollten?

Nein. Natürlich hat es schwache Momente gegeben, in denen ich extrem an meine Grenzen gestoßen bin – bedingt durch Fieber, Sonnenstich, Durchfall, Schneestürme, Geldmangel. Ich bin aber auch für drei Tage von der Route abgekommen ohne einen Ort erreicht zu haben. Letztendlich bin ich an diesen Situationen über mich hinaus gewachsen. Ehrgeiz und Zielstrebigkeit trieben mich auf meinem Weg weiter an.

Wo haben Sie übernachtet?

Der eigentliche Plan war ja, dass ich am Tagesziel ankomme und dort auf die Gnade der Menschen hoffend ein kostenloses Quartier und Kost bekomme. Dies hat leider nicht immer beziehungsweise am Schluss gar nicht mehr funktioniert. Dafür waren die Begegnungen, wo es funktioniert hat, umso herzlicher. Die skurrilsten Nächtigungen waren unter anderem in einer Tierscheune bei Minus-Graden in Bayern oder in einem Turm auf einem Schloss in Frankreich.

Was hatten Sie mit im Gepäck?

Also materiell gesehen hatte ich mit meinem 25 Kilo schweren Rucksack und der ursprünglichen Ausrüstung wieder österreichischen Boden betreten. Geistig, mental hatte sich aber vieles geändert. Ich hatte viele Ideen im Gepäck, um mein künftiges Leben neu zu gestalten.

Und wie wird es sich gestalten?

Ich bin mit einem Auto voll Sachen wieder nach Andalusien. Fix ist, dass ich hier mein Leben neu gestalten werde. Es gibt auch einige Ideen für die Selbstständigkeit, doch dafür brauche ich eine gute Basis und dazu gehört das Können der Sprache.

Warum wandern Sie aus?

Nach meiner Rückkehr ist mir richtig bewusst geworden, wie konservativ, leistungsorientiert und oberflächlich Österreich sein kann. Dass alles extrem teuer ist und viele Menschen einfach in einem täglichen Trott aus Arbeit und in einer Art Depression leben. Ich spreche von Suderanten.

Und die gibt es in Andalusien nicht?

Doch, natürlich. In Andalusien ist wahrscheinlich der Alltag mit Sonne, Meer, gutem Essen und einer Siesta besser auszuhalten. Außerdem habe ich mich auf meiner Reise durch Spanien verliebt und ich kann nur so herausfinden, ob es tatsächlich die große Liebe ist.

mehr aus Innviertel

Gewalt: Die Handzeichen, Signale und Codes, die jede Frau kennen sollte

"Bio-Kobl" in Ried bleibt wohl doch weiter geöffnet

SV Ried ist an Gurtens Torhüter Felix Wimmer dran

Spitzenathleten kommen nach Andorf

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen