Immer mehr Pools: Hygiene-Tipps für ungetrübtes Baden
INNVIERTEL. Chlor ist nach wie vor das geeignetste Desinfektionsmittel für Pools, so Wasserexperte Milo Halabi.
Dem Trend der Zeit entsprechend gibt es auch im Innviertel zunehmend mehr private Pools, die im Gegensatz zu den öffentlichen Freibädern keinerlei Regulierung unterliegen. Daher ist es umso wichtiger, dass der jeweilige Besitzer seinen Pool regelmäßig wartet und auch nach entsprechender Hygiene trachtet.
Die OÖN sprachen mit Dr. Milo Halabi, Facharzt für Pathologie am Institut für Pathologie und Infektionsdiagnostik des Krankenhauses Ried und einer der Leiter des Institutes für Trinkwasseruntersuchung in Ried, das auch zahlreiche öffentliche Bäder beprobt. Halabi darüber, worauf man bei Pools achten sollte, sowie über Fakten und Mythen zum Thema.
Damit ein Pool nicht kippt, verwenden viele Betreiber Chlortabletten, was genau bewirken diese im Wasser?
Halabi: Durch den Eintrag von Schweiß, Haaren, Salzen und natürlich auch Bakterien kommt es im Laufe der Zeit in kleinen Wasserreservoirs zu einem Überwuchern der Bakterien und somit auch zu einer Infektionsgefahr für einen Badenden: Wasser wird verschluckt, gelangt auf Schleimhäute oder in Wunden und kann so Durchfall oder Entzündungen verursachen. Das einzige wirkungsvolle Mittel, um diese Gefahr in Grenzen zu halten, ist die Desinfektion des Wassers. Weltweit sind Chlor oder andere Chlorprodukte das sicherste Mittel für eine wirkungsvolle Desinfektion. Die Bakterien werden wirkungsvoll vernichtet und die Infektionsgefahr ist gebannt. Öffentlichen Bädern ist es übrigens per Gesetz vorgeschrieben, die Desinfektion mit Chlor durchzuführen.
Es gibt viele Bäder, die mit "niedrigen Chlorwerten" werben.
Niedrige Chlorwerte führen zu einer unvollständigen Abtötung der Bakterien, sodass die Infektionsgefahr nicht gebannt ist. Ich rate unbedingt, dass die Mindestchlorkonzentration eingehalten wird, diese kann man ja selbst mittels handelsüblicher Messstreifen überprüfen. Wichtig ist, dass auch der pH-Wert regelmäßig kontrolliert und allenfalls gesenkt wird ("pH-Minus"), damit das Chlor gut wirken kann. Denn je niedriger der pH-Wert ist, desto niedriger kann man das Chlor dosieren.
Viele Poolbetreiber steigen auf Salzwasser-Pools um.
Im Wesentlichen handelt es sich auch hierbei um eine Chlorung, allerdings wird aus Kochsalz eine unterchlorige Säure elektrolytisch hergestellt. Also auch Chlor, nur in anderer Form. Nachteil aus meiner Sicht: wo zu wenig NaCl im Wasser ist, muss man künstlich Kochsalz zufügen, und die Elektrolyse ist ein technisches Gerät, das auch nicht von jedermann richtig bedient werden und wie alle Geräte reparaturanfällig sein kann.
Ein Grund, warum viele Chlor ablehnen, ist der Umstand, dass Chlor auf der Haut übel riecht und Reizungen verursacht.
Das ist richtig. Chlor ist ein schleimhautreizender Stoff und kann in überhöhten Konzentrationen rote Augen etc. verursachen. Aber wie bei allem gilt auch hier: die Dosis macht das Gift, daher regelmäßig auf die exakte Dosierung achten. Den typischen Geruch macht eigentlich das "gebundene" Chlor aus, also jenes Chlor, das an Eiweißen oder anderen organischen Substanzen bereits "verschwendet" wurde und für die Desinfektion eigentlich nicht mehr zur Verfügung steht. Je mehr davon vorhanden ist, desto mehr "stinkt" es. Der typische Chlorgeruch ist somit eigentlich Ausdruck einer zu hohen organischen Belastung und eines Wartungsmangels. Wer regelmäßig den Sandfilter rückspült, die Ränder reinigt und achtet, dass vor dem Baden geduscht wird, reduziert den Eintrag an organischem Material deutlich und verhindert so, dass das gebundene Chlor zu hoch wird. Hilfreich sind natürlich ein Bodenroboter und das regelmäßige Keschern von schwimmenden Blättern und Insekten.
Chlor wird ja auch als krebserregend eingestuft?
Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Chlor in Verbindung mit Eiweiß zu Chloraminen wird, was in der Langzeitbetrachtung krebserregend sein kann, für unsere Anwendungen wahrscheinlich nicht relevant. Ins Gerede gekommen sind zuletzt eher die Chlornebenprodukte (Trihalogenmethane, THM), die sich bei mangelnder Wartung im Wasser anreichern und über die Atemwege in die Lungen kommen, hier gibt es zu wenig Daten dazu, was diese bewirken können. Sicher ist nur, dass man z.B. den Poolinhalt nicht über mehrere Jahre im Pool belassen sollte, da diese THM dann von Jahr zu Jahr mehr werden können. Ich empfehle, den Pool jährlich auszulassen, ihn zu reinigen und neu zu befüllen.
Welche Gefahren lauern noch?
Gegen Ende der Poolsaison kommt es häufig zu Entzündungen des äußeren Ohres, meist durch Pseudomonas aeruginosa, ein typisches Wasser-Bakterium. Wenn die Haut im Bereich des Gehörganges gerötet und entzündet ist, wenn Schmerzen oder gar Fieber auftreten, muss unbedingt der HNO-Arzt oder der Hausarzt aufgesucht werden.
Das Fazit?
Chlor ist nach wie vor das geeignetste Desinfektionsmittel für Pools, wichtig sind die richtige Dosierung und das Einstellen des pH-Wertes im Beckenwasser. Vor dem Baden duschen, regelmäßig keschern und den Boden des Pools reinigen – dann steht dem ungetrübten Badespaß im eigenen Pool nichts im Wege. (sedi)
Dieser Artikel ist informativ, aufschlussreich, und weil er von einem med. Spezialisten kommt, umso wertvoller.
Diese Art von Leserinfo ist toll, ich habe jetzt meine Meinung in Bezug auf Chlor wieder zum Positiven revidiert.
Nicht vergleichbar mit den Artikeln am anderen Ende der Fahnenstange, wo über die Eröffnung irgendeines Kebabstandels berichtet wird...