WhatsApp: Wie Kinder Kinderpornos verbreiten
LINZ. Im Bezirk Freistadt waren dutzende Schüler zweier Schulen in umfangreiche Kinderporno-Ermittlungen der Kriminalpolizei verwickelt. Ein über 14-jähriges Mädchen hatte per WhatsApp ein Videofile mit kinderpornografischem Inhalt erhalten und dieses geteilt.
Rasch verbreitete sich das Video in den auf WhatsApp perfekt vernetzten Klassen- und Jugendcliquen, bis rund 50 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren das verbotene File auf ihren Handys gespeichert hatten. Sie alle hatten ein strafgerichtliches Ermittlungsverfahren wegen des Delikts der Pornografischen Darstellung Minderjähriger zu durchlaufen, informierten am Donnerstag der Linzer Staatsanwalt Philip Christl und der für Sexualstraftaten zuständige Chefermittler Wolfgang Dirisamer vom Landeskriminalamt Oberösterreich. Das Motiv der Schüler sei aber nicht sexueller Natur gewesen. Viel eher hätten die Kinder und Jugendlichen das Kinderporno-Video aus Neugier angeschaut und geteilt. Auch der „Reiz des Verbotenen“ habe eine große Rolle dabei gespielt, sagen die Ermittler.
Ins Gefängnis sei zwar niemand gekommen. Die Verfahren gegen die strafunmündigen Schüler unter 14 Jahren seien eingestellt worden. Bei den Über-14-Jährigen seien anstatt eines Schuldspruches Diversionen (Verrichtung gemeinnütziger Leistungen bzw. vorläufige Verfahrenseinstellung mit zweijähriger Probezeit) verhängt worden. Besonders schmerzhaft war für die beteiligten Schüler allerdings, dass die Kripo ihre Handys konfiszierte, um sie kriminaltechnisch zu untersuchen. Dies dauerte mehrere Monate. In Einzelfällen mussten die Mobiltelefone der Schüler sogar vernichtet werden.
Den Fall ins Rollen brachten eine weitere Schülerin, die sich einer Schul-Sozialarbeiterin anvertraute und eine besorgte Mutter, die parallel die Polizei informierte. Der dringende Rat der Ermittler an die Eltern: „Seien Sie aufmerksam, was Ihr Kind im Internet tut!“