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Weihnachten neben der Spur: Wenn die sogenannte heile Welt draußen bleibt

Von Dietlind Hebestreit, 22. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Weihnachten neben der Spur: Wenn die sogenannte heile Welt draußen bleibt
Zerrissen: Christoph Kollros und Lisa Hartl teilen die Zeit am 24. Dezember zwischen ihrem 14 Monate alten Sohn Josef und den Frühchenzwillingen Elias und Fabian im Spital auf.

Das Christfest in der Jugend-Krisenstelle, im Spital oder als Aussteiger.

"Du kommst mir nicht nach Hause – auch nicht zu Weihnachten." Mit solchen Aussagen sind manche Bewohner aus dem Linzer Wàki konfrontiert, weiß Erika Breuer, die seit 15 Jahren in dem Zufluchtsort für Jugendliche in Krisensituationen arbeitet. "Nur ganz wenige sind zu Weihnachten aber schon am Abend bei uns. Nicht selten findet sich in der Verwandtschaft, der erweiterten Familie oder auch im Freundeskreis kurzfristig noch eine Möglichkeit, den Heiligen Abend zu verbringen. Manche der Bewohner kommen dann aber zwischen 22 und 23 Uhr wieder in die Krisenstelle zurück und übernachten hier", erzählt die Gruppenleiterin.

Zurzeit sind sechs junge Mädchen im Wàki. Auch Burschen sind willkommen. Die 12- bis 18-Jährigen dürfen bis zu vier Monate dort wohnen, wenn ein Leben daheim nicht mehr möglich ist. "Die Jugendlichen waren heuer im Advent sehr aktiv beim Schmücken und beim Gestalten der Weihnachtspost, die wir aussenden. In dieser Zeit im Jahr gelingt es uns leichter, sie in Aktivitäten einzubinden", sagt die 56-Jährige. Geschenke gibt es für alle, auch wenn es Breuer wichtig ist, den Bewohnerinnen den eigentlichen Sinn des Christfestes zu vermitteln. Gemeinsam zusammenzusitzen und zu essen, Lieder zu singen oder einfach zu reden. "Viele der Mädchen kennen das von daheim nicht", sagt Breuer.

Weihnachten feiern im Spital

Auch für Lisa Hartl ist das heurige Weihnachtsfest eine Ausnahmesituation: Am 17. November kamen ihre Zwillinge Elias und Fabian in der 27. Schwangerschaftswoche mit einem Notkaiserschnitt im Linzer Kepler Universitätsklinikum zur Welt – mit nur 784 und 930 Gramm natürlich viel zu klein, um schon nach Hause zu dürfen. Seitdem pendeln die Eltern täglich zwischen Oberneukirchen und Linz hin und her, denn daheim ist auch der 14 Monate alte Josef zu betreuen. Dieser hat das Glück, dass seine Großeltern und die Geschwister der Eltern auf ihn aufpassen, während Mama und Papa bei den Kleinen sind. So wird es heuer auch zu Weihnachten sein. "Elias und Fabian sind sehr tapfer. Ich will natürlich auch zu Weihnachten bei ihnen sein", sagt die 25-Jährige. Am Abend wird dann mit Josef gefeiert.

Heuer gibt es weniger Geschenke, denn das ständige Pendeln und die Parkgebühren belasten das Familienbudget. "Es wäre schön, wenn es für Frühcheneltern günstigere Parkplätze geben würde", wünscht sich Hartl. "Wir werden auch die Feiertage diesmal weniger bei den Verwandten, sondern vor allem bei unseren Kindern sein", sagt Papa Christoph Kollros. Anfang Februar dürfen die Zwillingsbuben dann hoffentlich heim – das größte Geschenk für die junge Familie.

Freiwillig obdachlos

Johannes Seidl hat in seinem Leben schon viele Stationen durchlaufen: Der Arzt-Sohn studierte Theologie, wurde zum Diakon geweiht, entschloss sich dann doch für den weltlichen Weg, arbeitete als Pastoralassistent, pflegte alte Menschen, war arbeitslos und entschied sich 2006 freiwillig für die Obdachlosigkeit. Er wollte aussteigen und auf alles verzichten.

Weihnachten war in dieser Zeit ohne Wohnung immer von dem Wunsch beseelt, Zeit mit seinen beiden Kindern zu verbringen. "Ich erinnere mich, dass ich den Heiligen Abend nach der Mette am Bahnhof verbrachte, wie sonst auch oft. Die Nacht ist dann ja nicht mehr lange", sagt der gebürtige Linzer.

Auch an ein Fest mit anderen einsamen Menschen im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels denkt er gerne zurück.

Weihnachten neben der Spur: Wenn die sogenannte heile Welt draußen bleibt
Johannes Seidl ist Kupfermuckn-Verkäufer und geht zu Weihnachten immer in die Mette. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Job als Kupfermuckn-Verkäufer

Um mehr Kontakt zu seinem Sohn zu bekommen, kehrte der Aussteiger 2011 wieder ins Sozialsystem zurück und nahm sich mit ihm gemeinsam eine Wohnung. Der Obdachlosen-Szene blieb er trotzdem verbunden.

Er ist Gast im Vinzenz-Stüberl, in der Wärmestube und in der evangelischen Stadt-Diakonie. Beruflich engagiert er sich als Kupfermuckn-Autor und -Verkäufer. "Wenn mein Sohn möchte, stelle ich ihm zu Weihnachten einen Baum auf", sagt der Linzer, der heuer auch zu einem Weihnachtsessen mit Bischof Manfred Scheuer und Obdachlosen-Seelsorger Helmut Eder eingeladen ist.

Ein Fixpunkt am 24. Dezember ist für ihn immer die Mette. Was sich Seidl wünscht: "Dass das Klima in der Politik nicht kälter wird."

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