Mattighofner Brandstifter gefasst: Die „Feuerteufel“ sind zündelnde Buben
SCHALCHEN/MATTIGHOFEN. Acht bis zehn Brände sollen ein 14- und ein 15-Jähriger in den vergangenen Monaten im Bezirk Braunau gelegt haben.
Aufatmen können die Einwohner in Mattighofen, Bezirk Braunau, und Umgebung. Mehrere Brände wurden, die OÖN haben berichtet, in den vergangenen Monaten gelegt. So wurden unter anderem Jägerstände, eine Bootshütte und ein Waldkindergarten angezündet.
Das Taschengeld wird in nächster Zeit zur Wiedergutmachung des beträchtlichen Sachschadens aufgehen: Als Brandstifter, die bei einer Unheilserie seit 19. Jänner in Mattighofen und Schalchen Sträucher, Bäume, Wiesen, Gartenhütten und Jägerhochstände anzündeten, forschte die Polizei zwei Minderjährige aus den beiden Gemeinden aus. Die zwei Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren waren am Karfreitagabend wieder mit Grillanzündern aufgebrochen und versuchten im Gemeindegebiet von Schalchen einen Jägerstand in Brand zu stecken. Dabei sind die beiden Burschen beobachtet worden. Kurze Zeit später holte sie die Polizei aus ihren Wohnungen ab.
Der Schrecken hat nun für die Bevölkerung ein Ende. In den Vordergrund rückt nun die Frage, was die zwei Teenager dazu getrieben hat, als Brandstifter zwei Monate lang die ganze Gegend in Angst zu versetzen. „Die Gefahr dürfte gebannt sein, die Jugendlichen stehen jetzt unter der Beobachtung der Polizei“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried, Alois Ebner, auf Anfrage der OÖN. Die zwei Jugendlichen seien geständig, alle ihnen zur Last gelegten Brände gelegt zu haben, bestätigte Ebner: „Einer der Gründe dürfte die Faszination der beiden Burschen für Feuer gewesen sein.“ Die Lust am Zündeln übte das Duo somit an einer Bootshütte, zwei Jägerständen, Hecken und Sträuchern und am Grieskirchner Waldkindergarten aus. Das Holzhäuschen im Forst blieb aber unversehrt, weil eine Frau den beiden Brandstiftern in die Quere gekommen war, bevor sie ihren Plan umsetzen konnten.
Bei ihrem Spaß daran, Hütten abzufackeln, kannten die beiden Jugendlichen zumindest noch eine Hemmung. „Sie ließen wenigstens von Gebäuden, in denen Menschen gefährdet werden hätten können, die Finger“, sagte ein Ermittler zu den OÖN. Ein Großbrand in einer Maschinenhalle in Schalchen wird von den Ermittlern nicht in Zusammenhang mit der von den Jugendlichen verursachten Brandserie gebracht.
Der Sachschaden an den zehn festgestellten Tatorten hat eine beträchtliche Höhe erreicht: Allein jener der am Kollerweiher abgefackelten Bootshütte macht 10.000 Euro aus. Die beiden jungen Innviertler wurden auf freiem Fuß angezeigt, das Jugendamt Braunau wurde eingeschaltet. Beim Bootshausbrand wird ein weiterer 14-Jähriger der Mittäterschaft verdächtigt.
3 Fragen an Andreas Zembaty
Der Sprecher des Bewährungshilfevereins „Neustart“ über mögliche Gründe für Jugendkriminalität und Maßnahmen dagegen.
- Welche Umstände verleiten Jugendliche dazu, Dinge zu tun wie Feuer zu legen und auf Autos zu schießen?
Jugendliche sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, was damit verbunden ist, sich an Grenzen heranzutasten. Schiefgehen kann das, wenn Jugendliche fehlende Opfer-Empathie aufweisen, weil sie ihnen nicht vorgelebt wurde. Dann kann es sein, dass sie Dinge tun, wie aus Fadesse und aus dem Gefühl heraus, sich selbst spüren zu wollen, auf Autos zu schießen. Sie sehen dann nicht die Familie vor sich, die möglicherweise in dem Auto sitzt, sondern nur ein bewegliches Ziel. - Sinkt die Hemmschwelle unter Jugendlichen und werden Jugendliche heute krimineller?
Nein, die Gewaltkriminalität unter den Jugendlichen geht zurück, sowohl was die Ebene der Anzeigen als auch jene der Verurteilungen betrifft. - Was wäre der richtige Weg, sich solchen Jugendlichen gegenüber zu verhalten?
Wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass nicht das Vorlesen des Strafgesetzbuches rückfallvermeidend wirkt, sondern Beziehungsarbeit. Man muss die Jugendlichen fördern und fordern. Wenn man sie aufgibt, laufen sie Gefahr, zu Intensivtätern (das sind solche, die mehrfach durch Straftaten auffallen, Anm.) zu werden. Wenn es die Jugendlichen am wenigsten zu verdienen scheinen, brauchen sie uns am meisten. (wal)