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Kranke Welserin war 71 Tage in der Türkei inhaftiert

Von Erik Famler, 20. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Kranke Welserin war 71 Tage in der Türkei inhaftiert
Hülya Ylmaz verbrachte mehr als zehn Wochen in türkischer Haft. Thomas Rammerstorfer unterstützt die Frau. (Weihbold) Bild: VOLKER WEIHBOLD

WELS. 48-Jährige mit kurdischen Wurzeln wurde zu Unrecht als Terroristin verdächtigt.

Ein Krankenbesuch bei ihrer in der Türkei lebenden Mutter geriet für die kurdisch-stämmige Welserin Hülya Ylmaz zum Albtraum. Bei ihrer Ausreise wurde die Kindergartenhelferin, die selbst krebskrank ist, am Flughafen von Izmir festgenommen. Während die 48-Jährige in Untersuchungshaft landete, mussten ihre drei Töchter ohne sie ausreisen. Der Terrorismusverdacht stellte sich später als unbegründet heraus.

Ende November kam die Welserin nach insgesamt 71 Tagen frei. Was sie während ihrer Haft in türkischen Gefängnissen und nach ihrer Einreise nach Österreich erlebte, schilderte die Welserin gestern im "Grünen Büro" den Journalisten.

"Die hygienischen Verhältnisse waren entsetzlich. Ich schlief tagelang ohne Decke auf einer verschmutzten Matratze. Erst nach ein paar Tagen gab man mir eine verdreckte Bettwäsche." In dieser Zeit sei sie wiederholt von türkischen Polizisten einvernommen worden. Man habe sie unter anderem verdächtigt, Geld für terroristische Bewegungen zu sammeln, schildert die Kindergartenhelferin.

Kritik an heimischen Behörden

Yilmaz vermutet, dass sie von jemandem aus Wels angeschwärzt worden war: "Ich kämpfe in Österreich für Menschenrechte und bin auch bei kurdischen Vereinen tätig." Bei Demonstrationen gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan sei sie als Ordnerin in Erscheinung getreten: "Ich bin kein Mitglied der PKK", bestreitet die Welserin jede Verbindung zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei.

Ylmaz und der grüne Menschenrechtsaktivist Thomas Rammerstorfer lassen auch kein gutes Haar an den österreichischen Behörden. Während ihrer Inhaftierung habe sich niemand um sie gekümmert: "Es hätte die Möglichkeit gegeben, dass jemand von der Botschaft kommt und sie besucht. Der erste Kontakt kam erst nach ihrer Entlassung zustande", sagt Rammerstorfer. Vor ihrer Freilassung verhängte die Türkei gegen die Welserin ein einjähriges Einreiseverbot.

Nach ihrer Heimkehr erhielt die Welserin Besuch vom LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung). "Wie in der Türkei ging es um den Verdacht einer Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung", erklärt Rammerstorfer. Von den Beamten sei sie dreieinhalb Stunden einvernommen worden, was Rammerstorfer heftig kritisiert: "Dass es hier zu einem Kriminalisierungsversuch durch österreichischen Behörden kam, ist widerwärtig."

Auf die Vorwürfe gegen seine Behörde reagiert LVT-Chef Michael Tischlinger überrascht: "Dass jemand kontaktiert wird, der in der Türkei wegen Terrorismusverdachts inhaftiert war, ist ganz normal." Die entsprechende Meldung kam vom Außenamt. Das LVT sei verpflichtet, solche Fälle zu prüfen. Die Beamten hätten mehrmals mit Ylmaz Kontakt aufgenommen. Weil ihre psychische Verfassung eine Einvernahme zunächst nicht zuließ, habe sich diese länger hingezogen. Eine Strafverfolgung der Welserin schloss Tischlinger aus. "Die Frau ist seit ihrem Gefängnisaufenthalt in der Türkei schwer traumatisiert. Bei uns wird sie als Folteropfer geführt. Gegen die Täter wird Anzeige erstattet." Christian Hubmer von der Welser Staatsanwaltschaft spricht von einem Verfahren, das noch nicht finalisiert sei.

Derzeit sitzen fünf Österreicher aus politischen Gründen in türkischen Gefängnissen. Darunter der Journalist Max Zirngast und der Linzer Spediteur Halil P. Ihm werden PKK-Aktivitäten vorgeworfen.

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