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Streiks bei deutscher Amazon zur Weihnachtszeit

Von nachrichten.at/apa, 05. Dezember 2018, 08:27 Uhr
Das sind die wertvollsten Marken der Welt
Der Onlinehändler Amazon Bild: (REUTERS)

MÜNCHEN. Weihnachtszeit ist Streikzeit. Wenn es aufs große Fest mit reichlich Geschenken zugeht, ruft die Gewerkschaft Verdi regelmäßig zum Streik beim Versandhändler Amazon in Deutschland auf.

Begonnen hat das Kräftemessen zwischen der deutschen Gewerkschaft und dem Branchenriesen aus den USA bereits im Mai 2013 mit den ersten Streiks. Und nun, in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäfts, kündigt Verdi erneut Aktionen an, um eine Tarifbindung zu erzielen: "Amazon kann sich in der Weihnachtszeit auf Streiks gefasst machen", sagt Günter Isemeyer, Sprecher im Verdi-Bundesvorstand, in Berlin. Mehr wollte er sich nicht entlocken lassen. "Es ist ein großes taktisches Spiel", erklärt er.

Damit die Kunden beim Poker der erbitterten Kontrahenten nicht die Leidtragenden sind, hat sich Amazon als weltgrößter Versandhändler akribisch auf den lukrativen Jahreshöhepunkt vorbereitet. "Wir sind auf viele Szenarien eingestellt. Streiks sind aber nur eine Variable, wie etwa das Wetter mit Eis und Schnee und erschwerten Bedingungen", erklärt Amazon-Sprecher Stefan Eichenseher in München. Er verspricht: "Die Pakete werden pünktlich bei den Kunden ankommen. Wer bis Freitag vor Weihnachten bestellt, bekommt auf jeden Fall seine Lieferung. Eventuell klappt es auch noch später." Auskünfte zu Lieferzeiten seien beim jeweiligen Produkt im Internet hinterlegt.

Ein Faktor könnte auch werden, inwiefern Amazon seine Mannschaft in den Lieferzentren mit Geld zu motivieren vermag - und damit Argumente gegen eine Teilnahme an Streiks liefert. Es gebe ein umfangreiches Bonus-System für die Mitarbeiter in einem Großteil der zwölf Logistikzentren deutschlandweit, sagte Eichenseher. "Wer zuverlässig arbeitet, hat auch einen Bonus verdient."

Am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld gebe es beispielsweise eine Vereinbarung vom 10. bis 22. Dezember für einen Anwesenheitsbonus. Es gibt zusätzlich für jeden Tag, an dem der Mitarbeiter arbeitet, 10 Euro Bonus. Dazu gibt es noch mal 50 Euro pro Woche, wenn der Beschäftigte die ganze Woche da ist. Zusätzlich erhalten Mitarbeiter eine Jahressonderzahlung von 400 Euro, wie Eichenseher erklärte. Die Botschaft soll sein: "Es lohnt sich."

Verdi wird vor Augen geführt, dass Amazon finanziell über Ressourcen verfügt. Zudem wird auch das Netz der Waren- und Lieferzentren in Deutschland immer verzweigter. Zwölf an elf Standorten sind es mittlerweile in ganz Deutschland. Dort arbeiten knapp 13.000 Festangestellte und Tausende von Saison-Aushilfen. Im vergangenen Sommer kam das Lager in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) hinzu, 2017 wurde ein neues in Winsen/Luhe (Niedersachsen) eröffnet. Beide sind mit moderner Robotertechnik ausgestattet. Das ist nicht nur praktisch. Denn Roboter verlangen keine Tarifverträge.

Der Wachstumskurs geht weiter: Das nächste Lager ist bereits in Planung und wird in Mönchengladbach (NRW) entstehen. Neben dem deutschen Netzwerk verfügt Amazon über ein europäisches mit mehr als 45 Logistikzentren. Wenn in Deutschland größer gestreikt werden sollte, können auch Lieferungen aus dem Ausland erfolgen, erklärt Amazon. Aber zu bedenken sei auch: Ohnehin streikt nur ein Teil der Belegschaft in Deutschland, wie Amazon betont.

In der Frühphase des Weihnachtsgeschäfts hielt sich Verdi mit Streiks zurück. Am "Black Friday", einem Schnäppchen-Tag, wurden vor kurzem nur zwei von zwölf Logistikzentren bestreikt. Zur geringen Beteiligung sagte der Verdi-Sprecher: "Wir wollen halt nicht dann streiken, wenn Amazon damit rechnet. Wenn mehr Personal geordert wird, um potenzielle Streiks zu kompensieren, es aber nicht gebraucht wird, ist der Schaden umso größer."

Der Verdi-Sprecher lässt kein gutes Haar an der Geschäftspolitik des Branchenriesen aus den USA. Was die Gewerkschaft am meisten stört: "Amazon weigert sich rechtsverbindliche Tarifverträge einzugehen." Verdi verlangt eine Vereinbarung nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Amazon betont dagegen: Man könne auch ohne Kollektivvertrag ein guter Arbeitgeber sein. "Wir bezahlen in unseren Logistikzentren am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist. In Deutschland beginnen die Mitarbeiter mit einem Lohn von umgerechnet mindestens 10,78 Euro brutto pro Stunde", erklärt Eichenseher. Ohnehin zahle Amazon bessere Jahresgehälter als nach dem Logistik- oder Handelstarif. "Es könne aber nicht sein, dass das allein ins Belieben des Arbeitgebers gestellt werde. Die Mitarbeiter brauchen Sicherheit", sagt Isemeyer.

Zwar ist Verdi noch weit vom Durchbruch im Tarifstreit entfernt. Aber die Gewerkschaft schreibt sich auf die Fahnen, schon viel erreicht zu haben. "Ohne uns gäbe es bestimmt keine Lohnerhöhungen, Weihnachtsgeld und verbesserte Arbeitsbedingungen", glaubt Isemeyer. Um schlagkräftiger zu werden, arbeitet Verdi weiter an einer internationalen Vernetzung; etwa in Polen, Spanien, Italien und Großbritannien. Zwar sind Erfolge in dieser Hinsicht kaum wahrnehmbar. Aber Isemeyer betont: "Das ist ein dickes Brett, das wir bohren."

Ob die Gewerkschaft noch die Kurve kriegt? Handelsexperten glauben, dass Verdi in der Auseinandersetzung mit Amazon keine Chance hat. "Verdi beißt sich an Amazon wie an einer harten Nuss die Zähne aus. Sie sollten es einfach sein lassen mit den Streiks", sagt etwa Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Niederrhein. Verdi dagegen gibt sich kämpferisch: "Wir haben noch Hoffnung, unsere Forderungen durchzusetzen."

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16  Kommentare
16  Kommentare
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DonMartin (7.488 Kommentare)
am 05.12.2018 14:28

Letztendlich richten sich diese ständigen klassenkämpferischen und parteipolitischen Streiks gegen die Mitarbeiter, die man angeblich beschützen will und deren Weihnachtsruhe.

Warum? Mit der alljährlichen Behinderung des Weihnachtsgeschäfts verschiebt man viele Paketsendungen zu den Weihnachtsfeiertagen und danach. Das bedeutet letztendlich, dass mehr Mitarbeiter nicht zu Hause feiern und Urlaub nehmen werden, sondern das Chaos der Gewerkschafter abzuarbeiten haben.

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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 05.12.2018 14:04

Die "Hackler sollen kuschen und den Mund halten, schließlich verdienen diese in Deutschland doch mehr als in Nepal oder
Ostindien. Aber das wird schon noch, bezahlten Urlaub oder Krankenstand werden wir denen in Europa schon noch austreiben !
Gez.
Jeff Bezos
CEO

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 14:18

Die Hackler wollen doch gar nicht streiken, sondern arbeiten und Geld verdienen.

Die Gewerkschaft will streiken, und in Deutschland reicht das aus. Die Gewerkschaft kann ohne jeglicher Abstimmung mit den Arbeitnehmern jederzeit einen Streik ausrufen.

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hausmasta (916 Kommentare)
am 05.12.2018 14:25

"Die Gewerkschaft kann ohne jeglicher Abstimmung mit den Arbeitnehmern jederzeit einen Streik ausrufen."

Meinst du?
In Österreich ist eine Urabstimmung nötig.

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 14:33

Es ist in Deutschland tatsächlich anders als bei uns, eine Gewerkschaft kann jederzeit (ohne Einbeziehung der Arbeitnehmer) zu einem Streik aufrufen und jeder Arbeitnehmer darf, aber muss sich natürlich nicht beteiligen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.12.2018 14:30

Tu doch nicht so, als ob Verdi ihre Arbeiter besser behandeln würde als Amazon.

Und außerdem: Amazon zahlt, Verdi kassiert.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.12.2018 12:34

Ich sehe das Hauptproblem im Zentralismus, in der Konzentration.

Sowohl bei Amazon als auch bei Verdi. In der Wagneroper bekämpfen sich auch die 2 Riesen Fasolt und Fafner und am Ende sind beide tot. Walhall steht auch nicht mehr grinsen

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DonMartin (7.488 Kommentare)
am 05.12.2018 10:31

Die jährliche Erinnerung, noch rechtzeitig vor Weihnachten und den deutschen Streiks einzukaufen, könne man als Verkaufsförderung betrachten.

Womöglich stecken der Versandhandel und die Gewerkschaft sogar unter einer Decke. zwinkern

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 08:51

Da kämpfen einige Gewerkschafter ihre persönlichen Befindlichkeiten gegen einen auserwählten Klassenfeind aus, um die parteipolitische Suppe nicht ganz abkühlen zu lassen.

Ob das im Sinne der Grundrechte einer Demokratie ist?

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human995 (319 Kommentare)
am 05.12.2018 09:44

Stimmt ja, die deutsche Logistik und Versandhandel Branche ist ja bekannt dafür extrem gut zu zahlen und kaum Leiharbeiter oder osteuropäische Angestellte zu haben die unter Mindestlohn arbeiten zwinkernSie können sich ja die Arbeitsbedingungen in diversen Reportagen auf Youtube ansehen ubd sich ein Bild machen.

Ich finds lustig, wenn man es als demokratiefeindlich bzw. gegen die Grundrechte der Demokratie sieht, wenn jemand für fairere Arbeitsbedingungen die Arbeit im gesetzlich erlaubten Rahmen (=Recht) niederlegt. Ist es Ihr Grundrecht Ihre Packerl zu erhalten? Sind Sie in Ihrer Freiheit beschnitten wenn diese Mitarbeiter streiken? Und kämpft laut Ihrer Meinung eine deutsche Gewerkschaft für die SPÖ?

Bitte nehmen Sie meine Pubkte ernst, falls Sie eine Antwort schreiben und gehen Sie auf diese ein. Werden Sie bitte nicht abfällig oder beleidigend wie Sie es sonst tun, da das nur zeigt, dass Sie keine Argumente haben, die Ihre These untermauern.

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 10:06

Und in Polen sind die Bedingungen deutlich besser?

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SRV (14.567 Kommentare)
am 05.12.2018 10:13

Klassisch die hardcore-neoliberale Logik des WKO-IV-Freie Wirtschaft-Suppenhelden:

Da die Arbeitsbedingungen bspw. in Südostpakistan noch deutlich schlechter sind, sollen die Gewerkschaften doch endlich aufhören sich für bessere Arbeitsbedingungen/Löhnne in Zentrakleuropa einzutreten, da diese ja die "freie Wirtschaft" behindern.

Technosert lässt grüßen...

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 10:26

Es geht bei den Streiks nicht wirklich um die Arbeitsbedingungen, aber das wissen Sie bestimmt, weil Sie ohnehin alles wissen.

Tatsächlich will man den Logistikzentren, wo gelagert, verpackt und versendet wird, den Tarifvertrag des Buchhandels oder genauer gesagt des Bucheinzelhandels aufdrücken.

Da soll sich jeder seine Gedanken machen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.12.2018 12:38

Bei der aktuellen Arbeitsmarktsituation ist der ideologische Verdikampf doch ein wenig absurd. Deine "Neoliberal" - Argumentation auch.

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human995 (319 Kommentare)
am 05.12.2018 10:15

D.h. die Deutschen dürfen nicht streiken, da die Polen schlechtere Bedingungen haben? Was hat die deutsche Gewerkschaft mit den polnischen Arbeitern zu tun? Und vergleichen Sie gerade indirekt das Lohnniveau Deutschlands mit dem von Polen? Bitte erklären Sie mir Ihren Gedankengang.

Es hilft nichts, wie man es dreht und wendet, Ihre Argumentation läuft ins Leere.

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spoe (13.520 Kommentare)
am 05.12.2018 10:23

Logik = mit den ständigen und teilweise sinnlosen Streiks in Deutschland hat man ganz einfach eine zusätzliche Verschiebung einiger Logistikzentren nach Polen ausgelöst.

Dort wird nicht gestreikt, die Polen freuen sich über die sicheren Arbeitsplätze und die Abgaben, in Deutschland fehlen die Jobs und Abgaben.

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