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Nach Anschlag: Eine Stadt macht weiter

Von Sylvia Wörgetter aus Straßburg, 13. Dezember 2018, 12:05 Uhr
Nach Anschlag: Eine Stadt macht weiter
Auch am Adventmarkt patrouillierten gestern schwer Bewaffnete. Bild: APA/AFP/PATRICK HERTZOG

Heute sperrt der Straßburger Weihnachtsmarkt wieder auf. Die EU-Parlamentarier debattieren – auch über Terror.

"Straßburg, die Weihnachtshauptstadt" – so versteht sich die Stadt im Elsass mit ihren verwinkelten Gassen, Fachwerkhäusern, dem Liebfrauenmünster und dem futuristischen Bau des EU-Parlaments. Die friedliche Stimmung, die jährlich zwei Millionen Touristen auf dem romantischen Adventmarkt in der Altstadt suchen, ist nun von bedrückenden Bildern überlagert: Polizei und Soldaten in den Straßen, die Fahnen auf halbmast.

Dennoch: Heute sperrt der Markt wieder auf. Die Straßburger wollen sich von den tödlichen Schüssen nicht unterkriegen lassen. Sie haben die Geschäfte und Restaurants in der Altstadt geöffnet wie immer, sie gehen zur Arbeit. Aber es hat sich doch etwas verändert. Lionel Fernández vom Reisebüro Rugler in der Grand Rue sagt, er schaue sich um auf der Straße, beobachte mehr, was um ihn herum geschieht. "Wir leben seit zehn Jahren damit", erzählt Nicolas Sprunck, der in der Rue Pittoresque seine Weinhandlung betreibt.

Sie liegt nur einen Steinwurf von der Place Kleber entfernt, auf der der Attentäter am Dienstagabend wohl zum ersten Mal geschossen hatte. Auch im EU-Parlament ist die Terrorgefahr am Mittwoch Thema, eines, das ohnedies auf der Tagesordnung gestanden war.

Der Bericht des Anti-Terror-Sonderausschusses wird beschlossen. Die Abgeordneten fordern darin eine bessere, schnellere Zusammenarbeit der Polizeibehörden sowie einen automatischen Datenaustausch über Ländergrenzen. Eine Datenbank soll es geben, in der Hassprediger erfasst sind. Am Ende soll idealerweise ein europäisches FBI stehen.

Die Forderung könnte aktueller nicht sein. Auch der 29-jährige Tatverdächtige hat bereits eine kriminelle Karriere hinter sich. Cherif C. ist in Straßburg geboren, hat nordafrikanische Wurzeln. Gegen 20 Uhr soll er in der Innenstadt das Feuer eröffnet, später auch Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Dabei starben zwei Menschen, ein dritter ist hirntot, zwölf weitere wurden verletzt. Zeugen zufolge hat er "Allahu Akbar" (Allah ist groß) gerufen. C. dürfte vor seiner Flucht von Soldaten verletzt worden sein.

Nicht nur im Parlament, auch in der Altstadt wird über Integration debattiert. Dafür müsse generell mehr getan werden, sagt etwa Jacques Briswalter. Und dass es viel falsch verstandene Toleranz gebe. Das sei "die Schwäche der Demokratie", meint der Restaurator.

Parlament lange abgeriegelt

Auch er führt sein Leben weiter wie gewohnt. Er erinnert an die Worte des ehemaligen Präsidenten François Hollande, der sagte, die Gesellschaft befinde sich "im Krieg" gegen den Terror. Das beste Mittel gegen den Terror ist Standhaftigkeit. Das ist der Tenor, der auf den Straßen herrscht, ebenso wie im Plenum und den Gängen des EU-Parlaments. Dieses war von der Polizei in der Anschlagsnacht aus Sicherheitsgründen bis gegen drei Uhr früh abgeriegelt worden, Abgeordnete und Mitarbeiter saßen fest.

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7  Kommentare
7  Kommentare
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Selten (13.716 Kommentare)
am 13.12.2018 12:34

Eigentlich hätte man das Parlament gar nicht abriegeln müssen.

Kein irrer Islamist wird je einen Politiker der €U angreifen, denn das wäre ein Angriff auf jene, die ihm ermöglichen sich so zu gebärden, wie es Glaube und Auftrag erfordern.

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Luftschlossgefahr (2.533 Kommentare)
am 13.12.2018 18:52

Jeder Mensch steht frei in der Welt, er muss die Angst aushalten - und wählen.

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zweiseitendermedaille (75 Kommentare)
am 13.12.2018 11:06

Zum Thema Demokratie und falsch verstandener Toleranz könnte diese Maxime hilfreich sein für Europa:
"Wenn ich die Wahl zwischen Gerechtigkeit und Ordnung habe, dann entscheide ich mich für die Ordnung."
Henry Kissinger

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 13.12.2018 12:36

Oder anders ausgedrückt: Der Mensch will in erster Linie Sicherheit - von Leben, Nahrungsversorgung, Besitz, Arbeitsplatz, Gesundheit, für die Zukunft seiner Kinder...

Wenn tagtäglich eine wachsende Unsicherheit verkündet wird, ist es den Leuten eines Tages völlig egal, wer und mit welchen Mitteln auch immer für Sicherheit und Ordnung sorgt.

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hanix (673 Kommentare)
am 13.12.2018 07:45

Die Parlamentarier erleben nun einmal selber die Erfahrung über den Terror. Sie tragen aufgrund ihrer Gesetze die politische Mitverantwortung für eine Zuwanderung von Hinz und Kunz, die aufgrund ihrer Kultur nicht nach Europa passen. Eine Integration ist nach den Vorschriften ihrer Religion nicht möglich. Es ist zu bedauern, dass die Politik in Europa dies bis heute nicht begriffen hat. Zu befürchten ist, dass Gewalt und Terrorismus sich zu einer europäischen Alltagserscheinung entwickeln. Der Bürger leidet an dieser Situation, die von einer unfähigen Politik ausgelöst worden ist!!

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reibungslos (14.490 Kommentare)
am 13.12.2018 12:27

Bei den Intellektuellen herrscht ein irriger Glaube, dass Menschen durch "Aufklärung" ihre Lebenseinstellung grundsätzlich ändern würden. Nach heutigem Erkenntnisstand sind jedoch die Bildung von Charakters und Weltbild etwa mit dem Ende der Pubertät weitgehend abgeschlossen. Man bleibt somit den in der Kindheit erworbenen Wertvorstellungen ein Leben lang treu, ganz besonders in Zeiten von Unsicherheit.

Und Kinder in sehr jungen Jahren, wo die Prägung am stärksten wirkt, werden nun einmal fast nur von ihren Eltern geprägt. Daher ist es auch kaum möglich, Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen zu "bekehren". Manche vermeintliche "Bekehrung" ist nur an materielle Werte geknüpft und wird schnell ist Gegenteil verkehrt, wenn die verheißenen Erfolge ausbleiben. Das nennt man dann Radikalisierung.

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Luftschlossgefahr (2.533 Kommentare)
am 13.12.2018 18:50

Aufklärung schützt nicht vor Kriminalität aber vermindert die Unmenschlichkeit.

Mit dem Ende der Pubertät versteinert kein Mensch. Er bleibt sein ganzes Leben beeinflussbar und formbar, kein Mensch verharrt untätig in der Betrachtung seiner Welt, jeder gestaltet und prägt die einzigartige Welt, in der wir alle zusammen leben, mit.

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