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Regisseur Helmut Dietl ist tot

Von nachrichten.at/apa, 30. März 2015, 16:21 Uhr
Premiere of German film Zettl
Helmut Dietl Bild: TOBIAS HASE (EPA)

MÜNCHEN. Der deutsche Regisseur und Filmemacher Helmut Dietl ist tot. Er starb am Montag im Alter von 70 Jahren im Kreis seiner Familie in seiner Münchner Wohnung.

Er hat der Münchner Schickeria den Spiegel vorgehalten, sich über die gefälschten Hitler-Tagebücher lustig gemacht und über das "Suchen und Finden der Liebe" sinniert. "Die einen kriegen Kinder, die anderen machen Filme. Jeder wehrt sich auf seine Weise gegen den Tod, so gut es geht", sagte Helmut Diet einmal. Nun ist der deutsche Regisseur im Alter von 70 Jahren dem Lungenkrebs erlegen.

Im November 2013 hat er seine schwere Krebserkrankung in der Wochenzeitung "Die Zeit" öffentlich gemacht. Einen Monat zuvor hatte er selbst die erschütternde Diagnose erhalten: Lungenkrebs mit Heilungschancen von höchstens zehn Prozent - "eher drunter". Überrascht war er von der Krankheit nicht, wie er sagte. "Wenn man bedenkt, wie viel ich geraucht habe, dann ist es geradezu ein Wunder, dass es so lange gut gegangen ist." Sechs Jahre zuvor hatte er mit dem Rauchen aufgehört und bis dahin nach eigener Berechnung ungefähr eine Million Gitanes geraucht.

Im Mai hat Dietl seine Chemotherapie abgeschlossen, wie seine Ehefrau Tamara der Zeitschrift "Gala" sagte. Kurz zuvor war Dietl beim Deutschen Filmpreis in Berlin mit der Goldenen Lola für sein Lebenswerk geehrt und mit Standing Ovations gefeiert worden. "Danke, danke, danke! Bitte setzen Sie sich hin, sonst muss ich weinen", sagte Dietl, als sich die 1.800 Gala-Gäste respektvoll von ihren Plätzen erhoben. Er dankte ausdrücklich seiner Frau. Die Tatsache, dass er an diesem Abend auf der Bühne stehe, habe er ihrer Pflege in den vergangenen Monaten zu verdanken.

Dietls letzter, mit Spannung erwarteter Film "Zettl", die Fortsetzung seiner Kultserie "Kir Royal", floppte 2012 zwar, früher aber, zur Zeit seiner ganz großen Erfolge, wurde der Regisseur von Filmkritikern als deutsche Antwort auf Woody Allen gefeiert. Er ist der geistige Vater von Kultfilmen wie "Schtonk" (1992) und "Rossini oder "Die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997).

Vier Mal verheiratet, drei Kinder

Ebenso wie Woody Allen deckte der am 22. Juni 1944 im oberbayerischen Wiessee geborene Dietl mit Vorliebe und Ironie menschliche Schwächen auf und beleuchtete gesellschaftliche Kuriositäten. Berühmt wurde er mit den Serien "Monaco Franze" (1983) und eben "Kir Royal" (1986). Zu dieser sechsteiligen ARD-Gesellschaftssatire sei Dietl von Papst Benedikt XVI. inspiriert worden, sagte der WDR-Redakteur Jörn Klamroth Jahre später. Im Jahr 1984 hätten Dietl und er in einem Cafe ein Foto betrachtet, auf dem der damalige Kardinal Joseph Ratzinger, der CSU-Politiker Franz-Josef Strauß und ein in München bekannter Gauner abgebildet waren. "Wir beschlossen daher: Das ist Stoff für eine neue Gesellschaftssatire", erinnerte sich Klamroth einmal.

Doch es sind nicht nur die Anderen, die Dietl in seinen Filmen beschäftigen. Im Jahr 2005 kam mit "Vom Suchen und Finden der Liebe", einer modernen Adaption des Orpheus und Eurydike-Stoffes, eine sehr persönliche Komödie in die Kinos. Das Drehbuch dazu schrieb "Das Parfum"-Autor Patrick Süskind, der eng mit Dietl befreundet ist.

Dietl selbst ist zum vierten Mal verheiratet und hat drei Kinder mit verschiedenen Frauen. "Man darf nicht den Glauben an die große Liebe verlieren, selbst wenn die Erfahrung das Gegenteil lehrt", sagte der Regisseur, der zehn Jahre an der Seite von Veronica Ferres verbrachte, einmal: "Oder man kann sich gleich hinsetzen und auf den Tod warten."

Filmprojekt mit Josef Hader geplant

Dietl kam nach seiner Matura an einem Schwabinger Gymnasium, einem abgebrochenen Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte und einem Abstecher in die Münchner Kammerspiele zu Film und Fernsehen. 1973 debütierte er mit den inzwischen legendären "Münchner Geschichten" im Vorabendprogramm. 1979 kam sein Film "Der Durchdreher" in die Kinos und wurde mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Beflügelt von diesem Erfolg versuchte Dietl Anfang der 80er-Jahre sein Glück in Hollywood. Er kam aber schnell wieder zurück und wurde in Deutschland zu einem der erfolgreichsten und populärsten Film- und Fernsehmacher.

Bis zuletzt arbeitete Dietl an einem autobiografischen Filmprojekt mit Josef Hader, bei dem der österreichische Kabarettist den Regisseur hätte spielen sollen. Das Drehbuch thematisierte auch den Schlaganfall, den Dietl im Jahr 2007 erlitt. Erst am Freitag bestätigte Hader in der deutschen Talkshow "3 nach 9", dass man weiterhin über das Projekt spreche - und über Gott und die Welt, was das Vorhaben etwas verzögere: "Es ist eine wunderbare Freundschaft." Der Arbeitstitel des Vorhabens lautete nach einstmaligen Angaben des Bayerischen Rundfunks: "Ich freu mich, wenn es regnet." Es ist ein Karl-Valentin-Zitat, das so weitergeht: "... weil wenn ich mich nicht freu', regnet's auch."

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4  Kommentare
4  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
susisorgenvoll (16.673 Kommentare)
am 30.03.2015 20:43

Abende! Seine Filme waren Kult und ein Meisterbeispiel für gehobene Unterhaltung! R.I.P.

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Adler55 (17.204 Kommentare)
am 30.03.2015 19:58

Herr Helmut Dietl war ein großartiger Regisseur ,seine Filme ,Serien von Anfang an KULT :

Münchner Geschichten :Der ganz normale Wahnsinn :Monaco Franze :
Kir Royal :Schtonk: Vom FEINSTEN ,köstlich,entspannend und unterhaltsam !Danke Herr Dietl für Ihre vollbrachte ECHTE Kunst !

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esreichtmirjetzt (5.097 Kommentare)
am 30.03.2015 18:58

Danke, für den Monaco Franze der war der HAMMER!!!

Dietl wird in einen Filmen weiterleben;-)!!! Unsereins muss erst einen Stempel, Denkmal setzen.

Für die Angehörigen:
GOTTES Wille
kennt
kein WARUM

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contra (1.272 Kommentare)
am 30.03.2015 17:44

Fluggäste verdrängen das Risiko um fliegen zu können - Autofahrer verdrängen das Risiko um fahren zu können und Raucher verdrängen das Risiko um rauchen zu können...jeder glaubt, es wird schon nicht mich erwischen - aber bei 14.000 durch Tabakrauch frühzeitig Verstorbene - Jahr für Jahr - allein in Österreich, ist die Chance gar nicht so gering...

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