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Auf dem "Greinmarkt" fließen keine Tränen

Von Hannes Fehringer (Text) und Josef Moser (Fotos), 17. Juni 2016, 00:04 Uhr
Bild 1 von 11
Bildergalerie Unterwegs auf dem Steyrer Grünmarkt
Bild: (Josef Moser)

STEYR. Für die Serie "Steyrer Straßen" hat sich OÖN-Redakteur Hannes Fehringer diesmal am Grünmarkt umgesehen.

  • Das Tor zum Stadtplatz lädt zum Einkaufsbummel für Kunden, die ein Leben fernab der Wegwerfgesellschaft führen wollen.
  • Die Landesausstellung 2021 hat beim Innerberger Stadel, dem Heimatmuseum, einen Hotspot. Die Kaufleute freuen sich darauf

Unterwegs auf dem Grünmarkt

Der Steyrer Grünmarkt hat zwar von der sprachlichen Wurzel her nichts mit Grünzeug zu tun, sondern mit den heulenden und zähneknirschenden armen Teufeln, die in die Verliese des seinerzeitigen Gefängnisses gesperrt waren. Der Volksmund sagte, dass die Gefangenen "greinten", so wie einst die Jünger Jesu am Gründonnerstag. Auf dem "Greinmarkt" ist aber dennoch die Jahrhunderte hindurch schon so mancher grüne Zweig gewachsen, auf den kluge Köpfe und findige Geschäftsleute gekommen waren.

Auf dem Steyrer Grünmarkt etwa flimmerten im Jahr 1908 im immerhin zweiten ortsfesten Kino Österreichs schon Stummfilme über die Leinwand. Und auch im Jahr 1973 wurde auf dem Grünmarkt Stadtgeschichte geschrieben: In dem damals gegründeten Laden namens "Inka" gab es die ersten Blue Jeans in Steyr zu kaufen. Trotz der exotischen Düfte liegt der Besucher falsch, wenn er annimmt, dass der Geschäftsname etwas mit Lateinamerika und den Anden zu tun haben könnte. Die Mutter der jetzigen Inhaberin Tanja Treiss benannte den Shop als Akronym für Ingrid Karsch nach sich selber.

Leute mit neuen Gedanken und Lösungen, die aus der Analyse dessen stammen, was schief in der Welt läuft, trifft man auf dem Grünmarkt häufig auf dem Gehsteig. Erich Schlagitweit hat sich schon frühzeitig damit beschäftigt, was eine gesunde Haltung ist, und das auch auf den Körper bezogen. Er baute die Gesundheitsschuhe von "Gea" gemeinsam mit dem Waldviertler-Pionier Heinrich Staudinger auf. Jetzt verkauft Schlagitweit Büromöbel, die die Sitzengebliebenen in Bewegung halten, damit Bandscheiben und Rückgrat nicht ganz verkümmern. Der Grünmarkt ist für ihn trotzdem noch Entwicklungsland: Die Standorte seiner Kette "Vega-Nova" in Linz und Graz müssten Steyr noch mitziehen, sagt er. Ein Impuls soll die Landesausstellung 2021 sein, mit dem Stadtmuseum im Innerbergerstadel als Hauptstandort. "Wir werden den Schwung nutzen", sagt Daniela Limberger, Boutiquebesitzerin von Tally Weijl und Aktivistin beim Verein "Steyr lebt".

Hoffnung auf die Landesschau

Die große Hoffnung auf die Landesschau

Die große Hoffnung auf die Landesschau
Schauplatz der Landesausstellung: Innerberger Stadel, Stadtmuseum.

Fünf Jahre vor der Eröffnung der Landesausstellung "Adel, Bürger, Arbeiter – Der Weg zum modernen Österreich" ist die Rollenvergabe in Steyr klar: Das Museum Arbeitswelt wird sich um die Geschichte der Arbeiterschaft und der industriellen Revolution kümmern und auf Schloss Lamberg wird der Adelsstand dokumentiert, von dem vieles bis zur Steiermark begründet wurde. Damit bleibt das Thema des Bürgertums für das Stadtmuseum übrig, was sich auch sehr gut fügt. "Hier war früher der Innerberger Stadel", erzählt Stadtführer und Touristiker Wolfgang Hack.

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"Der Grünmarkt wird mit der Landesausstellung zu einem Hotspot, den wir nutzen."

Wolfgang Hack, Stadtführer

Den Innerberger Stadel muss man sich wie heutzutage einen großen Stahlkonzern vorstellen wie Thyssen-Krupp. Gegründet wurde die „Hauptgewerkschaft“ als ein Verband der Radmeister, Hammerherren und Eisenhändler im Jahr 1625 unter Kaiser Ferdinand II. im Bereich nördlich des Erzberges, um die nach der Reformation und den Bauernkriegen darniederliegende Metallerzeugung wieder aufzubauen. Nachdem in Steyr 228 Familien wegen ihres lutherischen Glaubens vertrieben wurden und die Messerer dann im Exil die Solinger Stahlwaren begründeten, war die Produktion zusammengebrochen.

Der Innerberger Stadel war dann ein riesiges Lager der Steyrer Konzernniederlassung. Für die Landesausstellung werden in die Renovierung vier Millionen Euro investiert. Gebäudeteile wie auch die alte Holztreppe dürfen dabei aber des Denkmalschutzes wegen nicht verändert werden. "Es wird behutsame Modernisierungen geben", sagt Hack.

In der Planung wird berücksichtigt, dass dann das Stadtmuseum nach der Landesausstellung in einem neuen Gewand weiter betrieben wird. "Langfristig wird das auch eine übersichtlichere und besser aufbereitete Darstellung der Bestände ermöglichen", sagt Hack.

Für die Landesausstellung und darüber hinaus wird das Stadtmuseum mit der Öffnung eines Hofes barrierefrei gemacht.

Auf zu neuen Pfaden

Auf neuen Schuhen weg von alten Pfaden

Auf dem "Greinmarkt" fließen keine Tränen
Erich Schlagitweit: Der Schuh-Pionier befasst sich auch mit Sitzmöbel.

Der Steyrer Erich Schlagitweit war Weggefährte von "Gea" und "Waldviertler"

Den Film sieht sich Erich Schlagitweit nicht an, ganz bewusst nicht. Die Doku "Das Leben ist keine Generalprobe"beschreibt den Lebensweg des alternativen Wiener Schuhhändlers Heinrich Staudinger zum Retter der heimischen Schuhindustrie mit dem unter dem damaligen Sozialminister Alfred Dallinger gestarteten Arbeitslosenprojekt in Schrems für die legendären "Waldviertler Schuhe".

Schlagitweit erinnert sich an die gemeinsamen Jahre mit Staudinger, aber er verbreitet dabei einen bitteren Nachgeschmack. Staudinger, der Kämpfer gegen den Preisdruck der Konzerne und für die Selbsthilfe in einer benachteiligten Region, könne auch ganz anders. "Ich habe einen cholerischen Menschen erlebt, der sich selber inszeniert", sagt Schlagitweit.

Auch der einstige Geschäftsführer der "Gea"-Schuhe, Gerhard Benkö, habe letztendlich mit Staudinger nicht können, erzählt Schlagitweit aus alten Kontakten. Die Partnerschaft der beiden endete mit gegenseitigen Vorwürfen über Fehler bei der Führung der Schuhfabrik. Nach den Zerwürfnissen, über die Heinrich Staudinger Wirtschaftsmedien gegenüber eine allerdings andere Sicht geäußert hat, ging man getrennte Wege. Manche Modelle aus der damaligen gemeinsamen Zeit sind im Design und Tragekomfort jedenfalls so gut, dass sie heute noch in den Regalen stehen.

Schlagitweit lässt nun seine Vorstellungen von einem unter fairen Bedingungen erzeugten und dem Benutzer wohltuenden Schuh "in Europa" fertigen. Schlagitweit sieht mehr Sinn darin, über Österreichs Grenzen hinauszugehen. Er nimmt daher auch handgearbeitete Schuhe aus Äthiopien ins Sortiment. "Die Marke ist cool, trendig und öko-zertifiziert, sie passt perfekt zu unserer Philosophie", sagt er, weil er die Verhältnisse bei "Sole-Rebels" bei einer Afrika-Reise mit eigenen Augen begutachtet hätte: "Die Produktion erfolgt umweltfreundlich mit lokalen Ressourcen, auch die Arbeitsbedingungen vor Ort sind fair."

Drei Fragen an...

Drei Fragen an Daniela Limberger

Interview
"Frischer Wind": Limberger Bild: (privat)

Beim neuen Steyrer Stadtmarketing haben die Geschäftsleute am Grünmarkt sozusagen ein Heimspiel: Die neue Geschäftsführerin Daniela Limberger ist mit der Boutique Tally Weijl eine Nachbarin und kennt die Verhältnisse daher aus erster Hand.

 

  1. Wir haben von Geschäftsleuten gelegentlich und so auch am Grünmarkt gehört: „Steyr ist eine Arbeiterstadt. Zum Glück habe ich Kundschaft in meinen anderen Filialen in anderen Städten.“ Besteht Aufholbedarf?

    Natürlich werden wir uns bemühen, die Frequenz in der Stadt zu erhöhen, und wir lassen uns dazu auch für die Zukunft viel einfallen. Generell aber stimmt diese Sicht der Dinge bestimmt nicht.
  2. Womit bringt man mehr Schwung noch in den Straßenzug?

    Wir hatten heuer erstmals ein Grünmarktfest veranstaltet. Das hat gezeigt, welches Potenzial in der Gemeinschaft steckt. Der Erfolg ruft nach einer Wiederholung im nächsten Jahr und nach einer Dauereinrichtung.
  3. Der Grünmarkt ist das Tor zum historischen Stadtkern. Dementsprechend viele Autos fahren durch. Ist das eine Belastung?

    Sicherlich. Der Autoverkehr beeinträchtigt uns und belastet uns. Aber ich glaube, dass auch beim Verkehr die Hanggarage, die nun gebaut wird, Erleichterung bringt. Die Parkplatzsuchfahrten hören auf, und es wird Raum bleiben zur Verkehrsberuhigung und für die Geschäfte, sich besser zu positionieren.

 

 

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4  Kommentare
4  Kommentare
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ZeitEinseher (15 Kommentare)
am 18.11.2018 09:20

Grünmarkt vor 1525: Grienorth, Grünertd, Grimenorth
1525-1773: Grien Marckt, Grünerd, Grimorth
1773-1846: Grimmort
ab 1846: Grünmarkt

Das Haus Grünmarkt 14 war ein Nachrichter-, Stadtdiener-, Arresthaus
Derzeit befindet sich darin ein "Kunstorganismus" als "Kunst im Leerstand" und die Ateliergalerie Leiwaund. Im November 2018 fand ein Grünmarkt 14 Besitzerwechsel statt.

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ZeitEinseher (15 Kommentare)
am 26.06.2018 10:15

erratum: "Grein" liegt im Strudengau zwinkern Grünmarkt kommt von "Grienen" = Grienmarkt. Oder irre ich mich?

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ZeitEinseher (15 Kommentare)
am 26.06.2018 10:22

erratum: Ich irrte mich zwinkern Nun greine ich...

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fritzicat (2.724 Kommentare)
am 17.06.2016 23:27

Wie will man den Käuferandrang regeln, der nach diesem Thread kommt wie das Amen im Gebet.
Fremdenführer Hack wird den Andrang kanalisieren , mehrere Gruppenführungen ins Auge fassen müssen, damit die kleinen Geschäfte am "Greinmarkt" nicht überquellen und somit handlungsunfähig werden.

Schnaps, Schuhe, goldenes Geschmeide und teure Uhren, keinerlei Tand ...... das Herz der Kauflustigen jubelt, die "Enge Gasse" ist dagegen ein Ramschmarkt.

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