Als Festivalchef nicht fehlerfrei
Seit 1995 ist Gerfried Stocker künstlerischer Leiter des Linzer Ars Electronica Centers (AEC).
Unter der Führung des 1964 in Judenburg geborenen Medienkünstlers, Musikers und Nachrichtentechnikers wurde zum Kulturhauptstadtjahr 2009 das AEC auch erneuert und erweitert. Mit Martin Honzik und Christine Schöpf verantwortet Stocker das 1979 gegründete Ars Electronica Festival, das am Donnerstag startet.
"Die Ars" hat sich als international hoch angesehene Marke etabliert. Aus aller Welt reisen Menschen Jahr für Jahr nach Linz, um Ausstellungen, Vorträge, Symposien oder auch einfach "nur" die Konzerte am Abend zu besuchen. Dieses Jahr steuern mehr als tausend Beteiligte aus Kunst und Wissenschaft aus mehr als 50 Ländern wieder Arbeiten zum Festivalthema bei: Heuer geht es bei den 500 Veranstaltungen um "Error – The Art of Imperfection", also um "Fehler – die Kunst des Unperfekten". Vollkommen ist aber auch die "Ars" nicht. Zwar ist das Festival, unter anderem durch die "Post City" beim Hauptbahnhof, in der Stadt angekommen. Doch gilt es bei der Vermittlung der komplexen Inhalte an den Schnittstellen von Technologie, Gesellschaft und Medienkunst den Menschen vor Ort noch näher zu kommen. Zielpublikum der "Ars" ist für Stocker das "internationale, künstlerisch avancierte, wissenschaftliche", im AEC hingegen sieht er "eine Bildungseinrichtung", die primär ein "lokales und regionales Zielpublikum hat". Doch es wäre ein Fehler, nicht auch die "Ars" noch mehr für das fachfremde Publikum zu öffnen. Das Angebot der "Ars" ist Stocker, der einen Sohn hat und mit seiner Lebensgefährtin in Linz lebt, ohnehin ein Anliegen: Hundert "Infotrainer", wie die Ars-Kunstvermittler heißen, und das Angebot "We guide you" ("Wir leiten dich an") stehen bereit. Schritte in die richtige Richtung, denn ein Festival, das auf höchstem Niveau Wissenschaft, Kunst und Technologie verhandelt, kann und soll auch Ebenen bieten, auf denen man ohne Vorwissen einsteigen kann.