Wiener MuseumsQuartier schnappt sich die Lufthoheit
Wiener KulturQuartier: Der Linzer Direktor Christian Strasser verzeichnete 2018 einen Rekord von 4,5 Millionen Besuchern.
Christian Strasser hat als Direktor des Wiener MuseumsQuartiers (MQ) nichts Geringeres im Sinn, als die Institution auf Augenhöhe mit den prestigeträchtigsten Kulturarealen der Welt zu bringen.
Und obwohl der in Gschwandt bei Gmunden geborene Jurist, der einst den Linzer Posthof (1985 bis 1999) und die Immobilien GmbH der Stadt Linz (1999 bis 2011) leitete, mit seinem Rekordergebnis von 4,5 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr beim Zuspruch durch die Öffentlichkeit auf dem besten Weg dorthin ist, sei für ihn Quantität keineswegs alles. "Durch die vielen tollen Museen (Kunsthalle, Leopold Museum, mumok, Zoom Kindermuseum, Anm.) und Gastronomiebetriebe sind wir ein toller Kulturraum, außerdem ein Schaffensraum, weil bei uns viele Künstler in Studios leben und arbeiten. Und wir sind ein Lebensraum, in dem sich vor allem junge Menschen wohlfühlen", sagt Strasser im Gespräch mit den OÖN.
Das Durchschnittsalter von Museumsbesuchern bewege sich gewöhnlich bei über 60 Jahren, "der Gast im MuseumsQuartier ist durchschnittlich 35 Jahre alt, das bedeutet, wir können auch ganz andere Angebote machen." So wird etwa heuer die Künstlerin Deborah Sengl einen Escape Room gestalten, also einen Raum, aus dem die Teilnehmer nach Lösen von Rätseln innerhalb einer vorgegeben Zeit "entkommen" sollen. Die Individualität der Institutionen, die sich dennoch in ihren Programmen und Terminen regelmäßig aufeinander abstimmen, gewährleiste die kunterbunte Abwechslung auf dem 90.000 Quadratmeter großen Areal.
Vorbild für Oberösterreich?
"Diese autonomen Betriebe mit ihrem speziellen Kreativpotenzial, von denen jeder Vorschläge für gemeinsame Initiativen arbeitet, von denen zwei bis drei pro Jahr umgesetzt werden, wäre so ein Modell, wie auch Kulturinstitutionen von Land Oberösterreich und Stadt Linz zusammenarbeiten könnten", sagt Strasser, der auch im Aufsichtsrat der Linzer Museen (Lentos, Nordico) sitzt, "aber das müsste ein klarer Auftrag des jeweiligen Eigentümers sein."
Allerdings sei in Oberösterreich und Linz viel passiert, "hier ist in den vergangenen 20 Jahren eingesickert, dass Kunst und Kultur die Bevölkerung weiterbringen – dieser Gedanke wird auch von Bürgermeister Luger und Landeshauptmann Stelzer weitergeführt", sagt Strasser.
Das mit einem Gesamtbudget von drei Millionen Euro ausgestattete MQ wird zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von der Stadt Wien getragen. Im Frühjahr 2020 kann Strasser mit einer weiteren Attraktion aufwarten: Das Architekturbüro Ortner & Ortner der Linzer Baukunst-Vordenker Manfred und Laurids Ortner, die sämtliche Museumsbauten des MQ verwirklicht haben, entwickelte für das Dach des Leopold Museums eine Terrasse mit "Libelle" – so heißt der in der Höhe konzipierte Raum für Kunst und Kulturprojekte. Die Glasfassade wird von Eva Schlegel (Biennale-Teilnehmerin 1995 und -Kommissärin 2011) gestaltet. Das Plateau, das dem MQ auch die perspektivische Lufthoheit sichert, wird über einen Außenlift zu erreichen und täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet sein.
Öffentliche Terrasse
Die Linzer Baukünstler Laurids und Manfred Ortner haben die öffentliche Dachterrasse (970 Quadratmeter) und die für Kunst und Kulturprojekte vorgesehene „Libelle“ (380 Quadratmeter) auf dem Dach des Leopold Museums geplant. Die Baukosten betragen 7,5 Millionen Euro, die das MQ aus Vermietungen und Eigenmitteln stemmt. Die Lichtringe stammen von Künstlerin Brigitte Kowanz, die Glasfassade von Eva Schlegel. Im Frühjahr 2020 wird eröffnet.