Was muss ich noch alles tun, damit ich dazugehöre?
Birgit Schwamberger trotzt als Clownin dem Zeitgeist, „Im Namen der Dose“ wird am 9. 2. uraufgeführt
st es denn in Ordnung, andere Menschen für seinen Vorteil auszunutzen?“, fragt ein Scherzartikel-Verkäufer in „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“.
Diese Frage aus dem gekonnt grotesken Film, der 2015 mit dem Goldenen Löwen von Venedig prämiert worden ist, ließ Birgit Schwamberger nicht mehr los.
Die freischaffende Schauspielerin aus Gallneukirchen arbeitete sich gedanklich an der nagenden Ungewissheit ab, ob das, was wir leisten, noch im Verhältnis zu dem steht, was wir bekommen.
Zwei Jahre später feiert das daraus entstandene Theater „Im Namen der Dose“ – ein Spiel um das Benützen und Benutztwerden von Menschen – nun am 9. 2. im Linzer Posthof Uraufführung, Regie führt Manfredi Siragusa, der dafür eine sehr präzise Dramaturgie entworfen hat (mehr unten).
Sie ist das Gerüst für Schwamberger, die auch die Hauptrolle spielt. „Ich schlüpfe in die Rolle einer sehr braven Frau, aber einer vom Rand. Sie wäre zwar bereit, Kontakt mit der Umwelt aufzunehmen, aber es funktioniert nicht. Zunächst lebt sie ein perfektes Leben – bis es auf einmal kippt. Die Dinge funktionieren nicht mehr, wie sie es will. Sie ist immer hinten nach, obwohl sie immer am Tun und Machen ist“, sagt Schwamberger.
Stilles Stück, laute Zeit
Ihr Gegenspieler hat kein Gesicht, und trotzdem begegnet er uns immer – in Form von nicht enden wollenden Mails und WhatsApp-Nachrichten, neuen Ansprüchen und neu ausgelegten Werten. Ihr „Feind“ ist das System des Zeitgeists – zwischen Leistung und Rasanz. „Es trifft dich beruflich wie privat, daher hat die Arbeit genauso hohen Stellenwert im Stück wie die Wohnung unserer Protagonistin.“
An ihr ist zweierlei besonders: Sie tritt der Welt in der Figur einer Clownin entgegen. Und sie spricht kein Wort. „Ich wollte das von Beginn an so, weil ich denke, dass sich dadurch Raum zum Nachdenken für den Zuseher öffnet.“ Er könne die Darbietung, die der 45-jährigen Darstellerin Präzision und Timing im höchsten Maß abverlangen, selbst interpretieren. So kann man in den Handlungen Gier erkennen, aber auch Verwirrung und bloße Überforderung.
„Es ist lange Zeit sehr amüsant, lustig. Doch durch ihre Verletzlichkeit erkennt man auch, dass es traurig ist.“ So erinnert „Im Namen der Dose“ auch an den „goldenen Käfig im Kopf“ – den Gedanken, mitmachen zu müssen, gefangen zu sein. Schwamberger sieht darin auch eine Replik auf das politische Geschehen, Populismus genauso wie die bestreikten Kürzungen im Sozialwesen. „Es geht mir letztlich um Solidarität.“
TERMINE UND HINTERGRUND
„Im Namen der Dose“: 9. 2., 20 Uhr, Linzer Posthof Uraufführung,
Restkartenliste: 8. 2., ab 15 Uhr
Folgevorstellung:
10. 2., 20 Uhr Karten: www.posthof.at, Tel. 0732 / 78 18 00
Kulturzentrum Hof Linz: 12./13. 4.
Duo: Birgit Schwamberger hat sich mit dem in Gmunden lebenden und aus Italien stammenden Manfredi Siragusa zusammengetan. Schwamberger lernte ihn kennen, als sie seine Mentorin bei den Cliniclowns war. Er betreibt das „babelart Theater“ in Gmunden.
Zum Stück: „Im Namen der Dose“ vereint Spiel mit schräger, surrealer Kulisse, Licht- und Geräuscheffekten. Ein Einfluss war Luigi Pirandellos Novelle „The train has whistled“, in der ein braver Büroangestellter„entgleist“.