Der liebenswerte Trottel in einer Welt von Zynikern
Premiere von "Dinner für Spinner" in Perg.
Menschen, denen alles zufliegt, sind in Gefahr, von einer freudlosen Gefühlskälte befallen zu werden. Zynismus wird zur einzigen Quelle ihrer Gaudi. Der Erfolgsverleger Peter Baumann ist so einer, der die Welt verhöhnt. Zusammen mit seinen Freunden lädt er stets dienstags einen Deppen ein, auf dessen Kosten sich die Runde kaputtlacht. Diesmal ist Frank Pigon an der Reihe – ein herziger, von seiner Frau verlassener Beamter, der so gerne Wunderwerke der Baukunst mit Zündhölzern nachbastelt. Diese Konstellation ist der Rahmen des mehrfach verfilmten "Dinner für Spinner" von Francis Veber. Am Mittwoch hatte die Komödie im prächtigen Kulturhof Perg (Schloss Auhof) in der Regie von "Theater an der Rott"-Intendant Uwe Lohr Premiere.
Mit Gespür für Timing fädelt Lohr den Witz ein. "Kulturhof Perg"-Chef Martin Dreiling kippt von der Begrüßung stufenlos in die Rolle des Peter Baumann, beim Bücken schießt ihm ein Hexenschuss ein. Das Abendessen mit den Spezis muss er also sausen lassen. Seine Frau Christine (Julia Ribbeck) hat von der Art, wie er alles verlacht, längst genug und verlässt ihn. Frohnatur Pigon (Thomas Bammer) ist eingetroffen und serviert Kostproben seines hoppertatschigen Wesens. Als Helfer bei der telefonischen Jagd nach Christine lässt er kein Fettnäpfchen aus. Baumann kriecht sogar bei seinem einst besten Freund Justus (Theo Helm als guter Geselle) zu Kreuze, um Christine ausfindig zu machen – obendrein muss er die Avancen seiner esoterischen Geliebten Marlene (herrlich besoffen: Gabriele Deutsch) abwehren und sich einen beinharten Steuerprüfer (Peter Woy mit komischem Talent) ins Haus holen. Am Ende steht fest, wer der wahre Spinner ist.
Dreiling und Bammer balancieren den Abend souverän. Dennoch hätten sie um eine Nuance mehr auf die Tube drücken müssen, um das Groteske zum Leuchten zu bringen. Fröhlicher, aber kurzer Applaus für zwei leichte, unterhaltsame Stunden (mit Pause).
Theater: "Dinner für Spinner", Komödie von Francis Veber, Schloss Auhof in Perg, Premiere: 19. Juli, Termine: 22., 27., 28., 29. Juli; 19., 20., 23.-27. August, Karten: 0677/61600890, www.kulturhof-perg.at
OÖN Bewertung: