Ermittler beschreibt mögliches Absturz-Szenario von Ex-Miss
INNSBRUCK. Zwei Tage nach dem Tod der am Innsbrucker Bergisel verunglückten Ex-Miss Austria, Ena Kadic, tappen die Ermittler weiter im Dunkeln. Die Auswertung von Kadic' Handy dürfte deutlich länger dauern, als ursprünglich angenommen. Diese soll Aufschluss über die Unfallursache geben.
"Die Auswertung macht uns riesen Probleme", sagte Ernst Kranebitter von der Innsbrucker Kriminalpolizei am Mittwoch. Das Mobiltelefon sei durch den Sturz am vergangenen Freitag derart beschädigt worden, sodass die Ermittler selbst nicht an die Daten kommen. Um eine forensische Sicherung der Daten durchführen zu können, werde man wahrscheinlich bei der Staatsanwaltschaft um eine entsprechende Beauftragung ansuchen, teilte der Beamte mit. "Vermutlich werden wir die Auswertung einer Spezialfirma übergeben müssen", sagte Kranebitter nachrichten.at.
Nach der am Dienstag abgeschlossenen Obduktion, laut der die 26-Jährige bei einem Sturz aus großer Höhe lebensbedrohliche Kopf- und Beckenverletzungen und ein Lungentrauma erlitten hatte, könnten die Handydaten wichtige Informationen über den Unfall liefern. Gingen Ermittler zunächst von einem Unfall beim Joggen aus, so erhärtete sich zuletzt der Verdacht, dass die Tirolerin von einer Aussichtsplattform abgestürzt sein dürfte. Fremdverschulden sei auszuschließen, hieß es.
Wie berichtet, hatten Spaziergänger die im Jahr 2013 gekürte Miss Austria auf dem Geländer der Plattform sitzen gesehen. Dabei habe sie sich "intensiv" mit ihrem Handy beschäftigt. Kurz danach sei sie aber wieder hinunter auf den Boden gestiegen. 40 Minuten später rief Ena Kadic noch ihren Bruder an und erzählte ihm von dem Sturz. Kurz darauf verlor die gelernte Modedesignerin das Bewusstsein und verstarb drei Tage später in der Innsbrucker Klinik.
Rettungskräfte an der Unglücksstelle. (Foto: APA/Zeitungsfoto.at)
Absturz von der rechten Seite
Nun liegt der Verdacht nahe, dass die ehemalige Schönheitskönigin von der rechten Seite der Aussichtsplattform abgestürzt ist. Vielleicht sogar bei der Aufnahme eines "Selfies", weshalb der Auswertung ihres Mobiltelefons eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Während es von vorne rund 30 bis 40 Meter steil nach unten geht, sind die seitlichen Abgänge der Plattform von Bäumen gesäumt. Laut Kranebitter könnte Kadic seitlich abgestürzt, auf Bäume geprallt und schließlich noch weiter in die Tiefe gefallen sein.
Kadic entstammte einer bosnischen Flüchtlingsfamilie. Die gelernte Modedesignerin hatte sich bei der Wahl zur Miss Austria 2013 im Casino Baden gegen 17 Mitbewerberinnen durchgesetzt und Österreich bei der Miss-World-Wahl in Indonesien vertreten. Nach ihrer Zeit als Miss Austria zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und arbeitete in Innsbruck in einem Modegeschäft. "Die Medien, die Events, die Partys – dieses Leben machte mich nicht so glücklich", wurde sie Anfang des Jahres im "Seitenblicke Magazin" zitiert.