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Frankreich, wie es früher war

Von Claudia Jörg-Brosche, 09. Mai 2015, 00:04 Uhr
Frankreich, wie es früher war
Das idyllische Familien-Landgut des Trüffel-Papstes Edouard Aynaud bei Saint-Cyprien. Bild: Jörg-Brosche

Die Dordogne im Südwesten Frankreichs ist ein Schatzkästchen voller Geschichten und Kulinarik. Und dennoch (fast) nur Krimi-Freunden aus Martin Walkers Büchern bekannt. Das sollte sich ändern.

Steil ragen die Kalkwände in die Höhe: Das goldgelbe Steinhaus des Museums schmiegt sich an den Fels wie ein Schwalbennest. Das Idyll präsentiert sich grün überwuchert, mit violetten Glyzinien und zwitschernden Vögeln. Niemand stört die Ruhe, die die Natur hier geschaffen hat. Über Stufen in der Felswand steigt unser Grüppchen ein Stück hinauf und betritt das Innere des Berges. Das Rad der Zeit dreht sich rasant um viele Jahrtausende zurück. "Für mich ist es die schönste, weil intimste steinzeitliche Höhle der Dordogne", schwärmt Martin Walker. Der bekannte schottische Krimi-Autor erkor die Dordogne vor vielen Jahren zu seiner Wahlheimat und widmet sich in seinen Büchern diesem außergewöhnlichen Landstrich im Südwesten von Frankreich.

Protagonist der Walker-Krimis ist Bruno, der sympathische Polizeichef. Seine Liebschaft mit Kollegin Isabelle begann genau hier in der Grotte du Sorcier. Es ist in der Tat ein magischer Ort. Gemeinsam mit einem englischsprachigen Guide zwängen wir uns in die enge Höhle und staunen über die Ritzzeichnungen "eines prähistorischen Picasso", wie Walker sie beschreibt. Sie stellen Pferde, Bisons und Steinböcke dar. Noch weit eindrucksvoller zeigt sich der Schönheitssinn unserer frühgeschichtlichen Vorvorfahren in der berühmten Grotte de Lascaux. Sie ist eine von nur drei prähistorischen Höhlen weltweit mit mehrfarbigen Felsmalereien. Bunt und lebendig springen gewaltige schwarze Stiere, rote Rinder, kraftstrotzende Pferde sowie kleine Steinböcke über die Wände dieser "Sixtinischen Kapelle der Frühgeschichte". Natürliche Geländeformen wie Felsbuckel werden dabei gekonnt für die Plastizität der Tiere genutzt, sodass ein dreidimensionaler Eindruck entsteht. Es ist überwältigend, was hier vor 17.000 Jahren geschaffen wurde. Die Tatsache, dass es sich bei Lascaux 2 um eine Kopie des unendlich wertvollen und empfindlichen Originals handelt, schmälert die Faszination nicht.

Namensgeber des Departements Dordogne ist der gleichnamige Fluss: Er schlängelt sich 490 Kilometer vom Zentralmassiv bis zum Atlantik bei Bordeaux. Das Seitental Vézère ist das prähistorische Epizentrum Frankreichs und nachweislich seit 70.000 Jahren ununterbrochen bewohnt.

Kelten, Wikinger und Römer

Davon erzählen 147 Höhlen, 25 davon mit Wandmalereien, 15 zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Region ist unendlich reich an Geschichte. Kelten, Wikinger, Gälen, Römer, Westgoten, Araber, Religionskriege sowie der Humanismus hinterließen nachhaltige Spuren. Im Mittelalter war das Périgord, so der historische Name der Dordogne, nach harten Kämpfen drei Jahrhunderte lang unter englischer Herrschaft. Im Hundertjährigen Krieg markierte der Fluss Dordogne die Frontgrenze. Wehrdörfer und Schlösser sind Zeugen dieser Zeit. In der Dordogne ist es beinahe unmöglich, ohne einen Schlossbesuch abzureisen. Allein entlang des Flusses sind mehr als 1000 Châteaux erhalten, und jedes einzelne hat seine Besonderheiten. Im Château de Commarque werden wir vom Schlossherrn Hubert höchstpersönlich begrüßt.

Stolz führt er durch seine mächtige Anlage, die sich dank umfangreicher Renovierungsarbeiten als authentisches mittelalterliches Ausflugsziel empfiehlt. Regional passende Animationen wie Bogenschießen oder prähistorische Malkurse gehören zum Programm. Weitere typische Merkmale der Region sind pittoreske Bastiden und mittelalterliche Steindörfer. Bastiden wurden als Wehrdörfer ab dem 13. Jahrhundert stets nach demselben Muster errichtet.

Als Mittelpunkt des Dorfes diente seit jeher die Markthalle. Zu den schönsten mittelalterlichen Städtchen zählen Bergérac und Sarlat-la-Canéda. Die beschaulichen Orte Beynac, La Roque oder Domme dienten sogar schon wiederholt als Filmkulisse.

Und dennoch: Im Hinterland von Bordeaux versteckt, ist die Dordogne vom Tourismus noch weitgehend unentdeckt. "Die reiche Geschichte prägt das Land", schwärmt Martin Walker, "hier ist die Zeit stehen geblieben und Frankreich noch in Ordnung!"

Das versteckte Schlaraffenland

Nicht nur Martin Walker schreibt in seinem Kochbuch von den kulinarischen Vorzügen, jeder Besucher schwärmt schnell von der südwestfranzösischen Küche. Es ist die Region der Enten und Gänse. Die berühmte Gänseleber, die wertvolle Trüffel und die Walnüsse haben hier ihren Ursprung. Weitere Delikatessen liefern die fischreichen und sauberen Flüsse: Hier tummeln sich Lachse und Störe, von denen Kaviar gewonnen wird. Die Walnüsse trifft man veredelt im köstlichen Nusswein wieder, der oft als Aperitif kredenzt wird. Die in Frankreich so beliebten Wochenmärkte fallen in der Dordogne besonders üppig und authentisch aus.

Probieren Sie den Käse Trappe d’Echourgnac: Dieser aromatische Klosterkäse reift in Walnusslikör – eine köstliche, aber seltene Delikatesse! Wer tief in die Geheimnisse der Feinschmecker eintauchen will, dem sei ein Besuch bei Trüffelbauer Edouard Aynaud und seinem Border-Collie Farah ans Herz gelegt. Äußerst kurzweilig erklärt Edouard auf seinem entzückenden Familiengut bei Saint-Cyprien alles über den wertvollen Pilz und lädt auch zur spannenden Trüffelsuche ein, die nicht nur bei erfolgreichem Fund des "schwarzen Goldes" ein unvergessliches Erlebnis ist.

Natürlich darf in der Dordogne auch der Wein nicht fehlen, denn wir sind immerhin in Frankreich: 13 Herkunftsbezeichnungen kennt man allein in der Weinstadt Bergérac. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Qualität dieser Weine enorm gesteigert, diese ist nun mit den edlen Tropfen des Bordeaux vergleichbar. Nur die Preise liegen noch unter deren Niveau.

Badespaß im glasklaren Wasser

Nicht nur historisch Interessierte und Gourmets finden in der Dordogne ein preiswertes, nicht überlaufenes Paradies. Auch Wasserratten kommen auf ihre Rechnung: Die Flüsse hier sind sehr sauber und laden zu Kanu- und Kajaktouren ein.

Einem Sonnenbad auf den weitläufigen Kiesstränden folgt der Sprung in die Dordogne, den zweitsaubersten Fluss Europas. Ein Frankreich-Sommer wie damals kann beginnen!

 

Gute Tipps

Trüffelzucht Edouard Aynaud: Der Papst unter den Trüffelzüchtern offeriert Trüffelsuche, Verkostungen, Schulungen und Trüffel-Menüs; weiters zwei Ferienwohnungen im überaus romantischen Weiler Péchalifour bei Saint-Cyprien (ab 450 Euro/Woche). www.truffe-perigord.com

Anreise mit Air France via Paris nach Bordeaux. Jeden Montag und Freitag fliegt die Europe Airpost direkt von Wien nach Bordeaux. Informationen unter airfrance.at oder europeairpost.com.

Allgemeine Infos:
www.perigord-dordogne.de bzw. Atout France Wien: info.at@rendezvousenfrance.com, rendezvousenfrance.com 

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