Unsichtbar, aber folgenreich: Wenn Kinder nicht gut hören
Was Eltern tun können, um Schwerhörigkeit und mögliche Gehörlosigkeit zu erkennen.
Kinder können bereits im Mutterleib Geräusche wahrnehmen und darauf reagieren. Die vollständige Ausbildung des Hörsinns erfolgt aber erst nach der Geburt innerhalb der ersten drei Lebensjahre und wird durch akustische Reize angeregt. "Um gute Heilungschancen bei Hörbeeinträchtigungen zu erreichen, ist eine frühzeitige Diagnose essentiell. Eine wichtige Untersuchung ist dabei das Neugeborenen-Hörscreening, das seit 2003 im Mutter-Kind-Pass verankert ist. Hiermit können angeborene Hörbeeinträchtigungen bereits in der ersten Lebenswoche entdeckt werden", erklärt Georg Langmayr, HNO-Fachgruppenvertreter der Ärztekammer für Oberösterreich.
Er rät allen Eltern, dennoch ihr Kind genau zu beobachten, ob es zum Beispiel bei lauten Geräuschen erschrickt, oder ob es mit den Augen nach der Geräuschquelle sucht. Denn auch so lässt sich eine mögliche Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit erkennen. "Wird eine Beeinträchtigung vermutet, sollte schnellstmöglich eine HNO-Fachärztin oder ein HNO-Facharzt zur weiteren Abklärung aufgesucht werden".
Soziale Entwicklung gefährdet
Hörprobleme können nicht nur Auswirkungen auf das Erlernen von Sprache haben, sie können sich auch Auswirkungen auf die soziale Entwicklung des Kindes haben. Mögliche Folgen sind Probleme mit Aufmerksamkeit und Ausdauer, Konzentrationsschwäche, emotionale Unsicherheit, Gehemmtheit oder sozialer Rückzug.
Ob und welche Therapie im Einzelfall sinnvoll ist und zu einer Verbesserung führen kann, richtet sich nach der Ursache sowie dem Ausmaß des Hörverlustes. "Tritt eine Hörbeeinträchtigung zum Beispiel aufgrund einer Mittelohrentzündung auf, wird diese medikamentös oder in selteneren Fällen durch eine Operation behandelt. Leidet das Kind unter Störungen im Bereich des Innenohrs, kommen Hörgeräte zum Einsatz", erklärt der HNO-Arzt. Ist der Grad des Hörverlusts schwerer, kann ein Cochlea-Implantat helfen. Dieses Implantat wandelt Schall in elektrische Impulse um, mit denen der Hörnerv stimuliert wird. Dadurch wird ein Hören und Verstehen von Geräuschen und der Sprache möglich.
Werden Kinder frühzeitig gefördert und bekommen sie individuelle Hilfen, können sie auch mit einer Hörbeeinträchtigung uneingeschränkt ihren Lebensweg gehen. Dazu kann auch das Erlernen der Gebärdensprache beitragen.