Leben retten mit dem Sommerhit "La Macarena"
Mit diesem Lied im Kopf finden selbst Laien bei einer Wiederbelebung den richtigen Rhythmus für die Herzmassage.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Park spazieren und sehen plötzlich einen Mann regungslos am Boden liegen. Wie verhalten Sie sich in diesem Fall richtig? Vielen Menschen fällt auf diese Frage nur eine Antwort ein: "Die Rettung rufen."
Doch nur die Nummer 144 zu wählen und sonst untätig zu bleiben, kann für Menschen mit Herzstillstand das Todesurteil bedeuten. "Denn schon nach etwa drei Minuten wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was irreversible Schäden nach sich ziehen kann", erklärt Primar Thomas Meindl, erfahrener Notarzt, Anästhesist und ärztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Schärding. Etwa drei Minuten brauche jedoch auch der Rettungswagen, um zum Ort des Geschehens zu kommen. "Diese Zeit muss man also unbedingt nützen, um mit Reanimationsmaßnahmen zu beginnen", sagt der Mediziner.
Nur zehn Prozent der Menschen, die einen Herzstillstand erleiden, überleben diesen, wie der Deutsche Rat für Wiederbelebung kürzlich veröffentlicht hat. Dies kann laut Experten auch daran liegen, dass zu wenige Menschen in solchen Situation helfend eingreifen – zum einen, weil sie fürchten, etwas falsch zu machen, zum anderen, weil ihnen vor der Mund-zu-Mund-Beatmung ekelt. "Dazu kann ich nur sagen: Falsch ist einzig und alleine, wenn man gar nichts macht", so Meindl. Das Wichtigste sei, dass man nach dem Anruf bei der Rettung sofort mit der Herzmassage beginne. Mund-zu-Mund-Beatmung sei in diesem Moment erst in zweiter Linie wichtig.
Um den richtigen Rhythmus für die Herzmassage zu finden, kann sich der Laie an bekannte Musikstücke halten. So eignet sich etwa der Sommerhit "La Macarena" vom spanischen Duo Los del Rio perfekt dafür, den Druck auf das Brustbein im richtigen Tempo auszuüben. Dass diese musikalische Unterstützung bei der Reanimation sinnvoll ist, haben spanische Forscher der Universität Barcelona nach einer Untersuchung mit 164 Medizinstudenten kürzlich bestätigt.
"Gut eignen sich auch der Pop-Song ,Staying Alive‘ von den Bee Gees und der Radetzkymarsch", ergänzt Thomas Meindl. Wichtig sei, dass sich der Ersthelfer die Musikstücke nur im Kopf vergegenwärtige und nicht laut vor sich hin singe. "Das ist eventuell anwesenden Verwandten oder Freunden aus Pietätsgründen nicht zumutbar", so der Notarzt.
Anleitung für die Herzdruckmassage
Konkret funktioniert die Herzdruckmassage folgendermaßen: Der Patient wird auf eine harte Unterlage – am besten am Boden – gelegt. Der Helfer kniet seitlich vom Patienten und legt den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbes auf, ohne diesen mit den Fingern zu berühren. Der Ballen der anderen Hand wird darüber gelegt. Mit gestreckten Armen wird nun rhythmisch ein so starker Druck auf das Brustbein ausgeübt, dass dieses vier bis fünf Zentimeter niedergedrückt wird. Der Brustkorb muss gleichmäßig be- und entlastet werden. Die Handballen dürfen dabei nicht abgehoben werden. Die Herzdruckmassage ist gleichmäßig in einer Frequenz mindestens 100 Mal pro Minute durchzuführen. Es werden 30 Herzdruckmassagen durchgeführt, dann zwei Beatmungen und wieder 30 Herzdruckmassagen … "Die Herzmassage bringt das stillstehende Herz zwar nicht wieder zum Schlagen, hält aber einen Minimalkreislauf aufrecht, bis professionelle Hilfe da ist", erklärt Meindl.
Um richtige Reanimation für den Ernstfall zu üben, empfiehlt der Notfallarzt medizinischen Laien, alle paar Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu machen. Kurstermine sind auf der Homepage des Roten Kreuzes unter www.rotekreuz.at zu finden.