Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Nicht Fisch, nicht Fleisch im Land der Operette

Von Michael Wruss, 14. Oktober 2019, 00:04 Uhr
Nicht Fisch, nicht Fleisch im Land der Operette
Theresa Grabner, Christa Ratzenböck, Fenja Lukas (v. l.) Bild: Almonem

Musiktheater: Uninspirierte Premiere von Carl Millöckers Operette "Der Bettelstudent" in der Regie von Karl Absenger.

Operette funktioniert nur dann, wenn alle Parameter wie ein perfekt laufendes Zahnradwerk in minutiös getaktetem Ablauf ineinandergreifen und so ein Bühnenkunstwerk von kaum zu bremsender Energie evozieren. Bei der Premiere von Carl Millöckers Operette "Der Bettelstudent" am Freitag im Musiktheater passierte genau das Gegenteil, und vieles wollte nicht zusammenpassen und lief – obwohl sicherlich gut durchdacht – belanglos nebeneinander her. Karl Absenger pendelte in seiner Regie zwischen historischer Dimension, die tagesaktuell verwertbar wäre, und belangloser Blödelei, die aber ebenso wenig Gewicht bekam. Dabei hätten die Videoeinspielungen mit einem harten Schnitt von kaiserlich uniformiert durch Linz Marschierenden zum Foto des Durchbrechens der polnischen Grenze durch die Wehrmacht vor 80 Jahren Aufmerksamkeit erheischen können, ja hätte selbst noch die erste Szene im Kerker der Zitadelle von Krakau aufhorchen und vermuten lassen, dass hier Operette auf ganz anderem Niveau passieren könnte. Doch der Abend schleppte sich ohne wirkliche Aussage dahin.

Warum die Cheerleader?

Die Bühne (Thomas Pekny) hätte eher zu in die Tiefe gehendem Unterhaltungstheater gepasst. Die Kostüme (Götz Lanzelot Fischer) schwankten zwischen Barock, Entstehungszeit und zum Schluss der Gegenwart: Silbrig glänzende Cheerleader hüpften unmotiviert durch die Szenerie. Kurzerhand weder Fisch noch Fleisch, was dem eher lau applaudierenden Publikum auch ein paar Buhs entlockte.

Auch musikalisch kam der Abend nicht so richtig in Fahrt, was nicht unbedingt an Marc Reibel und dem durchaus operettenaffinen Bruckner Orchester gelegen haben mag, sondern an den Protagonisten, die großteils falsch besetzt waren und ihre Stärken nicht ausspielen konnten. Hans Schöpflin ist weder Mozart- noch Operettentenor, dafür hat er andere Qualitäten, die man bei seinem Symon Rymanowicz erkennen konnte. Eine famose Sprachdeutlichkeit und eine sängerische Intelligenz, die sich aber nicht zu Operettenkantilenen und strahlenden Spitzentönen verwandeln lassen. Mathias Frey war ein ordentlicher Jan Janicki, der aber von der Regie ins Abseits gedrängt wurde. Michael Wagner stemmte den Oberst Ollendorf stimmlich beachtlich, blieb aber ebenso von der Regie alleingelassen, weshalb Zusatzstrophen eher peinlich als pointiert wirkten.

Dass man Gotho Griesmeier mit der Baritonrolle des Richthofen betraute, ergab keinen Sinn, wenngleich sie den jungen Kornett prächtig mimte. Das gelang auch Alfred Rauch als nicht übertrieben komischem Enterich. Bleiben noch die drei gräflichen Damen. Fenja Lukas begeisterte als zurückhaltend noble Laura, Theresa Grabner war eine quirlig-animierende Bronislawa, und Christa Ratzenböck war bei ihrem Ausflug ins Fach der komischen Alten das Highlight des Abends, da sie nicht nur feine Komödiantik spielte, sondern auch trefflich sang. Chor und Extrachor (Elena Pierini und Martin Zeller) erfüllten ihre Sache gut, ließen nur diesmal die Textdeutlichkeit hintanstehen. Einen Bonus beim Publikum hatte die zweimal aufmarschierende Militärmusik OÖ.

Fazit: Millöckers Bettelstudenten hat man schon komischer und nachdenklicher gesehen. Die Linzer Produktion versucht beides, was nur mäßig gelingt.

mehr aus Kultur

Stelzer: "In der Kultur kommt Oberösterreich beim Bund zu kurz"

Ist das jetzt der Wechsel? Experten gaben bei Gesundheitstour tolle Tipps

Happy Birthday, SpongeBob! Ein Schwamm wird 25

Er machte RTL groß: Wiener Medienmanager Helmut Thoma wird 85

Autor
Michael Wruss
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Hanni1927 (1 Kommentare)
am 14.10.2019 12:50

Ich bin sehr überrascht über die umschweifend negative Kritik an Absengers Inszenierung des Bettelstudenten, war ich doch selber am Premierenabend zugegen. Mir kommt es vor, als hätten wir in unterschiedlichen Vorstellungen gesessen. Österreich ist für mich das Land der Operette und endlich sehe ich eine Operette in einem Stil dargeboten, der die unerträgliche Eitelkeit der sonstigen Inszenierungen in den Schatten stellt. Die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der Gefühle war überraschend. Auch der Bettelstudent hat mich sowohl stimmlich als auch darstellerisch absolut überzeugt. Für mich war es ein überaus gelungener Abend und mir scheint als habe der Autor dieser niederschmetternden Kritik selber Hemmungen sich auch Neues einzulassen und das ewig wiederkehrende Klischee zu verlassen. Kann das sein?Schade! Ich kann den Besuch der Operette nur wärmstens empfehlen.

lädt ...
melden
antworten
vjeverica (4.297 Kommentare)
am 28.10.2019 15:45

ich kann Ihrem Posting nur vollinhaltlich zustimmen.

Eine wahrhaft gelungene Aufführung, die ich gestern am Spätnachmittag erleben durfte.
Wir, ich und meine Begleitung, waren begeistert von der Vorstellung.
Der Kritiker hat wirklich eine andere Inszenierung als unsereins gesehen.

Nur bei den Cheeleadern kann ich zustimmen- die haben auch mich ein wenig irritiert.

Zu meiner Verwunderung war die Vorstellung bei weitem nicht ausverkauft (und das bei der günstigen Uhrzeit - 17h, also auch für Frühinsbettgeher bestens geeignet bzw.für Schulkinder).

Vielleicht hat auch die schlechte Kritik hier dazu beigetragen - andere Zeitungen allerdings haben besser beurteilt = wohl dasselbe Stück wie ich gesehen ;o)

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen