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Neujahrskonzert 2021 als "Botschaft der Hoffnung"

Von nachrichten.at/apa, 29. Dezember 2020, 16:07 Uhr
Der 79-jährige Riccardo Muti dirigiert auch in diesem Jahr das Neujahrskonzert. Bild: APA

WIEN. Mit den Walzer- und Polkamelodien der Familie Strauß wird auch der Neujahrstag 2021 begangen. Dirigent Riccardo Muti will Hoffnung senden.

Die Wiener Philharmoniker spielen am 1. Jänner ihr traditionelles Neujahrskonzert im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, das heuer in fast 100 Länder übertragen wird. Aufgrund der Pandemie-Bestimmungen findet das Konzert diesmal allerdings ohne Live-Publikum statt. Bereits zum sechsten Mal am Neujahrspult steht Riccardo Muti, der eine "Botschaft der Hoffnung" in die Welt senden will.

"Gerade jetzt müssen wir Hoffnung haben", so Muti am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Der Dirigent, der 2021 seinen 80. Geburtstag feiert und "seit fünfzig Jahren unser Maestro ist", wie Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer unterstrich, wird die Philharmoniker in der kommenden Saison intensiv begleiten. Bei der Entscheidung, ihn auch ein weiteres Mal mit dem Neujahrskonzert zu betrauen, war vom Coronavirus freilich noch keine Rede. "Wir haben viel diskutiert, Konzert ja oder nein", berichtete Muti. "Das Resultat war: Wir können die Musik und die Kultur nicht abschaffen."

"Wir schicken La Speranza"

Er wohne allein im Hotel, die Straßen rundherum seien leer, manchmal fühle es sich an wie ein Horror-Film, gab Muti zu. Und es sei seltsam, diese Musik, die in ihrer "Freude und Nostalgie" als unmittelbares Geschenk an das Publikum zu verstehen sei, vor einem leeren Saal zu spielen. "Die 'Polka schnell' ist wie ein rasanter Zug, der dann in einem Bahnhof einfährt. Da erwartet man, dass jemand dort auf einen wartet und reagiert." Doch das Orchester wisse, "dass wir mit Millionen von Menschen rund um die Welt verbunden sind. Wir schicken ihnen La Speranza, die Hoffnung".

Video: Rede von Dirigent Riccardo Muti

Strenge Sicherheitsmaßnahmen im Orchester

Das Orchester arbeitet mit einer strengen täglichen Teststrategie, abseits der Bühne werden stets FFP2-Masken getragen, dazu kommt das detaillierte Präventionskonzept des Musikverein und des ORF. "Wir nehmen diese Maßnahmen auf uns, weil wir es als großes Privileg empfinden, spielen zu dürfen", so Froschauer. "Mit diesem Privileg gehen wir verantwortungsvoll um." Im Goldenen Saal, der aktuell "mit Konzertsälen in der ganzen Welt das traurige Schicksal teilt, zu schweigen", wie Musikvereins-Intendant Stephan Pauly betonte, hatten noch im Herbst Konzerte - ebenfalls unter strengen Vorkehrungen - stattgefunden.

"Wir hatten 25.000 Gäste und keinen einzigen Covid-Fall." Die Pandemie habe die gesamte, weltweite Community der klassischen Musik in eine völlig unerwartete Krise gestürzt. "Die Schäden - die persönlichen und die der Institutionen - sind enorm und die Livemusik wird schmerzlich vermisst." Daher sei das Neujahrskonzert auch ein Signal der Hoffnung, "dass bald alle Musiker überall wieder spielen können", so Pauly.

Dieses Konzert wird einzigartig

Ein Fernsehevent war das Neujahrskonzert freilich schon lange. 1995 fand die erste ORF-Übertragung statt, erst jüngst wurde der Kooperationsvertrag, der auch das Sommernachtskonzert Schönbrunn u

mfasst, bis ins Jahr 2027 verlängert. "In dieser langen Reihe wird aber dieses Neujahrskonzert einzigartig sein", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. "Ich bin im Namen von Millionen von Fernsehzuschauern dankbar, die dieses starke Hoffnungssignal empfangen werden. In so vielen Ländern können Kulturereignisse nicht stattfinden. Da ist es umso schöner, dass aus Wien und in dieser Qualität die Herzen von Musikliebhabern in der ganzen Welt erhellt werden."

Herr über die vierzehn Kameras im Goldenen Saal ist Bildregie-Routinier Henning Kasten. "Er kennt den Saal und wird auch mit dem leeren Raum so umgehen, dass es ein einzigartiges und positives Erlebnis wird", versprach Wrabetz. Mit einem interaktiven Applaus-Projekt wird der ORF zudem Applausspenden von Zusehern aus aller Welt sammeln und einspielen (www.mynewyearsconcert.com). Im Pausenfilm wird diesmal das Burgenland mit seiner Natur und Kulturgeschichte, sowie mit seinem reichen musikalischen Erbe rund um Haydn und Liszt gewürdigt.

Die Wiener Philharmoniker unter Dirigent Riccardo Muti am Montag bei einer Probe für das traditionelle Neujahrskonzert im Großen Saal des Musikvereins in Wien. Bild: APA

"Eine Mischung zwischen Ideen und Tradition"

Im Konzertprogramm dominiert freilich Johann Strauß und Co. Den Auftakt macht Franz von Suppé, zwischendurch erklingen Nummern von Carl Zeller, Karl Millöcker und Karl Komzak, aus der Strauß-Dynastie sind neben den traditionellen Zugaben von Donauwalzer und Radetzkymarsch auch andere populäre Stücke wie der "Frühlingsstimmen"-Walzer oder der "Kaiser-Walzer" dabei. Das Repertoire sei für einen Dirigenten alles andere als einfach, betonte Neujahrs-Veteran Muti. "Die Leute glauben, das ist einfache Musik. Nein! Wenn du eine Mischung finden willst zwischen deinen Ideen und der Tradition, die dem Orchester innewohnt, brauchst du einen wirklich guten Piloten." Vor seinem ersten Neujahrskonzert habe er nächtelang nicht schlafen können. "Es ist schwierig, diesem Orchester mit diesem Repertoire gegenüberzutreten. Ich hatte das Gefühl, da richte ich eher Schaden an."

Die Musik sei delikat, fordernd und technisch schwierig. "Das Orchester spielt immer mit Kraft und Zuversicht, aber: so richtig entspannt man sich erst beim 'Radetzkymarsch'. Die 'blaue Donau' ist so delikat, ein kleiner Fehler ruiniert alles. Ich möchte mit dem ersten Hornisten nicht tauschen!" Auch der befreiende Radetzkymarsch wird heuer freilich anders sein, so ganz ohne Livepublikum zum Mitklatschen. "Ich wurde gefragt, wie kann man ihn ohne Applaus spielen?", so Muti. "Ich verrate ihnen etwas: Das Stück wurde ohne Applaus geschrieben!"

Applaudiert wird virtuell

Die TV-Übertragung des Neujahrskonzert übernimmt zum 63. Mal der ORF. Ab 11.15 Uhr ist das musikalische Großevent live in ORF 2 zu sehen, respektive auf Ö1 zu hören.

Die Oberhoheit über die 14 Kameras der Fernsehübertragung hat 2021 bereits zum dritten Mal Henning Kasten. Für den Kommentar sorgt indessen wieder Barbara Rett. Und damit die Philharmoniker im Saal nicht gänzlich auf Applaus verzichten müssen, setzt der ORF diesmal auf interaktive Ovationen. So hat man unter www.mynewyearsconcert.com eine Plattform aufgesetzt, mittels derer registrierte Zuschauer ihren Applaus am Ende beider Konzertteile live abgeben können. Dieser wird durch 20 Lautsprecher in den Goldenen Saal des Musikvereins eingespielt. Auch können Interessierte hier vorab ein Foto ihrer Begeisterung hochladen. Eine Auswahl der besten Aufnahmen wird dann während des Applauses eingeblendet.

Zugleich belässt es der ORF nicht bei der schieren Konzertübertragung, sondern flankiert das in fast 100 Länder weltweit übertragene Konzert thematisch. So beginnt der Neujahrstag in ORF 2 zur Einstimmung um 10.35 Uhr mit einer Reportage unter dem Titel "Auftakt zum Neujahrskonzert 2021". Neben diesem Blick hinter die Kulissen gibt es gegen 11.50 Uhr auch wieder einen Pausenfilm. Dieser ist heuer aus Anlass des 100-jährigen Bestehens dem kleinsten Bundesland gewidmet - unter dem sprechenden Titel "Happy Birthday, Burgenland!".

Ein Ballett zu Ehren Adolf Loos

Einen weiteren Jahresjubilar würdigt man mit den von Jose Carlos Martinez choreografierten Balletteinlagen während des Konzerts. Diese wurden heuer auch im Looshaus gedreht, um an den 150. Geburtstag dessen Erbauers Adolf Loos zu erinnern. Die zehn Solistinnen und Solisten des Wiener Staatsballetts sind dabei in Roben von Christian Lacroix gewandet.

Wer all das nach durchzechter Nacht lieber ausgeschlafen erlebt, für den gibt es drei Wiederholungen. ORF III zeigt das Neujahrskonzert noch am Abend ab 20.15 Uhr für Langschläfer. 3sat folgt gar erst am 2. Jänner um 20.15 Uhr und ORF 2 legt in der "matinee" am 6. Jänner ab 10.05 Uhr nach.

 

                                   
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