Mit Mozart gegen den Klimawandel
Salzburger Festspiele: Peter Sellars’ "Idomeneo"-Inszenierung geriet etwas zu einfach.
Mit dem Jugendwerk Mozarts, das bei seiner Uraufführung nicht überzeugte, also mit dem 1781 für München komponierten "Idomeneo" eröffneten die Salzburger Festspiele ihr Opernprogramm.
Das schon bei der Eröffnung viel diskutierte Thema der gesellschaftlichen Weltkrisen und des Klimawandels sollte sich am Samstagabend in der Felsenreitschule fortsetzen.
Aber so einfach, wie Regisseur Peter Sellars und sein Bühnenbildner George Tsypin es meinen und die Bühne mit Plastik zumüllen, ist das nicht. Auch das Gebet Idomeneos, das laut Programmheft reichen sollte, es regnen zu lassen und damit der Welt wieder auf die Beine zu helfen, ist nett gemeint. Die Probleme von heute sind damit nicht zu lösen.
Was bleibt dann in einer Inszenierung, die den Kampf zwischen den siegreichen Griechen in himmelblauen und den unterworfenen Kretern in braunen Camouflage-Pyjamas (Kostüme: Robby Duiveman) bloß als historisch-mythische Gegebenheit andeutet und den Vaterkonflikt von Mozarts Dramma per musica in den Hintergrund rückt? Gerade noch die Liebe, auf die sich Sellars mit feiner Personenführung stürzt und durchaus glaubhaft zu vermitteln weiß. Dass mit dem Gerümpel auf der Bühne und ein paar Lasereffekten das plastikverseuchte Meer gemeint ist, gerät zum banalen Nebenbei ohne Wirkung auf Musik und Inhalt. Da helfen auch keine polynesischen Tanzkünstler, die wie Götter aus einer anderen Sphäre Ordnung in die Welt zu bringen scheinen.
Musikalisch überzeugend waren der musicAeterna Chor der Oper Perm, der mit unglaublicher Diktion, famosem Pianissimo und grandiosem Chorklang (Leitung: Vitaly Polonsky) begeisterte, und das Freiburger Barockorchester, das Teodor Currentzis’ Vorstellung von Mozart großartig umsetzte. Behutsamer als beim "Titus" vor zwei Jahren wählte Currentzis nachvollziehbare Tempi und spielte subtil mit Klangfarben und rhythmischen Akzenten. Auch die Striche und Hinzufügungen sind plausibel, geben aber dem Bühnengeschehen trotzdem kaum Impulse.
Das Ensemble begeisterte in seiner Gesamtheit, sang makellos schön, aber einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterließ nur Nicole Chevalier als ihrer Gefühle ohnmächtige Elektra.
Paula Murrihy war ein feiner Idamante, Ying Fang eine ebenso stimmige und beinahe zerbrechliche Ilia, doch beiden gelang es nur selten, über den Schöngesang hinausreichend zu faszinieren.
In dieser Hinsicht blieb auch Russell Thomas als Idomeneo musikalisch eher blass, wie auch Levy Sekgapane (Arbace) und Issachah Savage (Sacerdote) sowie der ständig auf der Bühne dämonisch umherschleichende Jonathan Lemalu als Nerone.
Fazit: Ein eher lau verwässerter Auftakt der Salzburger Festspiele, bei dem sich nicht nur die Frage nach der Regie stellt, sondern auch nach der Ausnahmestellung festspieltauglicher sängerischer Interpretationen.
Salzburg: Premiere von W.A. Mozarts Oper "Idomeneo", 27.7.
ich glaub der Wolferl rotiert in seinem Grab wo immer es auch sein mag 😋
was wurde aus diesen Festspielen, ein Vergleich mit der Vergangenheit als es noch Sänger und Sängerinnen gab stimmt traurig!
bitte endlich abschaffen!
Mozart gegen Klimaerwärmung und wen ich nur die Namen der Darsteller und des Orchesters lese, sind die alle zu Fuß nach Salzburg gekommen und das Publikum sicher geschwommen