Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Mordmotiv: Verlorene Eroberungslust

Von Helmut Atteneder, 02. September 2019, 00:04 Uhr
Mordmotiv: Verlorene Eroberungslust
Bild: Verlag

"Drei" von Dror Mishani: "Frauenroman" mit Mann in der Hauptrolle.

In Israel ist Dror Mishani seit dem Erscheinen von "Drei" eine Art Popstar unter den Krimiautoren. Jetzt ist der Roman in deutscher Sprache erschienen, und die hymnischen Kritiken sind im Kern nachvollziehbar. In zwei langen Kapiteln geht es um den Rechtsanwalt Gil und seine sexuellen Beziehungen zur frustrierten, weil von ihrem Mann verlassenen Orna (Kapitel 1) und zu der verloren wirkenden lettischen Krankenpflegerin Emilia.

Beide Beziehungen enden für die Protagonistinnen, mit einem Plastiksack über dem Kopf, letal. Die Polizei legt beide Todesfälle als Suizide ad acta.

Gil erweist sich in der Herangehensweise jeweils als klassischer Kalt-warm-Praktiker. Immer wieder gelingt es ihm, Interesse an einer Beziehung, zumindest aber sexuelle Anziehung bei den Frauen zu erregen. Wenn der Köder fast am Haken ist, ist auch Gil wieder weg, taucht unter, lässt E-Mails unbeantwortet, hebt nicht ab, erscheint nicht zu Treffen. Meist sagt Gil die Wahrheit, hin und wieder lügt er wie gedruckt, was man im abschließenden dritten Kapitel nach und nach erfährt.

Zweifelhafter Selbstmord

Auch hier hat sich der verheiratete Mann wieder auf die Fährte einer Frau geheftet, diesmal ist es Ella, frustrierte Mutter dreier Kinder – und Studentin, um wieder Anschluss ans Leben da draußen zu finden. Die beiden treffen sich in einem Café, rauchen hin und wieder eine Winston. Gil erarbeitet sich mühsam einen Kuss, zieht sich dann wieder zurück, meldet sich wieder und bietet Ella eine kurze Liebesreise nach Polen an. Kurz vorher offenbart er ihr, dass es ihn anmache, Frauen zu erobern. Sex sei ihm gar nicht so wichtig. Was Gil nicht sagt: Wenn ich die Lust am Anmachen verliere, töte ich. Was Gil nicht weiß, ist, dass ein Polizist den Selbstmord Emilias in Zweifel zieht. Als er den Fall zu den Akten legt, scheint auch Ellas Schicksal besiegelt.

Dror Mishani hat einen Krimi geschrieben, den es beim Lesen zu erobern gilt. Die beiden ersten Kapitel beschreiben die Lebenssituationen der Frauen und die Masche ihres Mörders sehr ausführlich. Hier gibt es Längen. Im dritten und letzten Kapitel nimmt der Roman hingegen fulminant Fahrt auf. Der Autor ändert die Erzählweise, verlässt den Imperfekt zugunsten des Futurs. Eine Überraschung jagt die andere, ehe es zum Showdown kommt.

Dror Mishani: "Drei": Roman; Verlag Diogenes, 336 Seiten, 20,99 Euro

OÖN Bewertung:

mehr aus Literatur

Buchtipp: Als im Kaffeehaus noch geraucht wurde

Kleinstadt-Wahnsinn

Rechtsradikale Parteien: Treten sie wirklich für die "kleinen Leute" ein?

Weitwandern liegt voll im Trend: Dieses Buch hilft bei Vorbereitungen

Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen