Eine Familie im Standby-Modus
Die mediale Betrachtung von arbeitslosen Familien pendelt großteils zwischen Voyeurismus und Verurteilung. Was passiert, wenn man eine neutral beobachtende Sicht einnimmt, veranschaulicht der neue Kinofilm "Jetzt oder morgen" in der Regie der gebürtigen Wienerin Lisa Weber (31).
Im Laufe von drei Jahren hat Weber für ihre Arbeit eine Familie in Wien-Simmering begleitet und dabei ein intimes, berührendes, auch erschreckendes Porträt eines Lebens im Standby-Modus geschaffen, das von Sozial- und Notstandshilfe abhängig ist. Im Zentrum steht Claudia, die ihren Sohn als 15-Jährige bekommen hat. Ohne Hauptschulabschluss bekommt sie keinen Job. Eine Perspektivenlosigkeit, die auch Mutter und Bruder kennen und alle lähmt. Das Dasein beschränkt sich auf die Wohnung – ein Paradies liebevollen Zusammenhalts, unterbrochen von höllischer Verzweiflung. Ein sehr ehrlicher, zugewandter Film. (nb)
"Jetzt oder morgen": A 2020, 90 Min., Regie: L. Weber
OÖN Bewertung:
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