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"Die zwei Päpste": Päpste, die einander doch nicht zum Teufel schickten

Von Nora Bruckmüller, 09. Dezember 2019, 00:04 Uhr
Päpste, die einander doch nicht zum Teufel schickten
Zwei Briten als kirchliche Popstars: Anthony Hopkins als Benedikt (li.), Jonathan Pryce als Franziskus Bild: Peter Mountain

Anthony Hopkins und Jonathan Pryce als geniales Netflix-Duo.

Hat es sich tatsächlich so ereignet? Wissen werden wir es nie.

Was der Brasilianer Fernando Meirelles ("360") aber aus einer fiktionalisierten, geheimen Annäherung des alten Papstes Benedikt (Anthony Hopkins) und des amtierenden Franziskus (Jonathan Pryce) als Regisseur entstehen ließ, ist delikat wie wichtig.

Der Netflix-Spielfilm "Die zwei Päpste" lässt den Zuseher dabei "Mäuschen spielen", wie der konservative, gesundheitlich wie von kirchlichen Missständen angeschlagene Joseph Ratzinger 2012 geplant haben könnte, als erster Papst seit gut 600 Jahren zu emeritieren. Dafür muss sich der Bayer, damals 86, mit jenem Mann "zusammenraufen", der ihm ob seiner Sympathien wohl folgen wird: Jorge Bergoglio. Ein Argentinier, später erster nichteuropäischer Papst seit dem 8. Jahrhundert, und Jesuit – Franziskus ist das erste Oberhaupt der katholischen Kirche dieses Ordens. Überhaupt ist Bergoglio von einem anderen Geist als Ratzinger beseelt – einem der modernen Öffnung der Kirche. Dass die Auflösung dieses Patts, intelligent wie pulsierend durch Streitgespräche und Verbrüderungen im Sommersitz des Papstes und im Vatikan inszeniert, zu fesseln vermag, ist britischen Meistern des Schauspiels zu verdanken.

Päpste, die einander doch nicht zum Teufel schickten
Die Originale: Papst Benedikt (re.) und Papst Franziskus, Bild: Reuters

Mit Haut und Haaren

Anthony Hopkins (81) ist als Ratzinger nicht anders als Jonathan Pryce (72) als Bergoglio. Beide haben sich ihre Figuren mit Haut und Haaren einverleibt. Wer besser ist? Kaum zu sagen. Während man meint, so wie Pryce mit den Augen von Güte erzählt und in seinem Gesicht Milde mit Funken von argentinischem Feuer vereint, wäre kaum zu toppen, kommt eine Zwei-Sekunden-Einstellung von Hopkins. Sie zeigt einen Blick von ihm, als Bergoglio Ratzinger im Film bei dessen Wahl zum Papst fast eingeholt hätte – vortrefflich vernichtend, mit absurd-komischer Note. Denn so kennt man Hopkins aus "Das Schweigen der Lämmer". Der generelle Witz, der das ernsthafte Sakrale auf eine nahbare Ebene holt, ohne es dabei lächerlich zu machen, ist ein weiteres Plus des Drehbuchs von Anthony McCarten ("Bohemian Rhapsody"). So geht es um Fußball, bayerische Knödel, ABBA und Tango.

Dieses menschliche Schillern sowie originale TV-Ausschnitte und das wahrhaftige Spiel bereichern dieses Werk derart an Authentizität, sodass dessen Botschaft jenseits von katholischen Konzepten spürbar wird: Zwei Menschen wie "Tag und Nacht" – beide sympathisch, beide fehlbar – verteufeln einander nicht, sie treten in einen Dialog. Etwas, das heute oft so unmöglich scheint, wie einst Franziskus als Papst.

"Die zwei Päpste": GB/USA/I/ARG 2019 125 Min.,

OÖN Bewertung:

 

In OÖ im Kino: Moviemento Linz, auf Netflix: ab 20. 12.

Der Trailer zum Film:

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller

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