"Utoya, 22. Juli": Das irre Töten auf der Insel Utoya
Der eindringliche Film ist den Opfern des Massenmordes gewidmet.
"Das wirst du nie verstehen. Hör mir einfach zu. Okay?" sagt die 18-jährige Kaja in die Kamera. Als Zuseher fühlt man sich angesprochen, sieht dann aber, dass sie mit ihrer Mutter telefoniert. Kaja ist eine jener 500 Jugendlichen, die im Juli 2011 am Feriencamp der sozialdemokratischen Partei auf der Insel Utoya, 40 Kilometer von Oslo, teilnehmen. Jene Insel, auf der der Rechsextremist Anders Behring Breivik 72 Minuten lang gezielt Jagd auf Menschen gemacht, 69 Jugendliche erschossen und hingerichtet, 99 teils schwer verletzt hat. Mehr als 300 haben ein wohl lebenslang anhaltendes Psychotrauma erlitten. Regisseur Erik Poppe hat aus Erinnerungen von Überlebenden diesen Film gedreht aus der Sicht von Kaja (psychisch als und physisch stark Andrea Berntzen). Schauspieler müssen keine Leichen spielen (bis auf eine kurze Ausnahme), es gibt kein Blutmassaker zu sehen und den Attentäter nur als sekundenkurze Silhouette.
Es herrscht Angst und Panik unter den Jugendlichen auf der Flucht vor einem Massenmörder. Der Film wurde in einer einzigen Einstellung gedreht, die Kamera folgt der flüchtenden Kaja. Der Attentäter wird nicht beim Namen genannt. Der Film spekuliert nicht mit dem Grauen, er ist den Opfern und der Wahrhaftigkeit gewidmet. (sin)
"Utoya, 22. Juli", N 2018; 95 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: