"Colette": Eine junge Frau schreibt und spielt sich frei
Keira Knightley glänzt im Kino als die große französische Autorin Sidonie-Gabrielle Colette.
Eine Schildkröte, deren Panzer mit Strass verziert ist. Flirts, so frivol wie bedeutungslos. Ausstaffierte Menschen, die erhaben sein wollen, aber nur überheblich bleiben. Mittendrin: Sidonie-Gabrielle Colette.
Die junge Frau, die ihre Ehe mit Schriftsteller Willy mitten in das Pariser Gesellschaftsleben des Fin de Siècle katapultiert, in die Dekadenz Ende des 19. Jahrhunderts, verkörpert Keira Knightley. Und wie sie das tut. Allein ihre Erscheinung im Film "Colette" neben dem flamboyanten Willy, ihre zarten Gesten, die schmale, aber stets aufrechte Silhouette, ihre fragenden Augen sagen alles, was der Film sein will: die Geschichte eines Mädchens vom Land, das reifen muss und ausbrechen wird. Das Vorbild dafür war die echte "Colette" (1873–1954), eine der bedeutendsten Autorinnen Frankreichs.
Regisseur Wash Westmoreland versteht es, von Frauen zu erzählen, die sich verlieren, aber doch nie verloren sind. In "Colette" gelingt ihm das, weil er es sich mit Gegensätzlichkeiten nie leicht macht. Sie dienen nie als Schablonen, sondern als Pole. Was dazwischen ist, reizt er aus. Wie die Chemie und das Kämpfen zwischen Knightley und dem famosen Dominic West als Willy. Er ist so aufrichtig in sich selbst verliebt wie in "seine" Colette. Sie scheint so anders zu sein als er – von Substanz und Tiefe –, aber mag es doch, überall keck mitzuspielen.
Willy erkennt Colettes Talent, sie schreibt die erfolgreiche Frauenromanreihe "Claudine", Willy veröffentlicht sie als seine. Obwohl legal, ergibt das privaten Sprengstoff. Bis Colette explodiert, wird ihr Film zum Tanz zwischen Männlich- und Weiblichkeit, Fakt und Fiktion, Sex und Liebe, Menschlichkeit und Macht, Regeln und Brüchen. Ein Werk, das dank Sprache, Maske und Kulisse glänzt und fast nie an Trittsicherheit verliert. Vor allem, wenn es um Willys Allerwertesten geht.
"Colette": GB/USA/H 2018, 111 Min.,
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: