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"Es geht immer um Macht und Geld"

Von Peter Grubmüller, 14. Oktober 2021, 00:04 Uhr
"Es geht immer um Macht und Geld"
Premiere am Freitag im Linzer Musiktheater: Matjaz Stopinsek als Graf von Luxemburg Bild: Pálffy, Hörmandinger

Thomas Enzinger über Operette, Politik und seine Regie von Lehárs "Der Graf von Luxemburg"

Für die Weiterentwicklung des Lehár-Festivals in Bad Ischl ist Thomas Enzinger seit 2017 als Intendant ein Glücksfall. An allen relevanten Operetten-Bühnen im deutschsprachigen Raum hat der 58-Jährige mit seinen Produktionen Erfolge gefeiert. Nun inszeniert Enzinger erstmals am Linzer Musiktheater, am Landestheater an der Promenade hatte er 1989 seine Bühnenkarriere als Schauspieler begonnen. Thomas Enzingers Regiearbeit von Franz Lehárs "Der Graf von Luxemburg" hat am Freitag Premiere.

OÖN: "Der Schmarrn ist fertig, und wenn es keinen Erfolg haben wird, habt ihr es euch selbst zuzuschreiben!" Mit diesen Worten soll Lehár diese Operette 1909 dem Theater an der Wien übergeben haben. Inwiefern hat sich Lehár bei der Bewertung dieses Welterfolgs geirrt?

Thomas Enzinger: Lehár hat diesen Satz später ja selbst relativiert, immerhin ist "Der Graf von Luxemburg" nach der "Lustigen Witwe" und "Land des Lächelns" sein am meisten gespieltes Stück. Es war ein Auftragswerk und schon bei seiner "Witwe" hat das Theater nicht an den Erfolg geglaubt. Es wurde sogar das Ausstattungsbudget gekürzt. Vielleicht hat Lehár, der damals bereits ein Weltstar war, mit dieser Aussage dem Theater etwas reinwürgen wollen (lacht). Aus heutiger Sicht hat das Stück auch einige Knackpunkte.

Zum Beispiel?

Dass eine Frau erst Gräfin werden muss, um gesellschaftlich etwas zu bedeuten – das hat heute kaum noch Relevanz. Deshalb ist der Grundkonflikt, dass eine Sängerin eine Scheinehe mit einem Grafen eingeht, um später einen Fürsten heiraten zu können, nicht mehr nachvollziehbar.

Wie haben Sie das gelöst?

Lehár hatte immer starke Frauenfiguren, in meiner Bearbeitung habe ich die Geschichte in ihrer Zeit belassen, aber den Grund, warum diese Frau den alten Kerl heiratet, verändert: Bei mir hat sie ein eigenes Theater, was damals nicht unüblich war – und sie ist schwer verschuldet. Das war einst so fatal wie heute, vor allem für Frauen. Ihre Not wird dadurch plausibel – doch dann kommt ihr die Liebe dazwischen. Um diese Situation dynamischer zu gestalten, habe ich noch zwei Revue-Nummern von Lehárs "Clo-Clo" ergänzt.

Scheinehen wurden im Zuge der Flüchtlingsthematik aufs Neue aktuell, von der Korrumpierbarkeit ganz zu schweigen.

Richtig, und was uns dieses Stück aufs Neue vor Augen führt ist, dass keine Gesellschaftsschicht vor Untiefen gefeit ist. Es geht immer um Macht und Geld, dieses Grundthema zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte.

Österreich wird oft als Operetten-Republik bezeichnet. Beleidigt dieser Titel eher das Land oder das künstlerische Genre?

(Lacht) Eindeutig das künstlerische Genre, weil eine Operette hat nichts Negatives. Was man von der Politik nicht behaupten kann. Ich wehre mich überhaupt gegen diesen Begriff, weil die Operette dadurch abgewertet wird. Dass die Operette irgendwann belächelt wurde, daran sind Macher und Theater vor 20, 30 Jahren teilweise selbst schuld. Sie haben die Operette wie eine rasche, populäre Einnahmequelle abgefertigt und nicht ernsthaft gearbeitet. Um sich die einstige Bedeutung von Operette vorstellen zu können: "Die lustige Witwe" ist allein zu Franz Lehárs Lebzeiten auf der ganzen Welt mehr als 300.000 Mal gespielt worden. Wenn überhaupt, dann schafft das heute Andrew Lloyd Webber mit seinen Musicals.

Inwiefern konnten Sie bei der Besetzung mitreden?

Wenn man zum ersten Mal an einem Haus inszeniert, ist die Auswahl aus dem Ensemble schwierig, weil man die Leute nicht persönlich kennt. Ich habe meine Ziele formuliert, und herausgekommen ist eine großartige Besetzung. Aber natürlich war darauf zu achten, in erster Linie das Ensemble des Hauses zu beschäftigen. Eine große Freude ist es, mit Alfred Rauch zu arbeiten, den ich noch aus meiner Zeit als Schauspieler am Linzer Landestheater kenne. Er spielt den Fürsten Basil Basilowitsch und er ist perfekt, quasi wie draufgespuckt für diese Rolle.

Die Choreografin Evamaria Mayer haben dennoch Sie mitgebracht?

Das wollte ich unbedingt, und ich hab es auch geschafft. Für mich ist Operette ein Gesamtkunstwerk, deshalb haben wir acht Tänzerinnen und Tänzer – niemanden vom Haus, nur Gäste – gecastet. Auch keine Studierenden, die noch in der Ausbildung stecken, sondern lauter Leute aus der ersten Liga. Ihr Part ist für das gesamte Stück enorm wichtig.

Was haben Sie in Ihren bisherigen Jahren in Bad Ischl für Ihre künstlerische Arbeit gelernt?

Ich bin dort ja nicht nur Intendant, sondern auch Geschäftsführer. Das heißt, ich muss mich selbst beschränken, damit sich budgetär alles ausgeht. Als Künstler ist es meine Verpflichtung, zu fordern, zu fordern, zu fordern. Als Geschäftsführer muss ich bremsen, bremsen, bremsen. Ich sehe jetzt die Realitäten des Theaters anders. Und manchmal fängt die Fantasie wegen Beschränkungen erst so richtig zu arbeiten an.

Sie haben als Schauspieler begonnen, inwiefern spüren Sie die Sehnsucht, wieder einmal selbst auf der Bühne zu stehen?

(Lacht) Diese Sehnsucht war nie wirklich da. Ich hab zwar parallel zum Zivildienst die Schauspiel-Ausbildung gemacht, wollte aber immer Regisseur werden. Ich hab mir gedacht, es würde nicht schaden, Schauspieler zu sein, um zu verstehen, wie man mit Darstellern umgeht. Schon nach zwei Jahren hab ich das Schauspiel-Diplom gemacht, und weil ich so bald fertig war, bin ich halt zu Vorsprechen gegangen. Und dann hab ich von 1989 bis 1991 dieses Engagement in Linz bekommen. Danach hab ich unter anderem im Kabarett Simpl und im Theater an der Josefstadt gearbeitet, aber es war der logische Weg, vom Spielen wegzugehen und Regie zu führen.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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