Schlossmuseum Linz: Wandeln auf den Spuren der Römer
Eine zierliche "Häschenfibel" als Gewandnadel, wohl für ein Kind. Ein Ring, dessen filigrane Einlegearbeit aus Glaspaste den Götterboten Hermes auf einem Delphin zeigt: Wer die Träger dieser Schmuckstücke aus der Römerzeit waren, bleibt ein Geheimnis der Geschichte. Manch andere konnten ihr hingegen jene rund 30 Archäologiestudierenden der Universität Salzburg entlocken, die seit 2021 jeden Sommer in Oberösterreich zu Gast sind, um in Kooperation der OÖ. Landes-Kultur GmbH an mehreren Standorten Lehrgrabungen durchzuführen. Ihre Fundstücke sind bis Ende Jänner in drei großen Vitrinen im Foyer des Linzer Schlossmuseums zu bestaunen (Eintritt frei).
Lebensnahes Geschichtsbuch
Sie stammen von einem römischen Gutshof in Königswiesen im Attergau, von Gebäuden entlang der Hauptstraße von Lauriacum/Enns und – als jüngste Grabung heuer – aus Thalheim bei Wels, wo Fundamente aus dem ersten bis vierten Jahrhundert nach Christus von "einer suburbanen Villa mit Traumblick über Wels" samt Fußbodenheizung zeugen, sagt Stefan Traxler. Er ist seit 2013 Sammlungsleiter für Römerzeit, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie am OÖ. Landesmuseum und leitet mit Felix Lang von der Uni Salzburg die Grabungen.
Zu bestaunen sind auch etliche Münzen, zur Gänze erhaltene flache Backschalen, bronzene Beschläge von Truhen – Alltagsgegenstände, die vom Leben einst erzählen. Wie auch die packende Publikation "Abenteuer Latein – Faszination Archäologie" (ALFA, wie die gleichnamige Arbeitsgruppe: https://alfa-online.at). Der 300 Seiten schwere Band krönt zugleich die heuer 20-jährige Zusammenarbeit der ARGE Latein und der OÖ. Landesmuseen.
Als fächerübergreifendes (Schul-)Buch vereint das Werk das römische Erbe Oberösterreichs mit Einblicken in das Leben einst. Von einer Übersicht über die Provinz Noricum (das heutige Oberösterreich) beleuchtet jedes Kapitel einen Bereich: Von den Göttern über die römische Küche, Handwerk, Körperpflege, Badekultur bis zu Muße und Freizeit spannt sich der Bogen, bereichert um etwa 600 Abbildungen. Jedes Kapitel schlägt eine Brücke zu Fundstellen in Oberösterreich, auch auf einer großen Landkarte vermerkt.
Wie nebenbei finden sich lateinische Vokabel und Texte zum jeweiligen Kontext. "Wir sind wirklich sehr stolz auf den Band", deutet Stefan Traxler die Mühen an, die das Team in achtjähriger Arbeit nicht gescheut hat.
Die Grabungen mit Studierenden sollen auch im kommenden Sommer in Thalheim weitergehen. "Wir versuchen, möglichst zerstörungsfrei zu arbeiten und zielgerichtet zu graben", verweist Traxler auf dabei angewandten Methoden von Geomagnetik und Georadar. Fündig werden die (angehenden) Archäologen oft bereits knapp unter der Humusschicht, wo in nur etwa 40 Zentimetern Tiefe unser aller Geschichte ruht.
Ausstellung: Die Römer in Oberösterreich, Foyer Schlossmuseum, zu sehen bis 28. 1., Eintritt frei.
Buchtipp: Peter Glatz, Andreas Thiel, Stefan Traxler (Hg.): "Abenteuer Latein – Faszination Archäologie", erhältlich im Schlossmuseum und unter 0732 7720 522 64 bzw. per Mail: katalogbestellung@ooelkg.at