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Das Wunder der Geldgebung

Von Helmut Atteneder, 28. Oktober 2020, 00:04 Uhr
Das Wunder der Geldgebung
Der Mainstream war Peter Ablinger stets egal: „Ich wollte das Unbedingte, auch um den Preis, dass es weh tut und sperrig ist.“ Bild: Privat

Der in Lenzing aufgewachsene Komponist Peter Ablinger gewann den Staatspreis für Musik.

Über dem sanfthügeligen Landschaftsrücken in Seitelschlag tut sich der "Behmische" besonders leicht. Ungezügelt braust der kalte Wind aus Tschechien herüber und über die Ulrichsberger Ortschaft im Mühlviertel hinweg. Für einen ist dieser unangenehme Windgruß aus dem Norden Musik: Peter Ablinger hat hier am 4. April 2008 den ersten Akt seiner "Landschaftsoper Ulrichsberg" gepflanzt. Ja, gepflanzt.

Diese haptischen Töne verbreiten eine Esche, eine Eiche, eine Pappel, eine Tanne – insgesamt 20 Bäume, deren Blätter- und Nadelrauschen gut bei Nordwind musiziert. "Arboretum Seitelschlag" nennt Peter Ablinger sein Werk, das Teil des Kulturhauptstadtjahrs Linz 09 war. Ablinger, 1959 in Lenzing geboren und aufgewachsen und seit 1982 in Berlin lebend, wurde nun für seine gelinde gesagt außergewöhnlichen Kompositionen mit dem mit 15.000 Euro dotierten Österreichischen Kunstpreis, Kategorie Musik, ausgezeichnet.

Kunst ohne jede Rücksichtnahme

"Das ist aus heiterem Himmel gekommen", sagt der Preisträger. Denn der Mainstream war dem Jazzmusiker und studierten Komponisten stets egal. Aus Ablingers Mund hört sich das so an: "Ich habe nie wirklich Rücksicht auf das Publikum genommen. Ich bin einem idealistischen Wahrhaftigkeitswahn gefolgt, ich wollte das Unbedingte, auch um den Preis, dass es weh tut und sperrig ist. Die Leute sagen oft, ich bin verrückt. Aber verrückt sind eigentlich die Leute, denn die geben sogar Geld dafür. Das ist das größte Wunder."

Wahrhaftigkeit habe er gewählt, nicht Berühmtheit. Gerade hat er in seinem "Atelier", einer riesigen Werkstatt in Berlin samt Flügel und Computer, eine klassische Ablinger-Arbeit abgeschlossen. Platz braucht der Fan der Rockband "The Doors" nämlich, weil seine Kompositionen oft in großflächige Performances ausufern.

Was das in diesem Fall war? "Ich habe mit dem Berliner Flötisten Erik Drescher eine Art Ultraschall-Flöte aus dem Fußregister einer gebrauchten Orgel gebaut. Die geht zweieinhalb Oktaven nach oben, das tut schon richtig weh. In die Tiefe haben wir es mit Flaschen erweitert. Daraus wurde ein einstündiges Mehrspurprojekt, bei dem wir rund 70 Instrumente übereinandergestapelt haben." Was daraus werden soll? "Vielleicht eine CD oder ein Hybrid-Konzert aus Live- und Tonband-Musik."

Für seine Projekte nutzt Peter Ablinger seine Vielseitigkeit und sein Talent in der bildenden Kunst, die den bekennenden Free-Jazzer immer wieder zur Musik zurückbringen. Einer Musik, die einzigartig ist. So wie der Rauschklang der 20 Bäume hoch oben in Seitelschlag.

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Autor
Helmut Atteneder
Redakteur Kultur
Helmut Atteneder
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