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Genialer Klang, unverstandene Akustik

Von Michael Wruss, 05. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Genialer Klang, unverstandene Akustik
Der Maestro mit dem Zahnstocher: Stardirigent Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester aus St. Petersburg Bild: Herzenberger

Valery Gergiev dirigierte Bruckners Vierte in der Stiftsbasilika von St. Florian.

Am Freitag gab das Mariinsky Orchester St. Petersburg unter seinem Chefdirigenten Valery Gergiev in der Stiftsbasilika St. Florian sein zweites Konzert im Rahmen des Gastspiels beim Brucknerfest. Auf dem Programm ein großes Werk des Genius loci, Bruckners Vierte. Ein spannender Abend, was die Klanggestaltung anbelangte. Gergiev schien geradezu magnetisch von der weitläufig gültigen, fast dogmatisch vertretenen Ansicht besessen zu sein, dass Bruckner in seinen Orchesterwerken vom Orgelklang ausgegangen ist und diesen inklusive der abrupten Dynamik mit den Instrumenten genial kopiert hat.

Sensationelle Choralthemen

Wenn die Bläser des Mariinsky Orchesters anhoben, dann klang es tatsächlich, als würden die Choralthemen einem groß registrierten Pleno der Brucknerorgel entströmen. Das war schlicht und einfach sensationell. Gergiev, der bei seiner Designation als neuer Chef der Münchner Philharmoniker über die problematische Akustik in der dortigen Philharmonie am Gasteig meinte, es sei die erste Aufgabe des Dirigenten, die Akustik zu verstehen, enttäuschte in dieser Hinsicht in St. Florian.

Denn die ausladende Klanglichkeit der Stiftsbasilika lässt einerseits nicht jedes Tempo zu und verlangt, was viele große Dirigenten hier schon vorexerziert haben, Geduld bei den Übergängen.

Speziell dort, wo auf ein exorbitantes Fortissimo ein absolutes Pianissimo folgt. Das kann nicht wirken und schafft harmonische Probleme. Denn wenn man den Anschluss nicht hört, sondern erst ein paar Sekunden später wahrnimmt, was da im Pianissimo abläuft, dann hat sich die Musik bereits weiterentwickelt und passt harmonisch nicht mehr zum Davor. Und was gibt es Schöneres, einem derart brillant erdachten Orgelklang des Orchesters beim Verhallen nachzulauschen?

Insofern traf auch die Interpretation, die in klanglicher Hinsicht absolut herausragend war, nicht immer das Brucknersche Idiom und vor allem die darin verborgene oberösterreichische Mundart – speziell im Scherzo, das einerseits jagdmäßig ungebremst dahingaloppierte, aber im Trio über die eigenen Beine zu stolpern schien. Vom nobel aufpolierten gemächlichen Ländler war hier nicht viel zu spüren. Dennoch ein feines Konzert, das zeigte, dass man auch in Russland Bruckner musizieren kann, aber doch mit einem ganz anderen Fokus und vielleicht nicht mit demselben Gefühl und Verstand, wie man es hier gewohnt ist. Aber Ungewöhnliches erweitert auf jeden Fall den Horizont.

Brucknerfest: Konzert des Mariinsky Orchesters unter Valery Gergiev in der Stiftsbasilika St. Florian, 2. Oktober

OÖN Bewertung:

 

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