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Eine Familie und ihre Geheimnisse

Von Christian Schacherreiter, 17. Juni 2017, 00:04 Uhr
Eine Familie und ihre Geheimnisse
Bild: Verlag

Die gebürtige Oberösterreicherin Birgit Müller-Wieland hat mit ihrem neuen Roman "Flugschnee" einen anspruchsvollen Familienroman vorgelegt.

Die Schriftstellerin Birgit Müller-Wieland lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland. Dass sie im oberösterreichischen Schwanenstadt geboren wurde, gerät da fast in Vergessenheit. Müller-Wieland ist promovierte Germanistin, ihr facettenreiches, mit mehreren Preisen ausgezeichnetes Werk umfasst Lyrik, Prosa, Essays und Libretti.

Ihr jüngstes Buch "Flugschnee" ist ein kunstvoll gebauter Familienroman, der vier Generationen in einem spannungsreichen Handlungsgefüge zueinander in Beziehung setzt. Das älteste Familienmitglied, von dem erzählt wird, ist Johanna. Sie ist 1943 bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen, weil sie den schützenden Keller verlassen hat, um ihr Strickzeug zu holen. War das wirklich nur Gedankenlosigkeit? Johannas älterer Sohn, gefallen im Krieg, hieß Arnold Ernst, der jüngere Lorenz. Im Stiegenhaus des alten, würdigen, aber mittlerweile baufälligen Familienwohnsitzes hängen die einschüchternden Gemälde der Ahnen.

Zu Lorenz und seiner Frau Helene, die nach und nach der Demenz verfällt, hat das alles noch einigermaßen gepasst, bei ihrem Sohn Arnold sind die Auflösungserscheinungen der Familientradition nicht mehr zu leugnen. Dass er eine österreichische Bildhauerin heiratet, irritiert die Eltern, ohne dass sie sich widersetzen würden. Aber letztlich kommt es doch so, wie sie sich das wohl vorgestellt haben. Nach jahrelangen Versuchen, die Bruchstellen einer schwierigen Ehe irgendwie zu kitten und zu tolerieren, trennen sich Vera und Arnold. Er findet bei der deutlich jüngeren Anda noch einmal ein junges Familienglück (dessen Haltbarkeit allerdings offenbleibt). Arnolds und Veras gemeinsame Kinder heißen Lucy und Simon. Sie gehören nicht nur zu einer nervösen, labilen jungen Generation, sondern sind auch von den lange wirksamen Schatten verschwiegener und verdrängter Familiengeheimnisse belastet. Eines Tages ist Simon verschwunden, Lucy gerät in eine massive Krise.

Die Autorin erzählt uns diese Familiengeschichte nicht in einem stringenten, chronologisch aufgebauten Plot. Vielmehr legt sie die Handlungselemente wie Mosaiksteine auf, in Zeitsprüngen, scheinbar assoziativ, fragmentarisch und aus wechselnden Perspektiven. Leser mit Konzentrationsschwächen könnten bisweilen den roten Faden verlieren.

Müller-Wielands Erzählverfahren hat aber Methode und Konsequenz. Vom Schluss her betrachtet erschließen sich die gestalterischen Linien dieses anspruchsvollen, stilistisch sehr schönen und menschlich berührenden Romans. Birgit Müller-Wieland wertet und verurteilt nicht, sie macht uns das verletzende und verletzliche Mängelwesen Mensch etwas verständlicher – und das ist viel!

 

Birgit Müller Wieland: "Flugschnee", Otto Müller Verlag, 341 Seiten, 20 Euro.

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