Die wichtigsten Fragen zum Mediendeal des Jahres
Es ist der Mediendeal des Jahres: Horst Pirker übernimmt die Anteile des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr an der Verlagsgruppe News (VGN).
Der 56-jährige Medienmanager, seit 2014 bereits VGN-Geschäftsführer, hält mit 56 Prozent nun die Mehrheit an der größten Magazingruppe Österreichs. Was steckt hinter diesem Deal? Was bedeutet dieser für die Zukunft von Magazinen wie "News" oder "Profil"? Die OÖNachrichten beantworten die wichtigsten Fragen rund um diesen medienpolitischen Knalleffekt.
1. Wie kam der Verkauf an Horst Pirker überhaupt zustande? Und warum?
Noch vor wenigen Wochen stellte sich Gruner + Jahr demonstrativ hinter die Verlagsgruppe News, jetzt folgt der Verkauf der Anteile. "Wir unterstützen unseren Geschäftsführer Horst Pirker ohne jede Einschränkung", hieß es damals. Was Brancheninsider als Bekenntnis zur VGN interpretierten, war offenbar ein reines Bekenntnis zur Person Pirkers. So überraschend der Zeitpunkt des Verkaufs, liegt das Abstoßen der Anteile doch auf der Linie, die Gruner + Jahr konsequent verfolgt. 2013 trennte sich der Medienriese von allen Beteiligungen in Serbien, Slowenien und Polen, im Jahr darauf zog er sich aus Kroatien und Indien zurück, 2015 folgte das Aus in Italien. Der Ausstieg bei der VGN ist die logische Folge. Der strategische Schwerpunkt liege "auf der Transformation aller unserer Geschäfte, zuvorderst in den Kernmärkten Deutschland und Frankreich, und raschem digitalen Wachstum" heißt es aus Konzern.
2. Welche Rolle spielten die Millionenverluste der Verlagsgruppe News?
Eine große, ohne Zweifel. 2014 und 2015 machte die Verlagsgruppe News jeweils rund fünf Millionen Euro Verlust. Obwohl Gruner + Jahr vor wenigen Monaten noch 15 Millionen Euro Eigenkapital nachschoss, war der Glaube an eine finanziell rosige Zukunft der Gruppe offenkundig enden wollend. Dass sich der geheim gehaltene Kaufpreis im "symbolischen Bereich" bewegen soll, spricht Bände.
3. Welche Pläne hegt Pirker für die Zukunft der News-Gruppe? Was ist zu erwarten?
Der langjährige Vorstandschef der Styria Media Group gilt als harter Sanierer und polarisierender Charakter. Bereits als VGN-Geschäftsführer griff Pirker kompromisslos durch: "Format" wurde mit dem "Trend" unter einer Dachmarke fusioniert, das Monatsmagazin "First" eingestellt. "Wir müssen noch weiter an Dynamik zulegen, und das werden wir auch tun", sagte Pirker kurz nach der Übernahme. Für viele Mitarbeiter klingt das wie eine veritable Drohung. Das Aus für unprofitable Magazine, Einsparungen und auch Entlassungen sind zu erwarten.
4. Naht also das baldige Ende für das Verlags-Problemkind, das Magazin "News"?
Nein, vorerst nicht. Pirker im O-Ton: "Sicher ist, dass ich ‘News’ nicht einstellen möchte." Erst 2015 installierte Pirker Eva Weissenberger als neue Chefredakteurin, auch das Redaktionsteam wurde komplett umgekrempelt. Die ehemalige Chefredakteurin der "Kleinen Zeitung Kärnten" wird von Horst Pirker Zeit bekommen, das Ruder herumzureißen. Wie viel Zeit? Das ist die große Frage. Einzelne Gesellschafter der Verlagsgruppe sollen nämlich vehement auf eine rasche Einstellung von "News" drängen. In der Zwischenzeit soll "News" als Bindeglied zu Gruner + Jahr dienen. Bereits jetzt übernimmt "News" Geschichten des "Stern", in Zukunft sollen "News"-Beiträge auch in dem deutschen Magazin erscheinen.
5. Welche Gesellschafter halten ebenfalls noch Anteile an der News-Gruppe?
Pirker hält 56 Prozent an der Verlagsgruppe, der "Kurier" ist mit 25,3 Prozent beteiligt. Den Brüdern Wolfgang und Helmuth Fellner ("Österreich") gehören 18,7 Prozent (siehe Ausgliederung unten).
6. Was hat Horst Pirker mit dem "Profil", dem zweiten Sorgenkind des Verlages, vor?
Eine spannende Frage. Denn das seit Juli 1998 unter der Leitung von Christian Rainer stehende "Profil" kämpft seit Jahren gegen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Bereits zu seinem Einstand als Geschäftsführer der News-Gruppe 2014 sprach Pirker von "Hausaufgaben", die das 1970 von Oscar Bronner gegründete Magazin erfüllen müsse. Ob diese mit einem Chefredakteur Rainer, über den ja lange Jahre Raiffeisen-Chef Christian Konrad seine schützende Hand hielt, erledigt werden, ist derzeit zumindest fraglich.
7. Was sagt die Politik zu dem gigantischen Pirker/News-Gruppe-Deal?
Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) bewertet den Einstieg von Horst Pirker in die Verlagsgruppe News positiv. Vor allem, dass Pirker dezidiert die Fortführung des Flaggschiffs "News" angekündigt hat, kommentierte er gestern erfreut: "Das ist ein guter Schritt, dass er das vorhat." Er selbst sei von Pirkers Übernahme "auch überrascht" worden, so der in Kematen an der Krems geborene Minister. Aber "er weiß, wovon er redet", zollt er Pirker Respekt. Dieser sei "einer der erfahrensten Medienmanager des Landes".
Die Verlagsgruppe News: Von Fellner bis Pirker
164 Seiten, Kaufpreis 20 Schilling, 100.000 Exemplare: So lauten die Kennzahlen der Markteinführung von „News“. Im Oktober 1992 startete das von Helmuth und Wolfgang Fellner gegründete Wochenmagazin. Der Start von „News“ markierte die Geburtsstunde des dazugehörigen Verlags. Anfang der 90er hielt der Springer-Verlag 50 Prozent, bevor 1998 Gruner+Jahr einstieg. Heute verfügen die Fellners über eine Beteiligung von 18,7 Prozent ohne Mitspracherecht.
In den vergangenen Jahren kämpfte der Verlag mit starken Reichweitenrückgängen. Heute finden sich zwölf Magazin-Titel im VGN-Portfolio: Neben „News“, „Profil“, „TV-Media“, „Woman“ und „Trend“ sind das die Special-Interest-Titel „Autorevue“, „Bühne“, „E-Media“, „Golfrevue“, „Gusto“, „Lust aufs Leben“ und die „Yachtrevue“. 2014 übernahm Horst Pirker das Ruder. Als Geschäftsführer sollte er den Verlag wieder auf Kurs bringen. Jetzt ist er Mehrheitseigentümer.
Manches hört man nicht so gerne, oder verdrängt es sogar. Es löst sich aber dadurch sicher nicht. Sich damit auseindandersetzen!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die heißeste Zeit der Printmedien noch kommen wird. Wenn dann die Generation Facebook in das Alter kommt, wo sich die jetzige Käuferschicht nach gedruckten Zeitungen umgeschaut hat, wird diese Generation mit großer Sicherheit ausfallen. Die Alten werden eben ohne Ersatz wegfallen. Da hilft dann keine Kinderausgabe mehr, welch Oma/Opa bezahlt haben. Die heutigen Kids werden genau so mit der Zeit gehen und sich nicht mehr in ihrer Freizeit durch den Papierwald durchkämpfen. Ist doch heute schon ihr Medium Facebook. Das, oder etwas Ähnliches wird es auch als Informationsmedium bleiben.
Der Kärntner Horsti wird's schon richten. Die Frage ist nur, hat er was dafür bezahlt - das glaub ich nämlich nicht. Übernahme der Schulden und das war's.
Ist ja ein Medienprofi der's wirklich kann. Allerdings hatte er bei der Styria ein Flaggschiff 'Kleine' die für alle Verluste aus DiePresse, Wirtschaftsblatt, Magazinverlag etc. in der Konzenbilanz aufkommen konnte....
Glück? Wünsch ich ihm nicht.... Die Leute dort tun mir leid, weil der ist ein Menschenverachter....
Das "Profil" betreibt jedenfalls zum Teil noch tiefschürfende Recherche und bereitet komplexe Themen oft gut auf (manchmal auch weniger).
Ich erinnere nur an die kritischen Worte von Michael Nikbakhsh über den Griss-Bericht zur HAA, der von vielen anderen Medien ganz unkritisch über den grünen Klee gelobt wurde.
Es wäre schade um Profil, denn dessen Arbeit übernimmt in der österreichischen Medienlandschaft sonst kein einziges anderes Medium.