"Ein, zwei Siege – dann ist Dominic brandgefährlich"
Die US Open sind das Lieblings-Turnier von Österreichs Nummer eins – zum Auftakt trifft Thiem auf den Spanier Gimeno-Traver.
Flushing Meadows, Platz 13, 13 Uhr: Dominic Thiem steht in der prallen Sonne. Die Luftfeuchtigkeit ist fast unerträglich. Und doch drischt der Niederösterreicher, der am Donnerstag 22 Jahre alt wird, auf die gelbe Filzkugel ein. Immer und immer wieder. Hart und immer härter.
Es gilt, sich den Feinschliff für das heutige Auftaktspiel bei den mit 42,3 Millionen Dollar dotierten US Open in New York zu holen. Gegner ist der Spanier Daniel Gimeno-Traver (Bilanz 1:1). Im "Garten", einem kleinen Park vor der Spieler-Lounge, treffen sich die OÖNachrichten ein paar Minuten nach der schweißtreibenden, 45 Minuten dauernden Übungseinheit mit Österreichs Nummer eins und dessen Trainer Günter Bresnik.
"Fünf Mal war ich schon in New York, fünf Mal als Spieler (drei Mal als Jugendspieler, Anm.). Als solcher siehst du von der Stadt nicht viel", erzählt Thiem. In Manhattan wohnen er, sein Vater und der Trainer in einem "Spielerhotel". Aufstehen, auf die Anlage fahren, trainieren, und zum Abendessen gehen. "Das ist dann quasi der Höhepunkt am Tag", sagt Thiem.
Sushi isst er am liebsten, Süßes lässt er so gut wie immer weg. Und Alkohol? "Ich habe noch nie ein Bier getrunken. Ich mag den Geruch nicht", sagt Thiem mit einem Augenzwinkern. Ob das tatsächlich stimmt, verrät er nicht. Aber auch Jürgen Melzer trinkt keinen Alkohol.
Der Fokus gilt aber sowieso dem Tennissport. Und damit den US Open. Im Achtelfinale war der Youngster im Vorjahr. Eine starke Leistung. Doch nicht nur deshalb mag er dieses Turnier besonders: "Von den Grand-Slam-Turnieren mag ich das in New York fast am meisten. Die Stimmung ist unfassbar, die Fans extrem begeistert." Sogar das Wort "magisch" nimmt der Niederösterreicher in den Mund: "Mir fällt nichts ein, das ich kritisieren könnte."
Training mit Djokovic
Die große Frage ist die Form. Zwei Vorbereitungsturniere hat Thiem auf US-Hartplätzen gespielt, dabei ist er jeweils in der ersten Runde gescheitert. Dafür hatte es die vergangene Woche in Long Island in sich. Zu seinen Trainingspartnern gehörte unter anderen Novak Djokovic, die Nummer eins der Welt. Trotzdem ist Trainer Bresnik vorsichtig: "Das Werkl muss erst ins Laufen kommen, da ist noch Stillstand. Aber mit ein, zwei Siegen in den Beinen kann er brandgefährlich werden." Die Auslosung hätte weit schlimmer können. Sollte sich der als Nummer 20 gesetzte Niederösterreicher in der ersten Runde durchsetzen, trifft er entweder auf Benjamin Becker (D) oder Denis Istomin (Uzb). So weit denkt aber keiner. Thiem greift wie die meisten Sportler zu Stehsätzen: "Ich schaue von Spiel zu Spiel."
Bresnik war jedenfalls mit der Übungseinheit zuvor überhaupt nicht zufrieden: "Das war schlecht." Thiem dagegen schaut auf seine Schlaghand. An vielen Stellen hat er Verhärtungen. Das jahrelange Eindreschen auf die Bälle hat Spuren an der Innenhand hinterlassen. Doch ohne diese Spuren wäre er mit seinem jungen Alter nicht so weit gekommen. Und schon gar nicht zu den US Open.